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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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drei stand ich dann auf dem Fischmarkt in Fano, hab für meinen Vater die Ware ersteigert. War das geil! Heute führe ich ein total anderes Leben.«
    Trombatore? Es dämmerte ihr, was damit gemeint war. Bah, wie widerlich! Und wie stumpf, mit dieser Auszeichnung vor einer Frau auch noch anzugeben, als ob er beim Großen Preis von Monaco mitgemacht hätte.
    »Und? Hast du gewonnen?«, fragte sie mit betont gelang weilter Stimme.
    »Na ja, es war immer knapp, einmal war ich Zweiter, aber nie habe ich es bis ganz oben aufs Treppchen geschafft. Es gab ein Jahr, da hat der Sieger angeblich zweihundertachtundachtzig Frauen in der Saison abgeschleppt. Musste dir mal vorstellen! Aber die anderen hatten schließlich mehr Zeit, konnten mehrere Frauen in einer Nacht klarmachen, ich musste ja, wie gesagt, um drei auf dem Markt in Fano stehen.«
    »Mensch, das tut mir wirklich leid!«
    »Ich glaube, der mit den zweihundertachtundachtzig hat auch gemogelt!«, beteuerte Sergio ernsthaft. Eva verdrehte die Augen. »Wann hast du Milena das letzte Mal gesehen?«
    »Ouuuh!« Er spülte die letzten Reste der schwarzen Tinte aus dem Spülbecken. »Das ist lange her.«
    Eva wartete. Genauer will er anscheinend nicht werden mit seiner Zeitangabe, dachte sie nach einer halben Minute, also helfe ich ihm besser ein bisschen auf die Sprünge. »Beim Film, oder?«
    Jäh wandte er ihr den Kopf zu. »Hat sie von mir er zählt!?«
    »Nein! Sonst würde ich dich nicht fragen.«
    »Woher weißt du dann, dass ich da war?«
    »Von den Leuten, die dabei waren, zum Beispiel von Anna, der Maskenbildnerin.«
    »Anna!«, sagte er abfällig. »Wer ist schon Anna? Bei Miläna, da spürte ich was, Gefühle, weißt du, echte Gefühle!«
    Sentimenti! Sentimenti! Du hältst dein Schwanzkribbeln für sentimenti, ohne zu wissen, was das wirklich ist! Also krieg dich wieder ein, sagte Eva in Gedanken zu ihm.
    »Ich kann nicht an Miläna denken, ohne traurig zu werden, sie hat mir immer so gefallen. Eine tolle Frau. Eine wahre Frau. Ich war total in sie verknallt.«
    Aha, dachte Eva wütend, das hast du, als wir zusammen waren, ganz gut verbergen können.
    »Ich hatte auf Rai Uno von dem Film gehört, eine Menge italienischer Schauspieler waren ja auch dabei. Mein Traumberuf. Und dann sah ich sie! Beim Abendessen, Miläna im Fernsehen! In unserer Küche. Habe sie sofort erkannt! Ich habe alles stehen und liegen lassen und bin tatsächlich hingefahren, obwohl es meinem Vater schon nicht gut ging. Sie wird mich erkennen, habe ich gedacht. Und hatte Angst! Wenn sie mich nun nicht erkennt, wenn sie mich gar nicht zu ihr lassen. Ich hatte richtig Schiss vor diesen – diesen Filmfuzzis.« Er lachte und nahm endlich die gelbe Sonnenbrille ab.
    »Und warum hast du dann in dem letzten Sommer, in dem wir in Pesaro waren, nicht sie …?« »Genommen« hörte sich bescheuert an. »Gewählt«, sagte Eva stattdessen. »Sie war ja immerhin auch schon fünfzehn.«
    »Äwa! Nimmst du es mir übel, dass ich dein Erster war?«
    »Allerdings! Und ein verdammt schlechter Erster noch dazu! Der sich zum Beispiel mit Präservativen einen Scheißdreck auskannte!« Eva rannte aus der Küche.
    Im Garten entdeckte sie Georg, der es sich auf einem der Rattanstühle gemütlich gemacht hatte. Mit einem Bier in der Hand starrte er in Richtung Schwimmbassin. Helga stand noch immer am Grill, umringt von einigen Männern, die vorgaben, sich für die qualmenden Fleischstücke zu interessieren, ihr aber an den Lippen hingen und mit ihr lachten. Wie schaffte sie das nur? Die Typen waren alle höchstens vierzig!
    »Sie spielen so schön zusammen …«
    »Wer? Ach so. Gut für Emil, er langweilt sich mit uns.«
    »Hast du etwas herausbekommen?«
    »Er war immer in sie verknallt. Toll.« Eva lachte bemüht und bemerkte den Whiskeytumbler, der leer neben Georg im Gras lag. »Oh, gab es schon harte Sachen?«
    »Ja.«
    Georg vertrug eine Menge, er wusste, was er tat. Meistens jedenfalls. Eva hat ihn noch nie volltrunken in der Ecke liegen sehen, selbst in der schlimmsten Zeit nicht. Er hatte Emil. Das war sein Glück.
    Helga kam zu ihnen herübergestelzt, ihre hohen Absätze versanken ein wenig im Gras. »Kinder«, rief sie begeistert, »was für ein herrlicher Abend, nicht wahr? Und immer noch so warm!« Sie streifte die Schuhe ab und kickte sie, ohne hinzuschauen, neben sich. »Ich werde jetzt auch mal ein wenig planschen gehen. Sind ja so nette Leute hier! Enrico zum Beispiel, der da vorne mit dem roten

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