Oracoli (German Edition)
Kofferraum und rüsteten ihre Gürtel mit Werkzeugen auf, die sie für den Einbruch brauchten. Cora ging mit einer Taschenlampe voran und führte Ludwig, der eine Brechstange bereithielt, zu einer Stahltür, die sich im Hinterhof der Firma befand. Er setzte sofort die Brechstange an der Tür an. Cora zückte die Schlüssel und bot diese Ludwig an, der aber schüttelte den Kopf. »Das ist zu sauber, es sollte schon wie ein richtiger Einbruch aussehen.« Doch, so viel er sich auch abmühte, er bekam die Tür nicht auf. »Geben Sie mir die Schlüssel«, flüsterte er. »Das ist alles so ein neumodischer Kram hier.« Cora gab sie ihm und begann an Ludwig zu zweifeln. Ludwig probierte einen Schlüssel nach dem anderen, der siebente passte schließlich. Sie gingen hinein und Ludwig schloss die Tür von innen ab. Nach einer Weile befanden sie sich in dem Tresorraum. »Der gute alte Stahlknecht«, sagte Ludwig und tätschelte dabei zärtlich den Tresor. »Wir müssen ihn umschmeißen.« Er ging um ihn herum und stellte zufrieden fest, dass sich eine Lücke zwischen Safe und Kellerwand befand. Die Kluft dazwischen hatte eine Breite von zirka 20 Zentimeter.
»Wir brauchen ihren Wagenheber, Cora. Und wir benötigen einen Holzklotz, etwa so dick«, er formte seine Hände zu einem großen O. Cora überlegte, wo sie hier so etwas wie einen Holzklotz gesehen hatte.
»Der Schreibtisch meines Chefs«, fiel ihr plötzlich ein. »Die Füße sind solche Klötze.«
»Gut Cora, wir sollten sowieso für Spuren sorgen, das geht mir hier sonst alles zu glatt. Wenn Sie verstehen, was ich meine.« Cora verstand.
Das Gewitter war im vollen Gange, als sie Ferdinands Büro betraten. Zu Ludwigs Überraschung ging Cora direkt auf einen überfüllten Aschenbecher los und schleuderte ihn über den Parkettboden. Die Reste der Handelsgold-Zigarren und deren Asche lagen nun auf dem Parkettboden verstreut herum. Sie grinste spitzbübisch. Dann bemerkte sie Ludwigs fragenden Augen. »Spuren«, sagte sie knapp. Dann stellten sich beide hinter den Schreibtisch und warteten auf einen Donnerknall. Es dauerte nicht lange, bis es ordentlich krachte. Mit vereinten Kräften kippten sie den Schreibtisch um und brachten ihn schließlich zu Fall. Ludwig schlug mit seiner Brechstange einen Fuß ab und hob ihn auf. »Der dürfte reichen.«
Ludwig positionierte den Wagenheber zwischen der Wand und dem Schreibtischfuß, den Cora gegen den Tresor hielt, dann pumpte er den Wagenheber so lange, bis der Panzerschrank fast kippte. Sie warteten eine unendliche Minute. Als es endlich donnerte, gaben sie ihm den Rest. Der Panzerschrank fiel krachend zu Boden. Ludwig kniete sich vor den Tresorboden. Er griff in seine Latztasche und holte ein Stück Kreide heraus, damit malte er einen Kreis, aus ihm sollte später das Einstiegsloch werden. »Den Sechser, Cora.« Cora spannte den Sechs Millimeter-Bohrer ins Bohrfutter des Akkuschraubers und überreichte ihn Ludwig. Loch neben Loch bohrte er nun. Als sich der Kreis schloss, war der erste Akku leer. »Den Achter bitte, und einen neuen Akku«, sagte er. Cora assistierte ihm, sie war gespannt wie ein Flitzebogen. Wunschgedanken setzten bei ihr ein: ›Was mag da nur drin sein, Goldbarren? Geld? Aktien wären schlecht, aber wer besitzt heute noch Aktien in Papierform?‹
Nach 20 Minuten waren alle Löcher 8 Millimeter groß. Cora wischte Ludwig den Schweiß von der Stirn.
»Hammer und Meißel«, sagte Ludwig. Cora hatte alles parat und gab ihm die Werkzeuge. Nun schlug Ludwig die dünnen Stege, die zwischen den Bohrungen waren, durch und brach mit der Brechstange die fast runde Platte aus dem Boden des Tresors heraus. »Fertig«, strahlte er, stand auf und wies mit einladender Geste In Richtung Mannloch. »Bitteschön.« Cora kroch mit der Taschenlampe hinein und kam nach einer Weile mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck wieder zum Vorschein. »Da ist nichts!« Ludwig runzelte die Stirn und schob sie sanft beiseite. »Lassen Sie mich mal.« Nun kroch Ludwig hinein und kam nach einer Weile mit einem braunen Umschlag wieder zum Vorschein. Sie sahen sich fragend an.
»Was haben Sie da, Ludwig?«
»Keine Ahnung … wir müssen hier raus.«
Sie schwiegen, als sie durch die Dortmunder Innenstadt fuhren. Ludwig sah, dass Cora weinte, aber ihm fielen keine Worte ein, die sie hätten trösten können. Er zündete sich eine Selbstgedrehte an, öffnete das Fenster und blies den
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