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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Poloshirt, besitzt einen Weinberg im Landesinneren. Er hat mir versprochen, mich einmal dorthin mitzunehmen.«
    »Ja, aber wann denn?«, versuchte Eva einzuwenden. Doch Georg nickte nur. »Schön! Wie unterhältst du dich eigentlich mit ihnen, Helga? Auf Englisch?«
    »Na sicher, und hier und da ein bisschen Italienisch, Französisch und mithilfe von Gesten, der Körper sagt ja auch so viel!«
    »Genau«, brummte Georg und erhob sich, »mithilfe der Gesten meines Körpers werde ich mich jetzt auch unter halten!«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Eva.
    »Wäre gut. Falls Gesten nicht reichen.« Gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Häuschens zu.
    »Wenn Helga wirklich noch den Weinberg anschauen will …«
    »Ach, Eva! Das sagt sie doch nur so. Gar nicht drauf eingehen, die meisten von Helgas Schnapsideen erledigen sich von selbst, wenn man nicht den Fehler macht, sie ernst zu nehmen!«
    Bevor sie das Haus betreten konnten, kam Sergio ihnen mit einer Platte voller ausgenommener Fische entgegen, neben ihm eine zierliche dunkelhaarige Frau, die er als Patrizia, mia moglie, vorstellte. Sie war jung, aber nicht so jung wie das Mädchen aus der Küche. Die beiden hatten gestritten, das sah man an der Art, wie sie vermieden, einander anzuschauen. Man tauschte Höflichkeiten aus und schüttelte Hände, Sergio machte Georg kurzerhand zu seinem Freund aus Kindertagen vom Campingplatz und ließ es sich nicht nehmen, seinen freien Arm um seine Schultern zu legen. »Ääh! Giorgio! «, sagte er. »Komm! Trinken wir auf vergangene Zeiten!«
    Georg spielte mit, und das sogar sehr gut. » Good old Sergio! «, sagte er mit Inbrunst, und Eva wäre fast in die Knie gegangen, so wunderbar dämlich war sein Ton. Er könnte wirklich in jeder Seifenoper der Welt mitspielen.
    Sie gingen zurück, erreichten mit der Fischplatte den Grill und stellten sich, nach allen Seiten freundlich lächelnd, um das gemauerte Viereck mit den glühenden Kohlen. In der Zwischenzeit hatte man hinter ihnen den Esstisch hinaus geschleppt und die Stühle dazu. Die Tafel war überladen mit Platten und Schüsseln, randvoll gefüllt mit selbst gemachten Delikatessen. Georg trank ein Heineken, Eva stürzte ein kaltes Glas Weißwein hinunter, dann ein zweites.
    Warum machte sie sich immer unnötigen Stress? Bis auf Georg waren alle zufrieden. Helga sprang im Wasser herum, aus der Entfernung konnte man sie für eine Dreißigjährige halten. Emil lief in der Badehose unter den Bäumen entlang und verfolgte ein kleines Mädchen, das offenbar unbedingt von ihm gefangen werden wollte.
    »In zwei Minuten am Auto!«, raunte Georg Eva zu.
    Warum so geheimnisvoll, hier versteht uns doch sowieso keiner, dachte sie und beugte sich zu ihm: »Ihn direkt zu fragen, ob er mit ihr … du weißt schon was getan hat, macht wenig Sinn. Er wäre derart geschmeichelt, im Verdacht zu stehen, dass er nie eine ehrliche Antwort geben würde. Gerade wenn es ihm nicht gelungen sein sollte, wird er auf jeden Fall Ja sagen.«
    »So schätze ich ihn ein – den Penner!«
    Eva entfernte sich vom Grill und schlenderte mit ihrem Glas auf die verlassenen Rattanmöbel zu. Die pastellfarbenen Frauen saßen zwitschernd am großen Tisch. Sie kam sich albern vor. Die geheime Mission des Georg W. war zum Scheitern verurteilt. Plötzlich hörte sie die Melodie von Jannis’ Lied in ihrem Kopf: No matter where you are … Ach, Jannis, wenn du jetzt hier wärst, würdest du mich mit deinen kleinen Bemerkungen über die Leute wenigstens zum Lachen bringen. Eva lächelte, im Näherkommen entdeckte sie einen Kronleuchter im Apfelbaum, der an einer Eisenkette herunterhing und sogar an ein Stromkabel angeschlossen zu sein schien. Reiche, schöne, heile Welt. Mit einem Mann verheiratet zu sein, der auch mit knapp vierzig ausschließlich seine Geschlechtsorgane für sich denken ließ, konnte nur mit viel Geld aufgewogen werden.
    Als sie sich wieder zum Grill umwandte, war Georg nicht mehr da, Sergio auch nicht. Verdammt, Georg, dachte Eva, während sie das Gelände nach ihnen absuchte, willst du ihn einfach so fragen? Oder prügelt ihr euch etwa schon? Eva trank den letzten Schluck Wein und stellte das Glas auf den Tisch. Erst als sie um das Haus herumging, entdeckte sie die beiden. Mit vor der Brust verschränkten Armen und jeweils einer Bierflasche in einer Hand standen sie in den Anblick von Sergios lächerlich hohem SUV versunken und schwiegen sich an.
    Il grande trombatore. Der große Stecher. Eva schaute

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