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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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Makler, dem die Firma Kolbe Immobilien gehörte. Sein goldener Ring, der das Sonnenlicht reflektierte, blendete den Finanzbeamten Guido Kirmes, der neben ihm saß. Kirmes drehte die Rückenlehne ein wenig zurück. Kolbe guckte auf seinem Navigationsgerät, dann zu Kirmes.
       »Schlaf nicht ein Guido, wir sind gleich da.«
       »Ich schlaf nicht, Dein dämlicher Ring blendet mich.«
       »Was haben wir denn für einen Fisch am Haken?«
       »Eine Witwe, dürfte diesmal kaum schwierig werden, der steht das Wasser bis zum Hals. 200.000 müsste das Haus in dieser Lage bringen, aber das ist ja Dein Part«, sagte Kirmes und grinste über beide Ohren. »In drei Kilometer biegen Sie rechts ab, dann haben Sie Ihr Ziel erreicht«, hörten sie eine lispelnde Frauenstimme aus dem Navigationsgerät sagen.
     
       Cora saß am Küchentisch. Ludwig stand rauchend am offenen Fenster. »Dafür bin ich zu alt, Cora. Eine Erpressung, und das ist eine Erpressung, scheitert zu 99% an der anschließenden Geldübergabe. – Das Ding könnten wir auch nicht alleine drehen. Wir bräuchten jemanden, der später das Geld wäscht … und, und, und.« Cora nickte und sah resigniert zu Boden. »Sie haben ja recht, Ludwig, diese Typen – die Detektive meine ich, sind auch eine Kragenweite zu groß für uns. Die gehen sogar über Leichen.« Ludwig drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und schaute zu Cora. »Sogar dieser schlaue Fuchs hat es nicht geschafft, die Geldübergabe hinzukriegen, wie hieß der noch, Donald?«
       »Dagobert. Ich werde denen ihre Würzmischung zurückbringen. Ich könnte sie heute Nacht in den Firmen-Briefkasten werfen.« Ludwig stand immer noch am Fenster und schaute nachdenklich hinaus. »Ich glaube, Sie bekommen Besuch.« Cora ging zum Fenster und schaute hinaus, dort sah sie den Mercedes. Zwei Männer stiegen aus. Jetzt erkannte sie den einen. Sie sah Ludwig ängstlich an. »Das Finanzamt«, sagte sie nur.

     Ingo hatte einen Jogginganzug an und war nass geschwitzt, als er die Haustür öffnete. »Ja bitte?«, fragte er gut gelaunt. »Mein Name ist Kirmes, ist Frau Cora Lahn zu Hause?«  Cora kam nun die Treppe herunter, versuchte zu lächeln, ging zu den Herren und begrüßte Guido Kirmes per Handschlag. Kirmes stellte danach seinen Begleiter vor. »Das ist Herr Kolbe, von der Firma Kolbe Immobilien«, begann Kirmes. Cora gab auch ihm, widerwillig aber mit einem Lächeln, die Hand. »Ich hab's Ihnen ja versprochen«, schleimte er weiter. »Könnten wir mit Ihnen vielleicht alleine sprechen?«
       »Bin schon weg, Mama, ich wollte sowieso weiter trainieren«, sagte Ingo und verschwand in Richtung Keller. »Wenn Sie mir bitte folgen möchten«, sagte Cora und führte die Herren ins Wohnzimmer.
    Das Wohnzimmer war modern eingerichtet. Auch hier schmückten zwei sehr gelungene Gemälde die Wände. An der linken Wand hing eine riesige Kopie von David Hockneys "A Bigger Splash", und auf der rechten Seite nahm "Das Kartenspiel" von Balthus fast die gesamte Wandfläche in Anspruch. Die Herren setzten sich auf das Sofa, Cora nahm in einen der beiden Sessel Platz. Kirmes ergriff das Wort: »Ich will es kurz machen, Frau Lahn. Wie Sie sich denken können, werden wir auf keinen Fall noch einmal Ihre Frist verlängern«, er machte eine Pause. Kirmes versuchte die Zuckerbrot und Peitsche Methode. Cora war auf alles gefasst, sie verzog keine Miene. Das Haus könnten die schmierigen Typen ihr nehmen. Nicht aber ihren Stolz. Davon hatte sie schon genug an ihre Arbeitgeber verloren. Dann wurde Kirmes albern: »Frau Lahn, lassen Sie sich deswegen nicht unterkriegen, deshalb hab' ich Ihnen doch Herrn Kolbe mitgebracht, der hilft Ihnen gewiss weiter. Nicht wahr, Herr Kolbe?« Kirmes lächelte erst Kolbe, dann wieder Cora an. Cora erwartete, jeden Moment einen Staubsauger vorgeführt zu bekommen. Kirmes kam ihr eher so vor, als sei er von Vorwerk, denn vom Finanzamt. Dann übernahm der andere: »Frau Lahn, Sie haben großes Glück. Ich hätte einen Käufer für Ihr Haus. Sie müssten sich nur schnell entscheiden, am besten noch heute.« Cora wurde übel, sie lächelte trotzdem tapfer weiter. »So schnell kann ich das nicht … wie viel wird denn geboten?« Kolbe beugte sich vor. Als wenn es sonst niemand hören dürfte, sagte er leise: »90.000 Euro Frau Lahn.« Kirmes setzte schnell hinterher: »Sie wären mit einem Schlag schuldenfrei und hätten noch genug für die Anzahlung einer Eigentumswohnung, Frau

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