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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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gleich!«
    Der Frontone-Park lag irgendwo südöstlich unter ihnen, diesmal hatte Eva den Ehrgeiz, nicht auf die Wegbeschreibung von Google Maps zu schauen, sondern den Weg selbst zu finden. Außerdem hatte sie nach einigem Zögern doch die Schuhe mit den hohen Absätzen gewählt. Zum Teufel mit den Stufen, Georg liebte hohe Schuhe!
    Sie liefen über die Piazza Italia, vorbei am Reiterdenkmal, hielten sich dann links, bis sie auf den Platz mit der Post kamen, von dem Eva schon damals nicht gewusst hatte, wie er hieß, und erwischten zwischen den Häusern den richtigen Weg Richtung Frontone-Park. Mit vielen anderen Menschen stiegen sie die flachen Stufen hinunter, die Geschäfte rechts und links schlossen gerade. Man sah elegant gekleidete Geschäftsinhaberinnen vor Glastüren hocken und auf Bodenhöhe abschließen. »Ciao ciao, buona serata!«, riefen sie von einer Straßenseite zur anderen. Metallgitter rasselten herunter. Die Touristen fielen jetzt nicht mehr so auf wie am Tage, die Gruppen saßen außerhalb Perugias in den großen Hotels, die Stadt wurde von den Einheimischen zurückerobert. In den Bars sah man sie am Tresen stehen, sie plauderten, gestikulierten, sie waren hier zu Hause.
    Eva und Georg gingen weiter, Stufe um Stufe hinunter, waren jetzt am Fuße einer imposanten Kirche und hielten sich halb links. Corso Camillo Benso. Immer noch richtig. Der Bürgersteig war schmal, sie wanderten an kleinen Geschäften und Bars vorbei, an einer Schneiderei, einer Reini gung, einem Schuster. Sie gingen durch ein Stadttor, in einiger Entfernung sah man Baumwipfel und einen angeleuchteten spitzen Kirchturm in den Himmel ragen. Eine Säule mit zwei kämpfenden Figuren und einem verwelkten Kranz tauchte auf, dann lag der Giardino di Frontone vor ihnen.
    »Wäre schön, einfach durch diesen Park zu bummeln und dann wieder ins Hotel zu gehen«, sagte Eva. »Ich bin total müde, ich brauche entweder ein Bett oder einen Kaffee.«
    »Ich habe jetzt schon eine Riesenwut auf ihn.«
    »Ach, Georg …« Er würde nie etwas anderes im Sinn haben, als diesen biologischen Vater zu finden, alles andere bemerkte er gar nicht – und schon gar nicht ihre Gegenwart.
    »Wie können wir es diesmal anstellen? Willst du wieder den Spruch mit dem Unterhalt bringen?«, fragte er.
    »Von wollen kann gar keine Rede sein!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kam sich einen Moment lang wie Emil vor.
    »Tut mir leid, Eva, tut mir echt leid, dich da mit reinzuziehen. Aber wenn der Typ kein Englisch spricht, muss ich dich noch einmal bitten, ihn zu fragen! Persisch kann ich nämlich nicht …«
    »Und was frage ich ihn? Der Trick mit dem Unterhalt konnte nur bei Sergio funktionieren, der so maßlos in der Gegend herumge…«
    Irgendeine Musik drang aus Georgs Jackentasche. Er zog sein Handy hastig daraus hervor, es gab einige perlende Harfenlaute von sich, die immer lauter wurden.
    »Helga«, sagte er, ohne auf das Display zu schauen, »die Melodie hat sie für sich eingestellt.« Er ächzte genervt, doch er ging dran. »Ja? … Ja? … Warum das denn!? … Und dann?« Die Pausen zwischen seinen Fragen wurden länger. »Und jetzt? … Ja, aber …!? Hast du gefragt? … Das kann ich mir nicht vorstellen!«
    Eva ging ein paar Schritte auf und ab, der Kies knirschte und ruinierte in diesem Moment wahrscheinlich ihre hohen Absätze mit vielen kleinen Kratzern. Was war los? Fand Helga die Fernbedienung für den Fernseher nicht? Wie konnte Georg nur so geduldig mit ihr sein? Schon seit München hockte sie ihnen auf der Pelle, und er schaffte es einfach nicht, sie loszuwerden. Eigentlich magst du doch Männer, die ihre Mütter gut behandeln, tadelte sie sich stumm.
    Das mittlere der drei schmiedeeisernen Tore war einladend geöffnet, der Park schien groß zu sein, von einer Kinoleinwand war hier vorn zumindest nichts zu hören oder zu sehen.
    »Okay. Ich komme sofort! Zehn Minuten.« Georg steckt e das Handy ein und ging auf Eva zu. »Helga ist aufgewacht und hat spontan beschlossen, dass dies ein günstiger Zeitpunkt sei, unsere Zimmer zu bezahlen.«
    »Warum das denn? Wir wissen doch gar nicht sicher, ob wir morgen weiterfahren.«
    »Habe ich sie auch gefragt! Na, jedenfalls stand sie unten an der Rezeption, aber der Vorgang wurde abgebrochen, und nun befürchtet sie, dass jemand ihr Konto leer geräumt haben könnte, denn zu dem hat sie auch keinen Zugang mehr.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen!«
    »Habe ich ihr auch gesagt, hat aber

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