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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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sich auf die Seite und starrte die Wand an. Mondlicht fiel durch die halb zugezogenen Vorhänge und malte silberne Streifen auf die Wand. Ab und zu zog eine Wolke vorbei, und die Streifen lösten sich in Dunkelheit auf. Hell, dunkel, hell. Ein ewiger Wechsel. Wie ein Schachspiel. Eliza wurde langsam schläfrig, während sie das Muster an der Wand betrachtete.
    Jemand spielt mit uns. Wir sind Figuren auf einem Schachbrett, dachte sie noch, aber da war sie bereits im Halbschlaf.
    »Wach auf !«
    Jemand schüttelte sie an der Schulter. Eliza versuchte, die Hand wegzustoßen. Wer auch immer es war, sollte später wiederkommen.
    Für einen Moment verschwand die Hand von Elizas Schulter. Dann ließ sich Ricas leise Stimme vernehmen: »Bitte, Eliza! Wach auf !« Sie klang so ängstlich und klein, dass Eliza mit einem Schlag hellwach war. So hatte sie Rica noch nie erlebt. Es war klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
    »Was ist los ?« Sie versuchte, die letzten Reste von Schlaf abzuschütteln, während sie sich im Bett aufsetzte. Es war noch immer dunkel im Zimmer.
    »Schau mal !« Ricas Stimme klang immer noch seltsam unterdrückt, und Eliza konnte zuerst nicht verstehen, was sie von ihr wollte. Als sich ihre Augen jedoch halbwegs an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie Ricas Silhouette vor ihrem Bett ausmachen. Sie hielt ihr etwas entgegen. Automatisch streckte Eliza ihre Hand aus und nahm den Gegenstand. Schwer und seltsam vertraut lag er in ihrer Hand.
    »Deine Kamera ?« Verwirrt wischte sich Eliza mit der freien Hand Schlaf aus den Augen. »Die ist wieder da ?«
    »Schau dir die Bilder an !« , flüsterte Rica.
    »Die Bilder? Warum … Was für Bilder ?«
    »Die Bilder auf der Kamera .« Etwas an Ricas Tonfall sagte Eliza, dass es sich nicht einfach um die Aufnahmen der winterlichen Landschaft handelte, die Rica den Tag über gemacht hatte. Sie tastete nach der Menüfunktion und rief die Wiedergabe auf.
    Blut.
    Das war das Erste, was ihr ins Auge sprang. Dunkelrotes Blut im Schnee. Eine richtige Lache.
    »Weiter « , murmelte Rica.
    Eliza klickte sich durch die Bilder. Blut. Immer mehr Blut. Tropfen, Lachen, Spritzer. Es leuchtete vor dem weißen Schnee. Eliza wurde ein wenig übel, und sie ließ die Kamera sinken. »Sind die alle so ?«
    Rica nickte.
    Eliza hob die Kamera wieder und zwang sich, das letzte Bild anzusehen. Woher will ich denn genau wissen, dass es Blut ist?, fragte sie sich. Vielleicht hat sich jemand einen blöden Scherz mit Rica erlaubt und Ketchup in den Schnee gespritzt.
    Aber irgendwie sah die Flüssigkeit nicht wie Ketchup aus. Sie war so dunkel. Fast wie Traubensaft. Vielleicht lag das jedoch auch daran, dass die Bilder offensichtlich bei Nacht aufgenommen worden waren. Der Schnee leuchtete nicht so stark wie tagsüber, und die Reflektion des Blitzes war deutlich zu erkennen.
    »Die müssen diese Nacht gemacht worden sein « , murmelte Eliza, nur um etwas zu sagen. Sie gab Rica die Kamera zurück. »Was ist mit deinen eigenen Bildern .«
    »Gelöscht .« Rica strich mit einem Finger über das Kameragehäuse, als streichele sie ein kleines Tier. Elizas Magen zog sich unangenehm zusammen. So einsilbig kannte sie Rica überhaupt nicht. Es war beinah so, als stehe sie unter Schock.
    »Wo war die Kamera denn ?«
    »Auf meinem Nachttisch. Ich bin aufgewacht, weil … Ich weiß nicht genau. Jedenfalls habe ich mich umgedreht, und da lag sie. Ich wollte eigentlich nur sichergehen, ob alles damit in Ordnung ist, und habe deswegen die Bilder aufgerufen .« Rica schauderte. Endlich schaffte es Eliza, sich zusammenzureißen. Sie setzte sich auf und zog Rica zu sich auf ihr Bett.
    »Das ist bestimmt nur ein blöder Witz « , tröstete sie Rica und griff nach deren Hand. Ihre Finger waren eiskalt, und sie erwiderte den Druck nicht. »Irgendjemand findet das bestimmt wahnsinnig komisch. Vielleicht einer von den jüngeren Schülern .«
    »Vielleicht ist es der Psychopath « , flüsterte Rica. »Der weiß, dass ich ihn gesehen habe .« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Wahrscheinlich will er mich aus dem Weg räumen .«
    »So ein Quatsch .« Eliza drückte noch einmal kräftig Ricas Hand. »Wie soll der denn hier reingekommen sein und deine Kamera geklaut haben, ohne dass ihn jemand dabei gesehen hat? Schon mal darüber nachgedacht? Ein erwachsener Mann in einer Horde Schüler, das fällt doch auf .«
    Rica erwiderte nichts, aber ihre Miene hellte sich ein wenig auf. »Meinst du ?«
    »Klar.

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