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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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mithörte. Die Exklusivität dieser Insiderinformation war ihr wichtig. „Verstehe. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich sag nix.“
    Herr Schweitzer wußte, wenn Bertha sagte, sie sagt nix, so brannte es ihr ungeheuerlich unter den Nägeln, dem Nächstbesten was zu sagen. „Das weiß ich doch, Bertha.“
    Die Wirtin reckte einen Daumen in die Höhe. „Gut, Simon. Weiter so.“
    „Sag mal, wo sind die denn heute alle?“ wollte Herr Schweitzer wissen, denn unter den Gästen war kein bekanntes Gesicht.
    „Ich glaube, die wollten heute kegeln gehen. In der Bowlingbahn am Henninger-Turm.“
    „Hmm. Komisch, daß mir keiner was gesagt hat.“
    „Tja, du warst ja gestern auch nicht hier. Da ham die das ausgemacht. Weizenwetter hat mit Semmler gewettet, daß er besser kegeln kann.“
    „Und, kann er?“
    „Woher soll ich das wissen? Vielleicht kommen die ja später noch vorbei.“
    Schade, dachte Herr Schweitzer. Er wäre gerne mitgegangen. Gekegelt hatte er schon lange nicht mehr. Das letzte Mal vor zehn Jahren.
    Entgegen seiner Gewohnheit blieb er nur auf zwei Gläser Rotwein.
    Herr Schweitzer lag längst im Bett, als die fröhliche Runde um Weizenwetter und Buddha Semmler im Weinfaß aufkreuzte. Tatsächlich war Weizenwetter als Sieger hervorgegangen. Und bei Schließung des Lokals trugen alle die Information mit nach Hause, im Keller der neuen Schwuchtelbar Zur schwulen Frau Rauscher würden rumänische Heimkinder zur Prostitution abgerichtet. Der halbe Bundestag sei darin verwickelt, und schon bald würden die ersten Köpfe rollen.
    Noch weitaus dramatischere Formen hatte das Geflüster um die neue Bar am nächsten Nachmittag angenommen. Seine Freundin war beim Friseur gewesen und hatte dort aufgeschnappt, Simon schwebe in Lebensgefahr, ja, eigentlich sei er so gut wie tot. Marias Friseurin hatte daraufhin noch den Rat erteilt, sie und Simon mögen doch für eine Weile untertauchen. Sie habe da einen Verwandten in der Lombardei, dort könnten sie sich verstecken bis Gras über die Sache gewachsen sei.
    Obschon Maria Gerüchten gegenüber dieselbe Einstellung hegte wie Herr Schweitzer, hatte sie es nicht mit einem Achselzucken abgetan, sondern war umgehend im Mittleren Hasenpfad erschienen.
    „Du, Simon, das geht eindeutig zu weit“, sagte sie, nachdem sie ihm den Bericht ihrer Friseurin weitergegeben hatte.
    „Ach Schatz, was ist denn los mit dir? Du weißt doch, wie das hier in Sachsenhausen läuft. Ich schwöre dir, da ist überhaupt nichts dran. Ich muß nur noch ein Foto von diesem doofen Jürgen mit dieser häßlichen Lola schießen, dann kann ich die Akte schließen.“ Aus Sicherheitsgründen verschwieg er ihr den Feger. Der eigenen Sicherheit wegen. Frauen mögen es nicht so sehr, wenn andere hübsche Frauen auftauchten – heiße Feger und superheiße Bienen waren da besonders brisant.
    Maria war über Herrn Schweitzers Tun fast immer informiert. Geheimnisse voreinander hatten sie noch nie gehabt. „Trotzdem. Da versuchen ein paar harmlose Homosexuelle, sich hier eine Existenz aufzubauen, was schon schwer genug ist, und dann heißt’s plötzlich, aus ihrem Keller würden via Internet pädophile Pornos live in die ganze Welt übertragen. Lustig ist das nicht. Oder wie würdest du das finden, wenn man dir so etwas unterstellt?“
    Wo sie recht hat, hat sie recht, sagte sich Herr Schweitzer. Aber ihm war auch klar, würde er dem Gerücht entgegentreten, hieße es hernach, das BKA habe eine absolute Nachrichtensperre verhängt. „Maria. Schatz. Jetzt mach dich mal locker. In ein paar Tagen redet kein Mensch mehr darüber. Neue Gerüchte über ein ganz anderes Thema werden auftauchen. Und wie immer wird nichts älter sein als die Nachrichten von heute.“ Er zog Maria zu sich und umarmte sie.
    Ein zusätzliches Küßchen besänftigte sie vollends. „Na, wenn du meinst. Wollen wir’s mal hoffen. Sehen wir uns heute abend?“
    „Kann ich dir noch nicht sagen. Kommt ganz drauf an, was Jürgen so vorhat. Du weißt, das Foto …“
    „Ja, ich weiß. Aber paß auf dich auf, und laß dich vor allem nicht erwischen.“
    „Du kennst mich doch.“
    „Deswegen sag ich’s ja.“
    Auch wenn dies nur ein harmloses Geplänkel war, geholfen hat Marias Rat zur Vorsicht nicht. Herr Schweitzer wurde nämlich erwischt.
    Alle, die sich je mit der Arbeit eines Detektiven beschäftigt haben, wissen, daß es mitunter Tage oder gar Wochen dauern kann, bis man ein Foto hatte, wie Herr Schweitzer eines brauchte. Daß

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