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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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Man konnte jedoch nicht leugnen, dass alle hier besser angezogen waren, sich aufrechter hielten und die Nasen ein wenig höher trugen als bei ihr zu Hause. Rica guckte an sich herunter, auf das enge T-Shirt, die kurzen Hosen und Leggings – ihr Markenzeichen – , heute gelb und rot geringelt. Sie passte nicht hierher. Diese Welt von gut angezogenen und wohlerzogenen Mädchen und Jungen war nicht ihre. Einen Augenblick lang fühlte sie sich furchtbar einsam.
    Doch dann entdeckte sie eine rote Mähne in der Menge. Eliza ging mit gesenktem Kopf an ihr vorbei, ohne sie zu sehen, den Blick auf den Boden gerichtet, die Schultern ein wenig hochgezogen, eine Pose, als erwartete sie im nächsten Moment Schläge. Rica zögerte nur einen Augenblick, bevor sie Eliza hinterherrannte.
    »Hey, Eliza!«
    Das andere Mädchen zuckte zusammen und blieb stehen. Sehr langsam drehte sie sich zu Rica um. Auf ihrem Gesicht lag solches Misstrauen, dass Rica ein wenig zurückwich. Aber jetzt hatte sie die andere schon auf sich aufmerksam gemacht.
    »Sorry, ich hatte keine Ahnung, wo ich hinmuss«, stieß sie hervor. Eliza musterte Rica eindringlich. Warum ist sie denn so misstrauisch? Ich habe ihr doch gar nichts getan.
    Plötzlich spielte ein leichtes Lächeln um Elizas Mundwinkel. »Zeig mal deinen Stundenplan!«, forderte sie Rica auf.
    Rica zog ihn aus ihrem Rucksack heraus, strich ihn glatt und streckte ihn Eliza hin.
    Eliza studierte den Zettel, als wären dort irgendwelche Staatsgeheimnisse verzeichnet. »Bio und Physik«, murmelte sie. Sie grinste. »Du bist in meiner Klasse, kannst einfach mitkommen.« Sie machte eine einladende Geste in die Richtung, in die sie gerade unterwegs gewesen war. Es sah so ungewöhnlich aus, dass Rica sich ein Lachen verkneifen musste.
    »Cool. Machen wir so.«
    Eliza wirkte seltsam erleichtert, als hätte sie eine andere Antwort erwartet. Sie nickte und wandte sich dann ab, um weiterzugehen. Sie schwieg, und irgendwie war dieses Schweigen so unangenehm, dass Rica begann, einfach loszuplappern, ohne richtig darauf zu achten, was sie eigentlich sagte. Eliza war einfach nur sehr ruhig und wirkte gefasst, und Rica kam sich fast wie ein kleines Kind vor, aber trotzdem konnte sie nicht aufhören zu reden, es war beinah wie ein Zwang.
    Sie durchquerten die Eingangshalle – ein monströses Gebilde mit holzgetäfelten Wänden und einem Marmorfußboden, der mehr an ein altes Schloss als an eine Schule erinnerte. Dann bogen sie in einen Gang ab, der in den neueren Teil des Gebäudes führte. Der Unterschied war gravierend, fast als wären sie in eine neue Welt eingetaucht. Marmorboden und Holz an den Wänden machten glattem blauem Linoleum und einer gläsernen Fensterfront Platz, die den Blick auf einen winzigen Innenhof freigab. Ein paar verwilderte Büsche und dichtes Unkraut wucherten bis kurz vor die Glasscheiben und machten den Korridor trotz all der Fenster seltsam dunkel.
    Dann bogen sie um eine Ecke – und fanden sich unter Wasser wieder. Zumindest war das der erste Eindruck, der sich Rica aufdrängte. Alles um sie herum war blau.
    Sie blinzelte, sah etwas genauer hin. Der Gang, den sie jetzt betreten hatten, war komplett blau ausgeleuchtet. Das dunkle Licht erzeugte eine künstliche Dämmerung, die die Schüler im Gang nur verschwommen in Erscheinung treten ließ. Der Unterwassereffekt wurde noch verstärkt von verschlungenen blauen und grünen Linien, die sich über die ganze Seitenwand dahinzogen.
    Neben sich hörte Rica Eliza leise lachen und drehte sich zu ihr um.
    »Willkommen im Aquarium«, sagte Eliza und machte eine weit ausholende Geste, als gehöre ihr der ganze Trakt.
    »Warum ist es so … blau?«, wollte Rica wissen.
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat sich irgendjemand irgendetwas wahnsinnig Pädagogisches dabei gedacht. Genau weiß das niemand. Allerdings nervt es wohl auch nicht genug, um die Beleuchtung einfach auszutauschen. Und so ist es halt unser Aquarium.«
    Rica kniff die Augen zusammen und ließ ihren Blick über Decken und Wände wandern. »Wenn das hier keine Schule, sondern ein Geheimlabor oder so etwas wäre, würde ich sagen, sie wollen mit diesem Licht irgendwas verbergen.« Der Gedanke gefiel ihr über alle Maßen, und sie musste grinsen. »Wer weiß, vielleicht sind hier überall Kameras versteckt, die uns heimlich filmen.«
    Zu ihrer Überraschung wurde Eliza feuerrot und sah sich erschrocken um, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt

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