Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Wolke ab. Aber das geht nicht. Man kann nicht vor seiner Wolke abhauen. Er hatte eine große, schwere, schwarze Wolke über dem Kopf, viel größer als deine, mein Freund. Deshalb möchte ich wissen, wie du deine losgeworden bist, mein anderer Freund. Wie hast du das gemacht?«

    »Lass uns versuchen, die verschiedenen Wolken auseinanderzuhalten«, schlug Grundström ohne ein Zeichen von Ungeduld vor. »Halten wir uns an die Wolke, die aus dem U-Bahn-Eingang kam. Da war noch etwas mit diesem Mann, oder? Etwas Besonderes?«

    »Seine Wolke war groß. Vielleicht ein Zehntel von meiner.«

    »Aber du hast ihn wiedererkannt? Du hattest ihn schon mal gesehen?«

    »In seiner Wolke brannte ein Feuer. Das habe ich noch nie gesehen. Wie Gasplaneten im Universum. Wie die Sonne. Protuberanzen.«

    »Wie was?«, entfuhr es Grundström.

    »Protuberanzen.« Hjelm konnte sich nicht verkneifen das Wort zu wiederholen. »Gasbeulen auf der Sonnenoberfläche, die zuweilen, wenn sie aktiv sind, ziemlich weit hinausgeschleudert werden. Bis um ein Vielfaches des Erdballs.«

    »Danke«, sagte Grundström mit Grabesstimme.

    »Es können sich auch Teile ablösen«, fuhr Hjelm fort. »Kleine Stücke der Sonne, die ins Universum geschleudert werden.«

    »Danke«, wiederholte Grundström wie zuvor. »Was wollen Sie damit sagen, Arvid.« Arvid starrte sie an und sagte: »Unter der Wolkendecke brodelte Magma.«

    »Und Sie haben ihn also wiedererkannt?«

    »Ich wollte Astronom werden«, sagte Arvid mit kreisrunden Augen. »Ich wollte das riesige Universum verstehen. Interessiert man sich nicht für Menschen, wenn man sich für das Universum interessiert? Das haben sie gesagt, als sie mich schlugen.«

    »Wer hat Sie geschlagen?«, reagierte Grundström ganz automatisch. »Im Streifenwagen? Hier im Arrest?«

    »Im Kongo«, sagte Arvid. »Dort war es hart. Wir haben getötet. Ich habe getötet, weil sie böse zu mir waren. Sie fanden, ich sei ein Trottel, weil ich Astronomie studierte. >Du bist ein Idiot, Arvid. Es gibt genug schwarze Löcher in Afrika.<«

    »Hat man 1960 schon von schwarzen Löchern gewusst?«, fragte Paul Hjelm.

    »Jedenfalls von denen in Afrika«, sagte Arvid.

    Und dann wiederholte Paul Hjelm seine kleine Geste gegenüber Grundström und spürte, wie die Süße des Triumphes durch seinen Kreislauf rann und sich Wohlbehagen in seinem Körper ausbreitete.

    »Haben Sie den Mann auf der St.Eriksgata wiedererkannt?«, fragte Grundström.

    »Ja«, sagte Arvid glasklar.

    »Wer war es?«

    »Es war ein Polizist.«

    »Danke«, sagte Grundström. »Wissen Sie, wer es war?«

    »Es war ein Polizist, der schlimmste von allen. Er hieß Hans-Jörgen. Ich fand, dass es deutsch klang. Und er war genauso wie ein Nazi. Er kam nie auf die Idee, dass Neger Menschenwert haben könnten.«

    »Jörgen ist ein skandinavischer Name«, sagte Paul Hjelm. »In Deutschland würde er Jürgen heißen.«

    »Aber in Dänemark heißen sie j0rgen«, sagte Arvid.

    »Das stimmt«, gab Hjelm zu.

    »Es war also ein Polizist, den Sie vor der Rauchwolke fliehen sahen?«, fragte Grundström mit versteinerter Stimme.

    »Er und seine Leute haben mich mit Lederriemen gefesselt. Und dann haben sie mich geschlagen. Ich glaube, sie haben zum Fesseln die Trageriemen der Gewehre genommen. Dann schlugen sie mich, bis ich versprach, mehr Neger zu töten als sie. Dann haben wir gesoffen. Das Saufen habe ich im Kongo gelernt. Hans-Jörgen hat mir das Saufen, Töten und Ficken beigebracht. Er war Polizist in Södertälje. So war das.«

    »Sah der Polizist, den Sie gestern gesehen haben, wie Hans-Jörgen aus?«, fragte Grundström tapfer weiter und zeigte auf sein Papier. »Haben Sie das gemeint, als Sie sagten, Sie hätten ihn wiedererkannt? Denn so steht es hier, genau das haben Sie zu den Kollegen vom Arrest gesagt: >Er ist Polizist, und ich weiß, wer er ist. Wenn ihr mich gehen lasst, sage ich, wer er ist.< Das ist ein direktes Zitat aus dem Polizeibericht.«

    »Er war der Teufel«, sagte Arvid. »Ich verstehe erst jetzt, dass er der Teufel in Person war. Der echte Teufel. Er muss natürlich die Gestalt eines Menschen annehmen, wenn er auf der Erde etwas ausrichten will.«

    »Meinen Sie jetzt den Polizisten auf der St.Eriksgata?«, fragte Grundström beherrscht.

    »Da ist die Wolke.«

    »Wir konzentrieren uns jetzt auf das, was heute Nacht passiert ist.«

    »Die Wolke um uns wird größer. Die schwarze Wolke. Wir können sie bekämpfen. Wenn auch nur bis

Weitere Kostenlose Bücher