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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Eheleut beschleucht
unn habbe Krach gemacht.
Uff aamal duds en dumpfe Schlach,
die Fraa lieht uff de Gass
unn alle Kinner singe laut
des mächt en Heidespaß:
    Refrain:
Die Fraa Rauscher aus de Klappergass,
die hot e Beul am Ei,
ob’s vom Rauscher, ob’s vom Alte kimmt,
des klärt die Bolizei.
Die Fraa Rauscher aus de Klappergass,
die hot e Beul am Ei,
ob’s vom Rauscher, ob’s vom Alte kimmt,
des klärt die Bolizei
.
    En Griene hot den Fall gesehn,
un kimmt im Laafschritt aa.
Der Ehemann rieft ganz erschreckt,
ich hab er nix gedaa.
Mei Alt, die kennt kaa Maß un Ziel,
die hat zuviel gebaaft,
drum hat der liebe Herrgott sie
mit aaner Beul bestraft
.
    Refrain
    Jetzt geht’s uffs Bolizeirevier,
die Bubbe hinnerdrei.
Des is en intressante Fall,
des leucht doch jedem ei.
De Kommissar is ganz empört
Un sächt, des is doch doll.
De Griene, wie sich des gehört,
der gibt zu Protokoll:
    Refrain
    Jetzt wär’s genuch, die Rauschern hat
sich mit ihrm Mann versöhnt,
des kennt mer schon un is mer aach
in solche Fäll gewöhnt,
doch so en beeser Zeitungskerl
dut mehr als wie saane Pflicht,
am annern Tach stehts dick un braat
im Bolizeibericht:
    Refrain
    (Musik: Norbert Bruchhäuser, Text: Eugen Strouhs)
    Anhand einer an der Außenfassade in einem Glaskasten ausgehängten Getränkeliste läßt sich viel über den Charakter einer Lokalität sagen. Hütchen dreifünfzig und Weizen dreiachtzig, das war eine vernünftige Preisgestaltung, las und fand Herr Schweitzer. Wenigstens keiner dieser unsäglichen Szenenschuppen, die allesamt nur eine kurze Lebensdauer hatten und spätestens nach einem Jahr wieder ums Überleben kämpften, wenn die Meute einem neuen Kneipier-Guru folgte.
    Er wollte gerade eintreten, als Jürgen herausstürzte und ihn fast über den Haufen rannte. Jürgen war in Form, Herr Schweitzer nicht. Folglich war das Observationsobjekt verschwunden, als Herr Schweitzer die Große Rittergasse erreichte und in die Richtung blickte, in die er Jürgen hatte rennen sehen. Er drehte noch eine Runde, fand aber die Spur nicht wieder. Unter dem einsetzenden Regen betrat er das Lokal neben der Frau Rauscher.
    Wäre das alles an einem anderen Ort außer Sachsenhausen passiert, Herr Schweitzer hätte zumindest mal einen Blick auf das Wirtshausschild geworfen. Hier war es jedoch nicht nötig, denn selbst im Schlaf würde er die Kneipe wiederfinden. Gleich neben der Frau Rauscher, einfacher ging’s nimmer. Doch das Wirtshausschild war Programm: Zur schwulen Frau Rauscher. Hätte Herr Schweitzer es vor dem Betreten nur mal gelesen …
    Die holde, langbeinige Dame mit dem Schlitz im Kleid hinter dem Tresen fand er ausgesprochen hübsch. Ihr magisches Lächeln zwang ihn, direkt in der Kampfzone einen Barhocker zu erklimmen. Ein einziger Gast in schwarzer Lederkluft und Pornobalken – veraltet und umgangssprachlich für martialischen Oberlippenbart – saß zwei Hocker weiter und stierte in sein Bierglas.
    „Was darf’s denn sein, mein Schnuckelchen?“ fragte ihn eine etwas zu tiefe, rauchige Whiskeystimme. Herr Schweitzer achtete jedoch mehr auf die Worte selbst. Da konnte sich Bertha, die Wirtin vom Weinfaß, mal eine Scheibe abschneiden, die ihn in letzter Zeit zunehmend rüder mit „Na, du alter Penner“ und ähnlichem willkommen hieß. Er mußte ja nicht gleich ihr Schnuckelchen sein, ein wenig mehr an Höflichkeit tät’s auch schon.
    Das Schnuckelchen entschied sich für ein Weizenbier.
    „Mit einem Zitrönchen? Das ist gut für die Libido.“
    „Na, wenn dem so ist, dann mit Zitrönchen, bitte.“ So viel sexuelle Ausstrahlung hatte sich Herr Schweitzer gar nicht mehr zugetraut. Er liebäugelte jetzt schon damit, einfach so mal wieder vorbeizuschauen.
    „Der hat Liebeskummer, und ich bin übrigens die Lola“, sagte sie, als sie ihm das Glas servierte und auf den anderen Gast deutete. So schnell hatte Herr Schweitzer noch nie zur Familie gehört.
    „Was weißt du schon von Liebeskummer, du blöde Schwuchtel?“ hinterfragte eine weinerliche Stimme.
    Jaja, dachte Herr Schweitzer, so kenne ich’s vom Weinfaß her. Man merkt doch gleich, daß man in Sachsenhausen ist. Bestimmt würde aus dem Schnuckelchen nach ein paar Besuchen ebenfalls eine blöde Schwuchtel werden.
    Noch währte man aber den Anfängen: „Und, Schnuckelchen, erzähl mal, wer bist du denn?“
    Och, er wohne hier, sei nur zufällig mal vorbeigekommen und habe das neue Kneipenschild gelesen und sich gedacht, da müsse er doch mal reinschauen, was

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