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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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nicht!«
    Und wie ein tipo Station Wagon aussieht, weiß ich sowieso nicht, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Ah, du hast mich früher besser verstanden, oder?« Er zog die Oberlippe seitlich hoch. Klar, das war auch einfacher, dachte Eva. Ich habe kinderleichtes Englisch mit dir gesprochen, und du hast sowieso nur an das eine gedacht.
    Sergio setzte noch einmal an, diesmal tatsächlich langsamer: »Ihr folgt mir einfach, ich habe ein Wochenendhaus mit Garten und Pool, das müsst ihr unbedingt sehen! Und mit meiner Frau – das bekomme ich schon hin. Sie ist wahrscheinlich misstrauisch, wenn ich euch, besser gesagt dich, Äwa, jetzt nach Jahren aus dem Hut zaubere. Haha, plötzlich ist eine alte Freundin da! Schon seltsam, oder?«
    Mein Haus, mein Swimmingpool, mein Auto, dachte Eva. »Nur wenn das in Ordnung ist, wir wollen dir keinen Ärger machen!«
    »Man kann es anstellen, wie man will als Mann: Die italienischen Frauen wittern überall Konkurrenz!« Er nahm ihre Hände und schaffte es, sie mit einer Bewegung seiner Arme einmal im Kreis zu drehen. »Wie gut, dass du wenigstens nicht blond bist. Haha!« Sein freches Lachen hatte im Gegensatz zu seinem Kinn noch keinen Speck angesetzt. Eva spürte Georgs Blicke auf sich.
    »Ja. Wie gut, dass ich wenigstens nicht blond bin«, wiederholte sie laut und befreite sich aus dem nach Seife riechenden Geschlinge seiner Arme. Georg hob fragend das Kinn.
    »Wir folgen ihm, Picknicktime!«
    Er lächelte zufrieden.
    »Ich tue das nur für dich!«, knurrte Eva.
    »Ich weiß, Honey!«

 
    11
    »Mit Fisch lässt sich in Italien anscheinend noch richtig Geld verdienen«, sagte Helga. »So ein Es-ju-wi kostet ja schon was, allerdings ist dieser nur von Toyota!«
    Eva beobachtete Georgs Profil von der Rückbank aus, ungerührt folgte er Sergio. In seinen Augen fährt er das einzig r ichtige Auto, dachte sie, deswegen gibt es keinen Grund, einen vernichtenden Kommentar zu den Autos anderer Männer abzugeben, das ist eine seiner vielen angenehmen Seiten.
    Eva versuchte sich die Szenerie vorzustellen, die sie erwartete. Wochenendhaus, Swimmingpool, Freunde; wahr scheinlich alles ziemlich protzig. Und, wenn sie Rückschlüsse aus Sergios betont jugendlichem Hemd und der albernen Brille zog, ohne den Hauch von gutem Geschmack. Sie musste unbedingt verhindern, dass Emil sich langweilte, Georg Sergio die Mundhöhle gewaltsam mit einem Spatel auskratzte oder ihm Haare vom Kopf riss und Helga sich beim Anblick des Pools sofort auszog.
    Eva schnalzte mit der Zunge. Verdammt, sie war schon wieder dabei, in die Zukunft zu schauen, für alle zu planen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die es vielleicht gar nicht gab.
    Sie fuhren hinter Sergio das ansteigende, von dichten Hecken begrenzte Sträßchen hinauf, man sah keine Häuser, nur Autos, eine Limousine parkte hinter der nächsten.
    »Hier sitzt also das Geld der Toskana«, flötete Helga von ihrem Vordersitz.
    »Wir sind immer noch in den Marken, Mutter!«, erinnerte Georg.
    »Mutter!«, wiederholte Helga empört, beließ es aber dabei.
    Sergio verschwand zwischen den Hecken in einer Einfahrt, sie fuhren hinterher und parkten dicht hinter ihm auf einer Art Vorplatz. Eva guckte einmal in die Runde und erkannte, dass sie sich, was den Geschmack anging, getäuscht hatte. Das Wochenendhaus war ein wunderschönes Häuschen aus alten, unbehauenen Steinen, mit üppigen Lavendel- und Rosmarinbüschen davor.
    Sergio öffnete Helga galant die Beifahrertür: »Signora, camm wismi!«, lachte er, bot ihr seinen Arm und führte sie am Haus vorbei in den Garten.
    »Na los, kommt!«, sagte Georg. Sie liefen dem Pärchen wie eine vernachlässigte Reisegruppe hinterher.
    Das Haus war klein, doch der leicht in eine Talsenke abfallende Garten dahinter riesig. Kiefern und Zypressen schar ten sich um einen struppigen Rasen, auf dem ein Apfelbaum stand, darunter Rattanmöbel, die schon einige Sommer miterlebt haben mochten. Ein nierenförmiger Swimmingpool tarnte sich in einer Ecke mit vielen Schlingpflanzen als Teich, daneben war ein großes knallblaues Schwimmbecken aufgebaut, in dem mehrere Kinder tobten. Der Grill rauchte vor sich hin, gut angezogene Männer standen in Debatten vertieft herum, sie lachten, tranken Bier aus Flaschen und wirkten wie aus einem aufwendig produzierten Werbespot. Jemand werkelte mit der Grillzange, ein paar Frauen brachten Platten mit Essbarem herbei, andere saßen in pastellfarbenen Kleidchen mit farblich abgestimmten

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