Orangenmond
ihrem linken und wieder zurück. Es machte sie wahnsinnig.
»Hast du nicht gerade im Laden gesagt, er ist der Vater?«
»Nein! Habe ich nicht. Aber es muss ja nicht alles sein, nur eine kleine – Beteiligung pro Jahr.« Eva war stolz auf ihre Idee und dass ihr in letzter Sekunde noch das Wort partecipazione eingefallen war. »Natürlich dürftest du Emil auch sehen. Wann immer du willst. Er könnte vielleicht sogar jeden Sommer herkommen. Das wird ihm gefallen!«
»Beteiligung? Jeden Sommer herkommen? Eva, ich verstehe nichts, gar nichts«, ächzte er. »Sprich langsamer. Wer ist denn der Vater?«
»Na, du!«
»Io?« Er lachte auf. »Iii-ooo?!!« Schrille Erleichterung hallte in seiner Stimme wider.
»Nicht?! Aber du warst doch da, das passt genau von der Zeit her …«
Er fiel ihr in die Arme und drückte seinen gefärbten Scheitel von oben auf ihr rechtes Schlüsselbein.
» No! Ein Missverständnis! Ich bitte dich! Ich habe doch Miläna nicht … doch nur besucht, besucht – verstehst du?« Visitato!
»Aber du hattest eine Woche Zeit!«
»Ja, genau, da kann viel geschehen.« Schon hatte er wieder seine Angeberstimme.
»Ich weiß, dass du alles nagelst, was …« Nicht bei drei auf den Bäumen ist – diesen uralten dummen Spruch anzu bringen wäre jetzt großartig, dachte Eva, aber so gut ist mein Italienisch leider nicht. »… alles, was du kriegen kannst. Wenn ich annehmen muss, dass du mir nicht die Wahrheit sagst, werde ich mit deinem Freund Enrico mal über dessen Tochter Barbara sprechen. Hübsches Mädchen!«
In seinen Augen stand jetzt nackte Panik. »Äwa! Ich habe Anna gebumst, okay. Jetzt weißt du es. Mit Miläna habe ich nichts zu tun gehabt. Ich schwöre!«
Eva glaubte ihm sofort, wollte ihn aber noch einen Moment weiterquälen. »Anna! La truccatrice? Perché? «
Natürlich war es müßig, einen trombatore nach dem War um zu fragen. Eva tat es dennoch. Wollte ihn verstehen, wollte die Männer besser verstehen, wollte diesem Rätselspiel, an dem sie schon ihr Leben lang teilnahm, ein kleines Puzzlestück hinzufügen, obwohl sie die Spielregeln doch niemals durchschauen würde.
»Warum? Weil die Gelegenheit … Weil ich es wollte?« Er sah sie gehetzt an. »Dieser Georg glaubt das doch nicht im Ernst mit Emil, oder? Du musst es ihm sagen! Ich kann das ja auch beweisen. Mit ’nem Bluttest und so!«
Er war dumm. Und sie zu gutmütig, naiv oder freundlich, um ihm diese Erkenntnis mit Lust unter die Nase zu reiben.
»Mach dir keine Sorgen, wir verschwinden gleich! Für immer.« Eva liebte ihr theatralisches per sempre . Italienisch war wirklich eine wunderschöne Sprache!
»Nein, warum denn jetzt schon? Es ist gerade übelst schön hier!« Emil trottete schimpfend über den Rasen hinter Georg her.
»Damit wir heute Abend nicht so spät im Hotel sind und morgen schön früh nach Perugia fahren können!«
»Was wollen wir denn in diesem Perrutscha schon wieder?«
Georg schaute zu Eva, er zog die Augenbrauen hoch und grinste.
»In dieser Stadt haben Mama und Eva studiert, Eva könnte uns zeigen, wo sie gewohnt haben. Die Idee kam mir gerade! Und ich glaube, wir werden in Perugia ein Hotel mit einem tollen Pool haben. Eva sucht uns heute Abend noch eins aus. Nicht wahr, Eva?«
Eva zuckte überrascht mit den Achseln. »Aber klar. Was ist mit Helga, kommt sie mit?«
»Sie überlegt noch! Ich habe ihr eine Minute gegeben, wenn die um ist, kann sie nach Forlì zurücktrampen.« Seine Stimme wurde leiser: »Und wir können uns auf seine Aussage verlassen, meinst du?«
»Mit bis zu 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit!«
Eva verabschiedete sich von Sergios Freunden und drückte Patrizia zwei Küsschen auf die Wangen. »Vielen Dank, dass wir kommen durften, es war herrlich hier in eurem Garten! Und es hat Georg so glücklich gemacht, mal wieder die Plätze seiner Kindheit zu sehen und Sergio wiederzutreffen.«
»Wenn der Mann zufrieden ist, sind wir Frauen es auch, oder?«
»Genau!« Italienisch lügen für Anfänger.
Eva schüttelte Enrico die Hand. Sie sah, dass Sergio sie nicht aus den Augen ließ. »Ein schönes Mädchen, deine Tochter Barbara«, sagte Eva laut. »Pass gut auf sie auf, man weiß ja nie …!«
»Wenn sie erst in ’elgas Alter ist, bin ich aus dem Gröbsten raus, habe ich gedacht!«, antwortete er. »Aber weit gefehlt, nicht ungefährlich, die ’elga!« Sie lachten gemeinsam.
Obwohl sie sich schon verabschiedet hatten, kam Sergio mit einem weißen Tütchen aus
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