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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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abgesehen.
    Der ausführliche Zeitungsartikel der Frankfurter Rundschau datierte vom Dezember 1996. Herr Schweitzer erinnerte sich auch sofort an diesen Fall, der damals einiges an Aufsehen erregt hatte. Ja, er glaubte sogar, exakt diesen Artikel schon einmal gelesen zu haben. Eine kriminelle Bande hatte hochrangige Beamte und andere in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten beim Bordellbesuch und den damit einhergehenden rhythmischen Tätigkeiten gefilmt und diese damit späterhin erpreßt. Nicht wirklich originell, dachte Herr Schweitzer. Und hätte sich seinerzeit nicht ein städtischer Bediensteter der Schmach wegen kopfüber vom Goethe-Turm gestürzt – ein Tod zum Nachteil des Beschmähten –, der Fall wäre wohl nicht über die Regionalseiten der Frankfurter Presse hinausgekommen, zumal die Erpresser die geforderten Summen moderat gehalten hatten. Und Horst K., der Hauptangeklagte, hatte auch nur wegen seines üppigen Vorstrafenregisters die von der Staatsanwaltschaft geforderten zehn Jahre erhalten. Alle anderen waren mit Bewährungsstrafen davongekommen. Jürgen Sikora wurde mit keinem Wort erwähnt. Ein mit einer Büroklammer angehefteter Zettel verriet Herrn Schweitzer, daß K. für Keller stand.
    Herr Schweitzer stieß einen Seufzer aus. Nicht im Traum glaubte er, daß dieser Horst Keller sich nach so langer Zeit sofort nach seiner Entlassung wieder in kriminelle Aktivitäten stürzte. Doch er hatte viertausend Euro Honorar erhalten, und dafür wollte er auch etwas tun. Die einzige Schwierigkeit, mit der er rechnete, war, Sabine davon zu überzeugen, daß es ein geradezu unmenschlicher Kraftakt gewesen sei, diesen Horst Keller ausfindig zu machen, nur um festzustellen, daß er sich wieder voll ins soziale Gefüge integriert hatte, und Jürgen die Pistole in der Tat nur zum Selbstschutz erstanden hatte.
    Mit einem Miau bedankte sich Kater Mikesch bei Herrn Schweitzer für die Käsescheibe.
    Sein gesunder Menschenverstand ließ ihn das Ausschlußverfahren anwenden. So hatte es Herr Schweitzer bei seinem Schwager Hans Hagedorn, dem Detektiven, gelernt. Ergo holte er beim Einwohnermeldeamt gegen eine kleine Gebühr die Frankfurter Adressen aller Horst Kellers ein. Es waren nur zwei, und die waren auch noch mit den beiden im Telefonbuch aufgelisteten identisch. Das Geld hätte er sich sparen können, aber wer konnte das schon vorher wissen? Hinterher ist man immer klüger.
    Ob er vielleicht etwas am Sträußchen habe, wurde er vom ersten Keller gefragt, als er unter dem Vorwand, als Journalist einen Artikel über den zehn Jahre zurückliegenden Erpressungsfall schreiben zu wollen, angerufen hatte. Der zweite dieses Namens war nicht zu Hause, dafür aber Feuerwehrmann, wie er von Jan, dem Filius der Familie, erfuhr. Aber Jan wolle auf keinen Fall Feuerwehrmann wie sein Papi werden, sondern reich. Herr Schweitzer hatte daraufhin erwidert, das sei ein sehr ernstzunehmender Berufswunsch, und man könne ihn, Jan, dazu nur gratulieren. Und stünde er, Herr Schweitzer noch mal vor der Wahl, er würde sich bei Jan abgucken, wie man das anstellt, das mit dem Reichwerden. Oder was er, Jan, denn von einem Berufsziel Detektiv halte, das habe sich Herr Schweitzer nämlich auch mal überlegt, das könnte schließlich doch auch sehr interessant sein. Aber nein, da muß man so wie sein Papi auch am Sonntag arbeiten, das sei also völlig daneben. Und Detektiv im Kaufhaus, da habe man Mami letztens erwischt, sei auch nicht besser. Zwar müsse man da nicht nachts, aber samstags doch ran. Herr Schweitzer bedankte sich artig für dieses interessante Gespräch, nein, der Papi müsse nicht zurückrufen, und legte auf.
    Er hatte immer noch nicht vor, sich von diesem Fall vereinnahmen zu lassen. Heute abend würde er noch in des Polizisten Frederik Funkals Stammkneipe, dem Frühzecher, gehen. Und ein paar Tage später hätte er dann die Informationen, wohin man diesen Horst Keller entlassen und wo er überhaupt eingesessen habe. Dann vielleicht noch eins, zwei Mal Jürgen Sikora beschatten, um zu der Erkenntnis zu gelangen, die Wege von Keller und dem Juwelier haben sich endgültig getrennt. Vielleicht heimlich ein paar Fotos schießen. Das kommt immer gut und vermittelt wie nichts anderes den Eindruck von Seriosität. Am besten mit harmlosen Kumpels beim Skat. Sabine Sikora zu beruhigen, war die einzige Schwierigkeit, die Herr Schweitzer zu diesem Zeitpunkt sah, beziehungsweise sehen konnte.
    Ein paar Tage später, es war

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