Opus Pistorum
... wenn ein Mann unpünktlich ist, ist er normalerweise wertlos, orientierungslos und hat noch zumindest achtzehn weitere schwerwiegende Charakterfehler aufzuweisen. Aber sogar eine intelligente Frau, oder das, was Männer als intelligente Frau bezeichnen, lässt dich auf der Stelle treten, ohne Gewissensbisse zu haben...
Um neun Uhr verabschiede ich mich von der Ecke. Ich habe Besseres zu tun, als die ganze Nacht das Trottoir zu beschweren. Verdammt fein hat Raoul das arrangiert... obwohl ... in Paris verpasst du den Anschluß nie. Wenn ein Weib nicht auftaucht, dann tut es eine andere ... im Scheißhaus von jedem Cafe gibt es an der Wand eine nette Adressenliste, und sie sind nicht alle gelogen wie in Amerika. (Was für Mösen würde man unter solchen Adressen wohl finden? Ich muß das einmal ausprobieren ...) Mösen gibt es überall... du kannst für sie zahlen oder du bekommst sie gratis, je nachdem wie nötig du es hast, und mag auch dein Magen hier ebenso oft leer sein wie in Amerika, dein Bett braucht es nicht zu sein ...
So bin ich unbesorgt, daß ich einen anderen Fick auftreiben kann, wo Raouls Schwägerin nun einmal nicht aufgetaucht ist. Etwa eine Stunde und ein paar Drinks später reiße ich mir eine auf. Sie ist keine richtige Nutte, sie ist nur hungrig. Sie ist nicht schön, aber schlecht ist sie auch nicht. Sie ist jung, und sie sieht mir danach aus, als würde sie gelegentlich Seife benützen. Also füttere ich sie, und dann gehen wir nach Hause, und ich versuche das Essen wieder aus ihr herauszurammeln ... aber ich bin immer noch wegen des anderen Weibs sauer ...
Dann kommt heute morgen Raoul hereinstolziert, strahlend wie ein Gockel. Er macht wohl Witze, dieser Hund ... und wie ging es letzte Nacht, möchte er wissen ...
"Oh, Mann! Alf?" sagt er, und droht mit dem Finger. "Wie hat sie dir gefallen? War sie eine Schreckschraube, wie du dachtest? Siehst du ... wenn ich so was arrangiere ... vielleicht glaubst du mir das nächste Mal..."
Er rennt im Zimmer herum und findet eine Zigarette.
"Sie ist wie du, Alf... ich habe sie heute früh getroffen, und sie ist ganz verrückt nach dir ... nur findet sie dich ein bisschen verrückt. Eines allerdings ist schlecht... sehr schlecht. All die blauen Flecke auf ihrem Hintern, Alf... wie soll sie das meinem Bruder erklären? Ah, aber sie mag auch das ... wenn es gerade passiert. Sie ist eigensinnig, Alf, und sie denkt nicht an morgen ... du sollst sie nächstes Mal nicht so hart verprügeln ... und um Gottes willen, geh in ein besseres Hotel mit ihr ... sie hat Freunde in der Gegend ..."
"Hör auf, den Schlaumeier zu spielen, verdammt noch einmal. Hör zu, Raoul, du kannst diesem Weib sagen ... Ach, sag ihr, verdammt noch mal, was du willst! Sie hat mich eine Stunde dort warten lassen ... "
"Eine Stunde? Nein, nicht eine Stunde, Alf... Acht Uhr, so war es ausgemacht..."
Raoul redet weiter, bis ich langsam begreife, daß er wirklich glaubt, ich wäre vergangene Nacht mit seiner Schwägerin unterwegs gewesen. Scheiße, er weiß sogar alle Details darüber ... Endlich kläre ich ihn auf und habe eine höllische Mühe, ihn davon zu überzeugen, daß ich keine Witze mache ... Er steigt sogar aufs Bett und schnüffelt am Leintuch, als ich ihm erzähle, daß ich vergangene Nacht mit einer anderen Möse zu Hause war. Als ich ihn überzeugt habe, tobt er.
"Aber sie ist gevögelt worden, Alf... ehrlich, gut gevögelt worden! Du hättest sie heute morgen sehen sollen! Ich dachte, du wolltest mich verarschen, Alf, sie ist nicht gewieft genug, mich zu verarschen ... weißt du, was passiert ist, Alf? ... sie ist gelinkt worden!"
Er will wissen, wem ich etwas von der Verabredung erzählt habe. Ich habe niemandem etwas davon erzählt. Also, an welcher Ecke stand ich dann? Ja, dort stand sie auch ... usw. usw., zehn Minuten lang. Raoul kann dabei nichts lustig finden, und für mich ist es zum Lachen noch zu früh am Morgen.
"Gut, was ist nun mit dem Fick, den ich kriegen sollte?" frage ich Raoul. "Wie steht's heute nacht? Hat sie Zeit?"
Raoul wird sauer. Zur Hölle mit dem Fick, den ich kriegen sollte, meint er ... was ist mit dem Fick, den sie bekommen hat? Wie soll er ihr das erklären? Ob ich etwa glaube, daß er hingeht, zu ihr sagt, he, das war der Falsche, und sie bittet, es noch mal zu machen? Wo sie nicht einmal dafür bezahlt worden ist?
"Welcher Scheißkerl könnte so was getan haben, Alf? Es muß einer von deinen Freunden gewesen sein ... niemand sonst
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