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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Sektion hat sechs Türpaare, und die beiden Sektionen vorn und hinten haben je vier. An jedem Ende befindet sich auch eine Fahrerkabine. Der Wagen soll den technischen Angaben zufolge Platz für vierhundertundvierzehn Personen bieten, davon einhundertsechsundzwanzig auf Sitzplätzen und zweihundertachtundachtzig auf Stehplätzen.

    Glücklicherweise waren sie heute Nacht nicht alle besetzt gewesen.

    In dem Wagen hatten sich sechzehn Personen befunden.

    Aber das waren mehr als genug. Der Mann hatte jetzt genügend Gleichgewicht wiedergefunden, um den Blick erneut auf die Fotos zu richten.

    Das erste Bild zeigte die Sicht nach vorn vom zweitletzten Türenpaar des Wagens aus gesehen, zu Beginn des durch Gummifalze abgetrennten letzten Drittels des Wagens. Links war viel Platz nach vorn - zwei Drittel des Wagens, und er schien umso weniger stark beschädigt zu sein, je weiter man nach vorne sah, abgesehen davon, dass sämtliche Fenster im Wagen herausgeflogen waren. Aber dort lag ein Arm. Das heißt: Man konnte sehen, dass es ein Arm gewesen war, wenn man sich sehr anstrengte, teils um überhaupt etwas zu erkennen, teils um den Mageninhalt bei sich zu behalten. Bei dem gegenüberliegenden, total zerstörten Türpaar, war nichts. Aber rechts, am unteren Bildrand, war etwas zu erkennen. Es hatte eine sehr diffuse Form, war aber so beunruhigend, dass der Mann, der es betrachtete, ein deutliches Unbehagen verspürte, ehe er zum nächsten Bild griff.

    Dieses war direkt mit Blick auf den zweitletzten Sitzplatzbereich des Wagens aufgenommen.

    Und es zeigte ein einzigartiges Spiel von Form und Farbe - wie Action-Painting.

    Der Mann vor den Bildern nahm sich zusammen und verengte den Blick. Das war nie seine Stärke als Polizist gewesen, und es wurde mit den Jahren immer schwieriger. Trotzdem war es hin und wieder notwendig. Um sich nicht übergeben zu müssen. Um nicht daran denken zu müssen, was für ein Gefühl es gewesen war. Um nicht weinen zu müssen. Und um die Fakten zu fixieren.

    Und so sahen die Fakten aus: Ein einzigartiges Spiel von Form und Farbe, ungefähr wie Action-Painting.

    Weiter konnte man nicht kommen.

    Und länger konnte man es nicht betrachten.

    »Wieso hast du die?«

    Der Mann vor den Bildern wandte sich von dem zerbombten U-Bahn-Wagen ab und sah sich nach dem anderen Mann um. Dem Mann, der in sein großes Dienstzimmer gekommen war und ihn angesprochen hatte.

    »Weil ich Polizist bin«, sagte Paul Hjelm. »Weil ich immer noch Polizist bin.«

    »Aber das da ist doch wohl nicht deine Aufgabe«, sagte Niklas Grundström streng.

    »Die Aufgabe hat mit der Sache nichts zu tun«, erwiderte Paul Hjelm und wandte sich seinem Chef zu, der im Übrigen Chef der Abteilung für interne Ermittlungen in der gesamten schwedischen Polizei war.

    Paul Hjelm selbst war nur der Chef der Stockholmer Abteilung dieser Instanz.

    Niklas Grundström war wie immer tadellos gekleidet und machte einen eleganten und kraftvollen Eindruck. Er schwenkte eine Mappe und kam ein paar Schritte näher, den Blick auf die Reihe vermutlich abstrakter Kunstwerke gerichtet.

    »Genauer besehen ist es gut, dass du dich mit dem Fall befasst.«

    »Auweia!«, sagte Paul Hjelm.

    Grundström hielt mitten in der Bewegung inne und sah ihn an.

    »Auweia?«, wiederholte er.

    »Du willst doch nicht sagen, dass ein Polizist die U-Bahn gesprengt hat.«

    Grundström gab ein Schnauben von sich - meist war das die Vorstufe zu seinem völlig überraschenden, hellen Jungenlachen. Aber dieses Mal ließ er es dabei bewenden.

    »Was glaubst du?«, fragte er stattdessen und zeigte auf die Bilder an der Bürowand.

    Hjelm schüttelte eine Weile den Kopf. Dann sagte er:

    »Weiß nicht.«

    »Aber irgendetwas arbeitet in diesem Schädel«, sagte Grundström und zeigte mit der Mappe auf Hjelms Kopf. »Das habe ich gelernt zu sehen.«

    Hjelm schnaubte und sagte:

    »Ich versuche mir vorzustellen, wie es normalerweise aussieht, wenn elf Personen in einem dieser neuen, großen U-Bahn-Wagen sitzen. Unregelmäßig verteilte Menschen, einige paarweise, vielleicht eine Gruppe. Aus irgendeinem Grund pflegt man in der U-Bahn Gesellschaft zu meiden. Irre ich mich?«

    »Nicht direkt«, sagte Grundström. »Ich suche immer die freien Plätze.«

    »Ja, ich auch«, nickte Hjelm. »Aber wie haben die hier sich hingesetzt?«

    Niklas Grundström betrachtete die Reihe der Fotos genau und nickte ebenfalls.

    »Ich sehe«, sagte er. »Nahe beieinander, aber doch

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