Oracoli (German Edition)
Rauch nach draußen. Er schaute zu Cora, die nun laut zu schluchzen begann. »Nicht doch, Cora, … wir haben den Umschlag doch noch gar nicht aufgemacht.« Ludwig griff zum Rücksitz, holte eine Tasche nach vorne und nahm den Umschlag heraus. Er wog und schüttelte ihn. Schließlich riss er ihn auf und noch ein Umschlag kam zum Vorschein, dieser war jedoch versiegelt und auf ihm stand:
DIE ORIGINAL WÜRZMISCHUNG FÜR ORÁCOLI
Sie standen mit dem Wagen bei Rot vor einer Ampel, starrten auf den Umschlag, sahen sich an, verharrten so einen Moment und brachen dann in lautes Gelächter aus. Die Ampel zeigte längst Grün, doch Cora konnte vor Lachen nicht weiterfahren.
Orácoli
»Möchten Sie auch eine Tasse Tee, Ludwig?«
»Ja bitte, mit etwas Milch, wie immer.«
Sie waren in Coras Küche. Ludwig Eisen saß am Küchentisch und betrachtete den versiegelten Um-schlag. Cora stand an der Anrichte und goss den Tee auf. Sie trug einen Morgenmantel, er einen Jogging-anzug. Beide hatten noch feuchte Haare vom Duschen. »Verdammt noch mal! Und ich Trottel dachte, dort wäre was zu holen gewesen. Mist!«
»Nicht doch, das konnte doch niemand ahnen … Wissen Sie was, dafür, dass Sie so was zum ersten Mal gemacht haben, haben Sie richtig gute Nerven bewiesen. Hut ab.« Cora überhörte die Schmeichelei. Sie stellte die großen Tassen auf den Tisch und setzte sich zu Ludwig. Keiner der beiden hatte Lust zu reden. Ludwig nahm den letzten Schluck Tee zu sich. »Ich bin nicht mehr der Jüngste, Cora, ich haue mich aufs Ohr, ich bin völlig erschöpft.« Er stand auf und war auf dem Weg zur Tür, als Cora ihm nachlief und festhielt. Sie fasste Ludwig an den Händen, umarmte ihn dann. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Vielen Dank, Ludwig, dass Sie das mitgemacht haben.« Er wurde rot und lächelte sie an. »Aber …, mit wem sollten Sie sonst so was machen?«
Ludwig war gegangen und Cora saß nun alleine in der Küche. Sie grübelte. Es war vier Uhr dreißig. Cora war noch viel zu aufgewühlt, um an Schlaf zu denken. Sie musste aber schlafen, in viereinhalb Stunden begann ihr Dienst. Ihr war Elend zumute. Sie versteckte den Umschlag, schluckte eine Schlaftablette und ging ins Bett. Es dauerte eine Weile, bis die Tablette endlich Wirkung zeigte.
Roland Stark kochte vor Wut. »Wie oft habe ich gepredigt, dass das Rezept vernichtet werden muss! Aber mein lieber Herr Bruder mit seinem Nostalgietick, kümmert sich einen Dreck um die Sicherheit der Firma.«
»Bitte beruhige Dich doch, Roland, Du …« Die Bürotür öffnete sich. Cora betrat den Raum und war überrascht, gleich beide Chefs so früh am Morgen anzutreffen. Sie wusste natürlich den Grund, der sie zusammenführte, trotzdem war Cora über die besorgten Gesichter ihrer Vorgesetzten verwundert. Sie wurden doch nicht wirklich beraubt. Gut, sie hatten für Spuren gesorgt, aber deshalb die blassen, finsteren Gesichter? Das Büro sah noch so aus, wie Ludwig und Cora es hinterlassen hatten. Der Schreibtisch lag immer noch auf dem Rücken. Ferdinand saß paffend in seinem Sessel, Roland stand mitten im Raum. Sie schauten zu Cora, die ihren verunsicherten Blick zwischen den beiden hin und her schwenkte. »Guten Morgen«, sagte sie. Statt den Gruß zu erwidern, sahen sich die Brüder an. Roland tippte mit seinem Zeigefinger auf Ferdinands Schulter. »Komm' um drei Uhr in meinem Büro, wir bekommen Besuch … von zwei Privatdetektiven … also, sei pünktlich!« Damit verließ er das Büro. Er ging an Cora vorbei, als existiere sie gar nicht.
Es war 14 Uhr 50, als die gefilterte Stimme Frau Sandwegs aus Roland Starks Gegensprechanlage ertönte: »Da sind zwei Herren, die Sie sprechen möchten.«
»Schicken Sie die Herren herein, Frau Sandweg und kochen Sie eine Kanne Kaffee.«
»Verstanden.«
Zwei Männer betraten das Büro. Der eine, Siegfried Gerber, war 46 Jahre alt, schlank und gut aussehend. Seine schwarzen Haare schwammen in Gel und waren nach hinten gekämmt. Der andere, Max Gerber, war Siegfrieds jüngerer Bruder. Max war breiter, dafür etwas kleiner als Siegfried. Er sah eher brutal aus als gut. Beide trugen schwarze, sehr elegante Anzüge. Roland stand auf und begrüßte die beiden per Handschlag. Er lächelte ihnen freundlich zu. »Willkommen meine Herren, Sie sind überpünktlich, dass lobe ich mir. Mein Name ist Roland Stark. Sie sind sicher die Herren Detektive, nicht wahr?«
Siegfried
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