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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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gelähmt fühlte. Der Mann kam auf sie zu, und bevor sie ausweichen konnte, hatte er ihren Arm gepackt und die Spritze hinein gestochen. Eliza wurde schwindelig.
    Wieder ein anderes Bild.
    Irgendetwas stimmte nicht. Die Farben waren falsch. Sie war zu Hause, lag in ihrem Bett, aber etwas stimmte nicht. Eliza begann zu weinen.
    »Was ist denn, Schatz ?« Die Stimme ihrer Mutter klang aus weiter Ferne zu ihr.
    »Die Farben .«
    »Was ist mit den Farben ?«
    »Sie sind weg .«
    Ihre Mutter trat ins Zimmer, eine dunkle Silhouette vor einem helleren Rechteck. »Was meinst du, Eliza? Welche Farben? Du brauchst doch jetzt deine Buntstifte nicht .«
    Eliza begann, heftiger zu weinen. Dieses Mal vor Wut, weil ihre Mutter sie überhaupt nicht verstehen wollte. »Alle Farben. Die Farben von den Menschen. Sie sind weg .«
    Ihre Mutter kam zu ihr und setzte sich auf ihre Bettkante. Das beruhigende Violett, das sie sonst umgeben hatte, war nicht zu sehen. Aber auch sonst nichts.
    »Du hast geträumt, Schatz. Wie sollen denn die Farben weg sein? Schau, ich mache das Licht an, dann sind sie alle wieder da .«
    Eliza weinte und schüttelte den Kopf. »Der Mann mit der Spritze hat die Farben weggenommen .«
    Sie sah, wie ihre Mutter sich versteifte. »Vergiss diesen Mann, Eliza. Hörst du? Vergiss ihn. Er ist nicht wichtig. Du hast ihn nie gesehen .«
    »Aber er hat die Farben weggenommen .«
    Ihre Mutter verzog das Gesicht und strich Eliza sanft über das Haar. »Diese Farben waren schlecht für dich, Eliza. Sie haben dir geschadet .«
    Eliza wollte widersprechen, doch ihr wurde wieder schwindelig.
    Die Bilder verschwammen. Eliza versuchte, sie festzuhalten, auch wenn sie unheimlich waren. Sie glaubte daran, dass die Bilder wichtig waren. Dass sie ihr etwas sagen konnten. Dass sie zu der Lösung dieses Rätsels beitragen konnten, das ihr Leben und das der anderen Schüler war.
    Aber als sie nach den Bildern suchte, war da nur Schwärze.
    * * *
    »Aber sie muss doch etwas essen !« Rica war am Rand der Verzweiflung. Sie hatte versucht, Eliza zu wecken, aber die reagierte überhaupt nicht auf Ansprache oder Berührung. Still wie eine Tote lag sie im Bett, das Gesicht schweißbedeckt, die Stirn glühend heiß. Sie hatten es gerade mal geschafft, ihr ein paar Löffel Müsli einzuflößen, bevor Eliza zu husten begonnen hatte. Danach hatte sie sich weggedreht. Nichts auf der Welt schien sie dazu bewegen zu können, etwas zu sich zu nehmen.
    Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, war da die Welle von Angst, die von Eliza ausging. Rica konnte sie spüren, riechen, musste an sich halten, um dieser Furcht nicht nachzugeben und zu fliehen. Es war, als habe Eliza eine Mauer aus Angst um sich errichtet, die niemanden durchließ. Selbst Nathan wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück, wenn er zu nahe an ihr Bett trat.
    »Vielleicht geht es ihr nachher schon wieder ein bisschen besser « , meinte Nathan. »Dann kann sie ja etwas essen .« Er griff nach einer Packung Ibuprofen, die noch von gestern Nachmittag auf dem Nachttisch lag. »Versuch mal, ihr ein paar davon zu geben .«
    »Wie viele ?« Rica betrachtete die Packung misstrauisch.
    Nathan zuckte mit den Schultern. Rica blätterte sich durch die Packungsbeilage, fühlte sich danach jedoch auch nicht schlauer als zuvor und entschied sich schließlich für zwei Tabletten.
    Zu gern wäre sie am Bett sitzen geblieben, um Eliza beizustehen, einfach nur ihre Hand zu halten. Aber das kam nicht in Frage. Das würde niemandem helfen, den Saboteur zu finden.
    Von unten drangen leise Stimmen zu ihnen herauf, als sie die Treppe hinuntergingen. Die meisten Schüler saßen friedlich im Aufenthaltsraum zusammen, unterhielten sich, lasen oder spielten. Aus der Küche war Geschirrgeklapper zu hören und fröhliches Lachen. Torben hockte mit ein paar anderen zusammen, mehrere Zettel vor sich auf dem Tisch verteilt, und kritzelte eifrig vor sich hin.
    »Der General bei seinem Schlachtplan « , murmelte Rica. »Als Nächstes organisiert er vermutlich eine Expedition runter ins Dorf .«
    Nathan sah sie von der Seite an. »Wollten wir das nicht auch? Ins Dorf runter ?«
    Rica schüttelte den Kopf. »Also ja, eigentlich schon, aber ich möchte Eliza nicht allein lassen. Wer weiß, wann wir wieder hier sind, und ob sich von denen hier einer um sie kümmert .« Sie verzog das Gesicht. »Ich hätte sie schon nicht auf die letzte Expedition mitschleppen sollen, vermutlich hat das ihre Krankheit erst

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