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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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halten würde, und es gab auch keinen Ort, wohin sie gehen und dann zu lange wegbleiben konnte. Ich bin in einem hübschen Käfig gelandet, und ihr ist das nur recht , dachte Rica. Sie will nicht, dass ich auch noch verschwinde.
    Sie seufzte und wandte sich ab. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte, sie kannte sich hier überhaupt nicht aus. Schließlich entschloss sie sich für die Richtung, aus der sie die Kinderstimmen hörte. Wer weiß, vielleicht gab es dort einen Sportplatz oder so was. Zumindest gab es da Menschen, die jünger als zwanzig waren. Viel jünger, so wie es sich anhörte. Aber gut, man konnte nicht alles haben.
    Ein grasiger Pfad führte von dem Klinkergebäude weg den Hang hinunter. Er war überschattet von einem Gewirr dichter Zweige und wirkte ein wenig wie ein grüner Tunnel. Rica blieb an seiner Mündung stehen und betrachtete ihn einen Moment lang versonnen. Sie überlegte, ob sie ihre geliebte Kamera hervorkramen und ein Bild von diesem unwirklichen Tunnel schießen sollte. Ein Tor in die Anderswelt , dachte sie. Doch sie entschied sich gegen die Kamera. Sie war noch ein ganzes Jahr lang hier, mindestens. Der grüne Tunnel konnte eine Weile warten, bis er fotografiert wurde.
    Sie folgte dem Pfad bergab, und die Kinderstimmen wurden lauter. Jetzt vernahm Rica auch die eine oder andere tiefere Stimme, keine Lehrer oder sonstige Erwachsene. Jugendliche. Vielleicht Trainer, vielleicht auch einfach ein paar ältere, die die Kids vom Sportplatz vertreiben wollten. Rica beschleunigte ihre Schritte.
    Der Pfad öffnete sich auf einen seichten Grashang, der leicht abfiel, bis er in eine ebene Fläche überging, auf der sich tatsächlich hübsch aufgereiht vier Tennisplätze, ein Fußballfeld und eine Aschebahn befanden. Rica hielt inne, um sich die ganze Szenerie in Ruhe anzusehen. Das Fußballfeld war übersät mit Kindern – Unterstufler, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt – , die lautstark und ausgelassen Völkerball spielten. Zwei der Tennisplätze waren ebenfalls besetzt, einer von zwei unfassbar hübschen Mädchen mit langen Beinen unter ihren Tennisröckchen und unwahrscheinlich blonden Haaren, der andere von einem gemischten Paar. Eine Gruppe Jugendlicher hatte zwei Bänke zwischen den beiden Plätzen in Beschlag genommen, und sie taten so, als ob sie das Spiel des gemischten Pärchens beobachteten. Dabei warfen zumindest die Jungen immer wieder sehnsüchtige Blicke zu den blonden Mädchen hinüber. Typisch .
    Rica grinste.
    Die drei Jungs hockten dicht beieinander, kumpelhaft, scheinbar tief ins Gespräch vertieft. Ein Stück weiter die beiden Mädchen, die nicht so richtig dazuzugehören schienen, aber auch nicht vollkommen ausgeschlossen waren. Sie saßen auf der Lehne der zweiten Bank, hielten ihren Blick fest auf das Spielfeld mit dem gemischten Pärchen gerichtet und warfen den Jungs ab und zu eine Bemerkung zu.
    Rica setzte sich wieder in Bewegung, den Hang hinunter und direkt auf die Gruppe zu. Eines der Mädchen entdeckte sie als Erste. Sie hatte lange, auffällig rote Haare, die ihr in einer weichen Mähne den Rücken hinunterfielen, und trug Jeans und eine geblümte Bluse. Ein bisschen zu brav für Ricas Geschmack. Die andere war deutlich auffälliger. Sie hatte eine pechschwarze Igelfrisur. Wahrscheinlich gefärbt. Mit Gel waren ihre kurzen Haare zu kleinen Spitzen gezupft, und sie hatte zu ihrer Jeans ein leuchtend pinkfarbenes, eng anliegendes T-Shirt angezogen. Nicht ganz der Aufzug, in dem sich Rica hätte sehen lassen wollen, aber immerhin nahe genug dran.
    Die Rothaarige stieß der Pinkfarbenen einen Ellbogen in die Seite und deutete auf Rica. Gemeinsam starrten ihr die beiden Mädchen entgegen, als wäre sie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Na ja, vielleicht war das für diese Landeier ja auch so. Reiß dich zusammen, Rica, du weißt doch gar nicht, woher sie stammen. Nur weil sie auf diese Schule gehen. Und außerdem: Du klingst wie eine arrogante Zicke, falls du es noch nicht bemerkt hast.
    »Hey«, begrüßte die Rothaarige Rica. Sie lächelte schüchtern. »Bist du neu hier?« In ihrer Stimme lag ein ganz leichter Akzent, den Rica nicht einordnen konnte. Jedenfalls glaubte sie nicht, dass er hier in den Schwarzwald gehörte.
    Rica zuckte mit den Schultern, legte den Kopf schief und sah die Mädchen so lange fragend an, bis diese verstanden und ein Stück auf der Lehne beiseiterutschten, sodass Rica sich zu ihnen setzen konnte. Sie

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