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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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seine Hände und Arme mit in die Höhe zog.
    »›Schlag das Buch eben auf‹, sagt der Herr Unterzensor immer – und was sonst bleibt einem übrig, wenn der Schlüssel zu einer Bücherschließe wieder mal fehlt?«
    »Das Buch aufschlagen?«, wiederholte Klara. »Du meinst, Johannes …«
    Der Gehilfe des Bücherjägers hatte anscheinend gar nicht mitbekommen, dass Klara mit ihm sprach. Er drehte und wendete das Schloss in seinen Händen hin und her und murmelte irgendetwas vor sich hin, das Amos nicht verstand. Offenbar glaubte Johannes in seiner magischen Verwirrung tatsächlich, dass er ein Buch vor sich hatte – oder dass zumindest das Schloss in seinen Händen eine Bücherschließe war, wie sie zum Versperren von Büchern verwendet wurden. In Kronus’ Bücherregalen hatte Amos früher etliche solcher gewaltigen Buchexemplare gesehen – zwischen mächtige Holzbretter gebunden, die oftmals auch noch mit Eisenblech beschlagen waren. Wenn das Schloss zwischen den beiden Einbandbrettern verriegelt war, konnte nur derjenige darin lesen, der den zugehörigen Schlüssel besaß – es sei denn, man brach die Schließe einfach auf.
    »Hammer und Nagel«, sagte er zu Klara, »so etwas könnte es hier doch irgendwo geben …«
    »Hab ich vorhin erst gesehen«, gab sie zurück. »In der Truhe, wo die Säge ist – ich bin gleich wieder da.«
    Sie eilte in die Diele und Amos blieb allein mit Johannes zurück. Auf dem Tisch lag nach wie vor
Das Buch der Geister
und sie beide schauten fast gleichzeitig dorthin. Wie vorhin sah Johannes sofort wieder weg, und Amos dachte aufs Neue: Wir müssen auf der Hut sein.
    Das Gewehr lehnte an einem der beiden Stühle neben dem Tisch. Mit zwei Schritten wäre Johannes dort und könnte die Waffe und
Das Buch
an sich raffen. Amos senkte seine Lider und konzentrierte sich auf Johannes. Die Gedanken des anderen Jungen konnte er zwar nicht lesen, solange der sich nicht die zweite Geschichte im
Buch der Geister
zuinnerst angeeignet hatte – aber zumindest konnte er nochmals Johannes’ Gefühle belauschen, um herauszubekommen, was der andere im Schilde führte.
    Amos tauchte in das dünne, zitternde Lichtrinnsal ein, das sein magisches Herz mit Johannes verband. Sofort fühlte er wieder die Angst und Verwirrung im Innern des anderen Jungen und wurde von Gewissensbissen gepeinigt, weil er mitgeholfen hatte, Johannes derart durcheinanderzubringen. Aber da war noch ein anderes Gefühl in dem Wirbelsturm der Empfindungen, der in Johannes’ Innerem tobte, und allem Anschein nach versuchte er, es unter seiner Angst und Einsamkeit zu verbergen – vor Amos und Klara und vielleicht auch vor sich selbst.
    Eine irrwitzige Gier, ein hündischer Heißhunger, ein rasendes Verlangen. Amos spürte jetzt auch, welche Kraft es Johannes kostete, diese Gier einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Sie vor seiner Umgebung zu verstecken, seinen Geist und sein Herz zu bezähmen – damit er sich nicht einfach darauf stürzte, blindlings drauflosrannte und den Schatz, das Kleinod, die Kostbarkeit an sich raffte, die ihm lieber und wertvoller als alles andere auf der Welt war.
    Das Buch
.
    Immer wieder sah Johannes blitzschnell zum Tisch hin und im nächsten Sekundenbruchteil wieder fort. Es war weit mehr als bloße Verstellung – es war ein übermenschlicher Kampf gegen diese wilde Gier, den Johannes da unaufhörlich mit sich selbst ausfocht. Und den er gerade in diesem Moment wieder einmal verlor – er stieß Amos von sich und fuhr im nächsten Augenblick herum. Anscheinend wollte er sich mit einem einzigen Satz, die ausgestreckten Hände voran, auf
Das Buch der Geister
werfen,wie ein halb vertrockneter Fisch sich mit seiner letzten Kraft vom Ufer ins rettende Wasser schnellt.
    Aber Amos hatte ja alles mitbekommen, was sich im Innern von Johannes an Gefühlsstürmen abspielte, und so war er auf diesen Angriff zumindest halbwegs gefasst. Er riss seine Hände hoch und fing den Stoß gegen seine Brust, den ihm Johannes versetzen wollte, mit den Unterarmen ab. Es klirrte schauderhaft und Johannes stöhnte auf, weil er mit seinen Händen gegen Schloss und Ketten geprallt war. Viel langsamer, als er es vorgesehen hatte, wandte er sich um, und als er mit unbeholfenem Humpeln auf den Tisch zulief, warf sich Amos hinter ihm her, die gefesselten Hände hoch über seinen Kopf erhoben. Krachend und scheppernd und schreiend gingen sie zu Boden. Amos kam auf dem Rücken des anderen zu liegen, dessen distelspitze Schultern

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