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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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meinte. »Jetzt ist sie nicht mehr da. Haben Sie sie vielleicht an sich genommen ?«
    »Warum sollte ich deine Kamera nehmen ?« Frau Friebe lächelte gütig. »Mach dir keine Sorgen, die taucht bestimmt wieder auf .«
    »Besser wäre das « , knurrte Rica, »die war nämlich ziemlich teuer .«
    »Bestimmt hat sie jemand aus Versehen genommen. Du kannst ja mal herumfragen .« Das Lächeln wich nicht von Frau Friebes Gesicht. Rica sah sich zweifelnd im Raum um. Aus Versehen genommen, von wegen. Niemand anderes hier besaß eine Spiegelreflexkamera, die er mit ihrer hätte verwechseln können, und wenn man sich auch nur ein bisschen damit auskannte, sah man auf den ersten Blick, dass das Ding einiges wert war.
    »Können Sie nicht herumfragen? Vor dem Abendessen oder so ?« Je länger das Gespräch ging, desto weniger Hoffnungen machte sich Rica. Frau Friebe schien einer dieser völlig naiven Menschen zu sein, die immer und überall an das Gute in ihren Mitmenschen glaubten.
    »Ich werde die Schüler mal auf dein Problem aufmerksam machen « , versprach Frau Friebe, aber sie hatte sich schon wieder halb abgewendet und war mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders. Wieder biss sich Rica auf die Unterlippe, dieses Mal, um die Tränen zurückzuhalten, die unweigerlich in ihr aufzusteigen drohten.
    Meine Kamera!
    »Was ist los ?« Auf einmal war Nathan neben ihr und sah sie besorgt an. Rica deutete stumm auf die Garderobe. Ihr Hals war auf einmal viel zu eng, um zu sprechen.
    »Deine Jacke wieder, oder was ?« Nathan sah verwirrt von der Garderobe zu Rica. »Was ist denn los ?«
    »Ihre Kamera .« Eliza trat an Ricas andere Seite und legte den Arm um ihre Schultern. Eine beruhigende Wärme ging von ihr aus, und Rica fragte sich kurz, ob Eliza wieder ihre seltsamen Fähigkeiten einsetzte, aber dann beschloss sie, dass ihr das gerade egal war. Sie fühlte sich allein durch die Gegenwart ihrer Freundin ein bisschen getröstet. Genug jedenfalls, um wieder einen klaren Satz herauszubekommen.
    »Sie ist einfach weg. Ich bin mir sicher, dass sie jemand genommen hat .« Zu ihrem Ärger stiegen ihr nun doch Tränen in die Augen. Sie konnte geradezu ihre Mutter schimpfen hören. Stell dich nicht so an, ist schließlich niemand gestorben. Aber das war nicht ganz richtig. Es war fast so, als wäre jemand gestorben, ein Teil von Rica, der sich all die Bilder merken konnte, die nicht in ihren Kopf passten.
    »Du hast sie nicht zufällig ?«
    Rica brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Eliza mit Nathan sprach. Als sie selbst hoffnungsvoll aufblickte, sah sie Nathan den Kopf schütteln. »Ich hätte sie nehmen sollen, verdammt. Ich dachte noch, dass sie an dem Haken nicht gut hängt. Aber dann war da die ganze Geschichte mit diesem Mann und der Küchendienst …« Er verstummte, als er bemerkte, dass sein Reden Rica auch nicht weiterhalf. »Wir finden die Kamera wieder « , versprach er stattdessen.
    »Wie denn ?« Jetzt liefen tatsächlich Tränen ihre Wangen hinunter. Rica wischte sie weg und zog die Nase hoch, aber es war schon zu spät. Mehrere Köpfe drehten sich in ihre Richtung, und es war klar, dass die meisten inzwischen etwas mitbekommen hatten. »Der wird die Kamera doch nicht einfach so in seinem Zimmer aufbewahren, wo sie jeder finden kann. Der hat sie bestimmt schon weggeschafft .«
    »Wohin denn? Liegt doch überall Schnee. Niemand kann mal eben in den Ort hinuntergelaufen sein, da mach dir mal keine Sorgen « , versuchte Nathan weiter, sie zu trösten. Aber Rica, die einsehen musste, dass er durchaus recht hatte, war schon auf eine andere Idee gekommen.
    Was, wenn derjenige gar nicht vorhat, die Kamera zu verkaufen oder auch selbst zu behalten? Was, wenn es einfach darum geht, sie kaputt zu machen? Ihr Blick wanderte zu Saskia, die dicht am Feuer saß – direkt neben Robin. Simon und eines der jüngeren Mädchen saßen vor ihnen auf dem Boden und spielten Quartett. Saskia und Robin schienen sich angeregt zu unterhalten, und Robin hatte – wahrscheinlich als Einziger im ganzen Raum – noch überhaupt nicht mitbekommen, wie dreckig es Rica ging.
    »Kleine Ratte « , flüsterte Rica. Sie streifte Elizas Hand von ihrer Schulter ab und marschierte los, auf Saskia und Robin zu.
    »Rica, stopp !« Doch sie achtete nicht auf Nathan. Sie biss die Zähne aufeinander, schob das Kinn ein wenig vor, und ließ sich nicht von ihrem Kurs abbringen. Direkt neben Saskia ließ sie sich auf die Bank fallen, sodass ein jüngerer

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