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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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zu sagen. Sie ließ sich schließlich von Nathan und Robin mitziehen, die es offensichtlich sehr eilig hatten, zur Hütte zurückzukommen. Doch als sie es wagte, über ihre Schulter zu blicken, meinte sie, eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen stehen zu sehen. Eine dunkle Gestalt mit einem Messer.
    »Komm schon, das hast du dir nur eingebildet .« Eliza hatte den Arm um Ricas Schultern gelegt, aber trotzdem zitterte Rica noch immer.
    »Ich bin mir sicher, ihn gesehen zu haben. Wie gestern, als er plötzlich zwischen den Bäumen stand .« Rica schauderte. »Ich sage dir: Das ist der Psychopath .«
    »Seit wann bist du eigentlich so panisch ?« , wollte Eliza wissen und drückte leicht Ricas Schulter. »Du bist doch sonst nicht so. Ich hätte erwartet, dass du da rausgehst und dem Psychopathen einen Tritt in den Hintern verpasst, sobald du von ihm hörst .«
    Rica schlang die Arme um die Knie und starrte schweigend in die Flammen. Eine lange Zeit saß sie so da, bevor sie sich zu einer Antwort durchringen konnte.
    »Ich habe eine Heidenangst vor Serienmördern « , sagte sie schließlich. »Als ich ein Kind war, gab es eine Entführung in einem angrenzenden Stadtteil. Das Mädchen war so alt wie ich, sieben Jahre. Sie haben sie erst Monate später gefunden, im Park, direkt bei uns um die Ecke .« Sie schwieg einen Moment, weil die Worte immer noch in der Kehle brannten, obwohl so viel Zeit seitdem vergangen war. »Ich muss bestimmt hundert Mal über sie drübergelaufen sein. Sie war unter der Schaukel vergraben .« Sie schauderte. »Ich konnte das Bild, wie sie aus der Erde nach mir greift, noch Wochen nicht abschütteln .«
    »Hast du das Mädchen gekannt ?«
    Rica seufzte. Das war immer die erste Frage, die die Leute stellten, wenn sie die Geschichte erzählte. Sie fand ja, dass ihnen allen dabei das Wesentliche entging.
    »Nein. Wir gingen auf ganz unterschiedliche Schulen. Aber ich hätte sie kennen können. Ich hätte sie sein können .« Sie suchte nach besseren Worten, fand aber keine. Schweigen breitete sich aus. Dann drückte Eliza noch einmal sanft ihre Schulter.
    »Ich versteh dich schon « , meinte sie leise.
    Rica verzog das Gesicht und erwiderte nichts. Sie war nicht sicher, ob Eliza wirklich verstand. Sie war sich ja nicht mal sicher, ob sie selbst ihre panische Angst nachvollziehen konnte. »Ich glaube, ich gehe heute früh ins Bett « , murmelte sie und stand auf.
    »Ohne Abendessen ?« Eliza runzelte besorgt die Stirn.
    »Ich habe noch Kekse .« Rica machte eine Geste, die den gesamten Aufenthaltsraum einschloss. »Ich hab einfach keinen Nerv auf all das hier .«
    Eliza sah sie lange und besorgt an, dann nickte sie. »Gute Nacht .«
    Rica sah sich noch einmal um, suchte nach Nathan oder Robin, doch vermutlich waren die beiden in der Küche. Sie waren mit ein paar anderen der Älteren zum Kochdienst eingeteilt worden und wollten es wohl schnell hinter sich bringen. Rica gab die Suche auf und ging zu den Garderobenhaken hinüber, um ihre Fototasche einzusammeln.
    Nur dass sie nicht da war.
    Entgeistert starrte Rica auf den Haken, an dem friedlich ihre Parka hing. Vorhin, als sie hereingekommen waren, hatte sie Jacke und Fototasche achtlos aufgehängt, zu aufgeregt, um länger darüber nachzudenken. Sonst hätte sie vermutlich nie ihre Kamera allein gelassen.
    Und jetzt war sie weg.
    Rica hob versuchsweise ihren Parka an, um darunterzuschauen, obwohl sie sich ganz sicher war, dass die Tasche über der Jacke gehangen hatte. Keine Kamera. Sie sah auf den Boden darunter, ob sie vielleicht jemand weggestellt hatte, aber auch dort war nichts.
    Etwas in ihrem Bauch verkrampfte sich, und Panik begann, in ihr aufzusteigen. Ihre Kamera! Ihr wertvollster Besitz! Weg?
    Sie drehte sich um und lief in den Aufenthaltsraum zurück, wo die Betreuer gerade versuchten, wieder ein wenig Ordnung herzustellen. Rica steuerte zunächst direkt auf Herrn Röhling zu, doch der war gerade damit beschäftigt, ein paar der jüngeren Schüler von Simon fernzuhalten. Also wandte sich Rica an Frau Friebe, die ein wenig hilflos daneben stand.
    »Haben Sie meine Kamera gesehen ?« Rica wusste, dass sie eigentlich höflicher sein sollte, aber das Herz klopfte ihr zu stark in der Brust.
    »Wie bitte ?« Frau Friebe drehte sich schrecklich langsam zu ihr um und schenkte ihr einen verwunderten Blick.
    »Meine Kamera. Meine Canon. Ich habe sie vorhin an die Garderobe gehängt .« Rica zeigte in die Richtung, um zu verdeutlichen, was sie

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