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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Lola und Jürgen geküßt.“
    Beim letzten Wort verwandelte sich das fromme Lamm zurück in eine hysterische Ziege: „Und wieso hast du mir nicht sofort Bescheid gegeben?“
    „Weil mein Auftrag anders lautete.“
    Sabine sah aus, als stünde sie vorm Platzen.
    Als Gegenmaßnahme hüstelte Herr Schweitzer leise.
    „Also gut“, sagte Sabine zornig und kramte in ihrer Handtasche. Heraus kam ihr Scheckheft. Und dort trug sie feinsäuberlich die Zahl Zweitausend ein. „Hier. Ich will ein Foto von Jürgen mit Lola.“
    „In flagranti?“ erkundigte sich der Detektiv süffisant.
    Ihr Blick war stechend. „Küssen reicht vollkommen.“
    „Ich bleib am Ball. Du hörst von mir.“ Der Scheck verschwand in seiner Hosentasche.
    „I’m too sexy for this shirt, so sexy that it hurts“, trällerte Herr Schweitzer, nachdem das Glockenspiel der Tür hinter ihm verklungen war.
    Einer sympathischeren Klientin hätte er auseinandergesetzt, daß es vor Gericht schon lange keine Gewichtung mehr hatte, wer von den Partnern am Scheitern einer Ehe die Schuld trug. Deswegen seien solche Fotos auch völlig nutzlos. Doch Herr Schweitzer sagte sich, zum einen sei er kein Rechtsanwalt, zum anderen habe er nichts dagegen, wenn Sabine ihr Geld zum Fenster rausschmiß. Und wenn er direkt hinter der Fensterbank stand und es auffing, umso besser. Jetzt mußte nur noch das Foto her, und er war um sechstausend Euro reicher. Herr Schweitzer strahlte, als stünde er bereits unter Denkmalschutz.
    Heute Ruhetag, las Herr Schweitzer zu seinem Bedauern. Von Maria hatte er sich genaustens die Handhabung des Fotoapparats, der im begrenzten Umfang auch als Kamera einsetzbar war, erklären lassen. Schon im Urlaub hatte er ungläubig gestaunt, daß man mit diesen Digitaldingern Fotos, die nichts geworden sind, sofort wieder löschen konnte. Nun hatte er das Gerät umsonst dabei, denn auch in der Wohnung der Sikoras hatte kein Licht gebrannt. Für heute war Jürgen also verschollen. Nun ja, dachte er, so schnell schießen die Preußen nicht. Dann werd ich halt morgen weitermachen. Unweigerlich führten ihn seine Schritte ins Weinfaß.
    Nirgends ist die stille Post lauter als in Sachsenhausen. Und wie bei der echten Post kommt es auch hier gelegentlich zu Verzögerungen.
    Gleich nach seinem Eintreten hatte die Wirtin krakeelt: „Simon, haste schon gehört? Letztes Wochenende ham se in de Klappergaß ne Schwuchtelbar eröffnet.“
    Herr Schweitzer tat empört: „Nee. Was du nicht sagst. Hier in Sachsenhausen?“
    „Wenn ich’s dir sage. Und einen Darkroom ham se auch. Weiß ich aus erster Hand.“ Bertha sprach so laut, daß sich ein paar Gästeköpfe drehten.
    „Ein Darkroom?“ Herr Schweitzer hatte wirklich keine Ahnung.
    „Na, du weißt schon. Da machen die Sex drin. Jeder mit jedem. Ganz durcheinander.“
    „Nee, Bertha, das glaub ich nicht. Du erzählst mir doch Räuberpistolen …“
    „Na hör mal. Ich hab’s vom Buddha Semmler, und der muß es schließlich wissen, wo er doch quasi um die Ecke arbeitet.“
    Herr Schweitzer fand es einfach nur herrlich. Doch es war an der Zeit, reinen Tisch zu machen: „Du Bertha, ich muß dir was gestehen. Ich war auch schon drin.“
    „Im Darkroom?“ Die Wirtin wich erschrocken zurück und nahm ein Geschirrtuch, um sich vor den AIDS-Bazillen zu schützen.
    „Quatsch. Nein, ich mußte recherchieren. Mein neuer Fall …“
    Vor Erleichterung ließ sie das Geschirrtuch fallen: „Puuh. Und ich dachte schon …“
    „Tztztz, Bertha, Bertha.“
    „Äh, und dein neuer Fall, du sag mal, was ist mir da zu Ohren gekommen?“ Diesmal beugte sie sich zu Herrn Schweitzer über die Theke, so daß sie mit den Lippen fast sein Ohr berührte. „Weizenwetter hat mir gestern gesteckt, den Kinderpornoring hättest du ganz allein zerschlagen. Die Bullen brauchten bloß noch die Handschellen klicken zu lassen. Und ein paar Minister sind auch in die Sache verstrickt, so hört man.“
    Natürlich hätte er an dieser Stelle den Gerüchten ein Ende setzen können. Doch wozu? Niemand nahm Schaden, und seiner Reputation als Privatdetektiv konnte es nur förderlich sein. Außerdem mußten sich die Leute ja mit irgendwas die Zeit vertreiben. Wichtig war nur, daß er, Herr Schweitzer, es besser wußte. So flüsterte er: „Ich würde dir ja gerne mehr sagen, wie du dir bestimmt denken kannst. Aber die laufenden Ermittlungen … der Fall ist noch längst nicht abgeschlossen.“
    Bertha blickte sich um, auf daß auch keiner

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