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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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nur die erste Geschichte aus dem
Buch der Geister
gelesen – und auch die nur in wild durcheinandergeschüttelten Fetzen. Der arme Kerl – auch seine Gefühle sind ziemlich durcheinander, und ich fürchte, daran bin ich nicht ganz schuldlos. Gedankenbotschaften kann er uns nicht senden, aber seine Gefühlsbotschaft ist trotz allem ziemlich klar: Er bittet uns um Entschuldigung, Klara. Er liegt da draußen, und er hat Angst und Schmerzen und bettelt uns an, ihm beizustehen.«
    Klara warf einen argwöhnischen Blick in Richtung Fenster. Zögernd schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf ihr eigenes magisches Herz. Doch im nächsten Moment wurde ihr Gesicht sanft vor Mitgefühl. Ich spüre ihn auch , teilte sie Amos mit. Du hast recht, wir müssen ihm helfen – aber wir müssen wachsam bleiben.
    Amos nickte ihr zu. Versteck
Das Buch
, bevor du ihm aufmachst. Und es kann nichts schaden, wenn du das Gewehr vorher noch lädst .
5
    A
mos stiess den Riegel zur Seite
und riss mit einem Ruck die Hüttentür auf. Hinter ihm stand Klara, das durchgeladene Gewehr im Anschlag. Doch im nächsten Moment ließ sie die Waffe sinken und schaute mit großen Augen von Amos zu der absonderlichen Gestalt, die vor der Türschwelle kauerte.
    Sie sah mehr wie ein riesenhafter Geistervogel als wie ein Mensch aus – und doch konnte es niemand anderes als Johannes Mergelin sein, der Gehilfe des Bücherjägers Skythis. Johannes kniete zwei Fußbreit vor ihrer Tür. Seine Kleidung war vollkommen zerlumpt und zerfetzt und sein knochendürrer Körper sah darunter hervor. Seine Arme hielt er seitlich weggespreizt, als ob es Flügel wären. Den Oberkörper hatte er so weit vorgebeugt, dass sein Kopf an der Tür gelehnt haben musste, solange die geschlossen war. Und nun kippte er unwirklich langsam nach vorn.
    Amos und Klara wechselten Blicke. Seine Stirn auf die Türschwelle gedrückt, lag Johannes jetzt vor ihnen. Entweder er war zu schwach oder er wagte es nicht, auch nur sein Gesicht zu ihnen zu erheben. Die Arme hielt er weiterhin nach beiden Seiten weggestreckt und aus seinem Mund quoll leises Winseln in unaufhörlichem Strom.
    »Edle Dame, schenkt mir Euer Herz«
, verstand Amos.
»Immer will ich Euch lieben, nie Euch bekümmern, Lucinda.«
Ein Zittern überlief die verkrümmte Gestalt vor Klaras Füßen.
»Der Spiegel war von seinem Atem beschlagen«,
murmelte Johannes,
»und als Laurentius ihn mit der Hand blank reiben wollte, da fuhr er mit dem ganzen Arm bis zur Schulter wie in einen Eimer voll Wasser hinein …«
Seine Stimme brach. Nur noch ein heiseres Schluchzenbrachte er hervor, während der ganze klapperdürre Körper wie von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.
    Was Johannes da eben gemurmelt hatte, waren die allerersten Sätze aus der ersten Geschichte im
Buch der Geister
. Amos verspürte heftige Gewissensbisse, weil er diesem Jungen während ihrer Verfolgungsjagd durch das Fichtelgebirge immer wieder Papierfetzen mit einzelnen Sätzen und Absätzen aus der Geschichte
Vom Ritter, der seine Liebste hinter dem Spiegel fand
hingeworfen hatte – magische Köder, um die Bücherjäger von seiner Fährte abzulenken. Das war ihm damals auch geglückt – aber Johannes waren diese Happen offenbar schlecht bekommen.
    Valentin Kronus hatte Amos mehrmals darauf hingewiesen, dass man die Geschichten aus dem
Buch der Geister
mit seinem Innersten verstehen und sich aneignen musste, damit sie die erwünschten magischen Gaben in einem weckten. Wenn man wie Johannes nur ein paar Fetzen davon zugeworfen bekam und die auch noch wüst durcheinandergewürfelt lesen musste, und wenn man sich außerdem vor dem
Buch der Geister
mindestens so sehr fürchtete, wie man sich davon angezogen fühlte – dann richtete es in Herz und Geist eines solchen Lesers offenbar ein schreckliches Durcheinander an. Von Reue erfüllt, sah Amos auf den nur wenig älteren Jungen hinab und überlegte, was sie anstellen konnten, damit in seinem Innern alles wieder in Ordnung kam.
    Klara hatte sich unterdessen neben Johannes hingekauert und eine Hand auf seinen Hinterkopf gelegt. »Johannes«, sagte sie sanft. »Sieh mich an.«
    Ganz langsam hob er seinen Kopf ein wenig empor. Die wasserhellen Augen zu Klara nach oben verdreht, begann er sogleich aufs Neue zu winseln. »
Laurentius Answer eilte im Laufschritt durch den unerhört großen Saal und fiel vor ihr auf die Knie.
« Es waren abermals Fetzen aus der Geschichte von Laurentius und seiner geliebten Lucinda, und

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