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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Tür, die darin eingefügt war, sah man in einen Hinterhof mit Palmen und Bananenstauden. Schick, dachte Eva, und sicher nicht billig. Die Stufen des Treppenhauses waren aus Marmor und umschlossen einen filigran geschmiedeten Aufzugkäfig.
    »Da passt ja höchstens einer von uns rein, lasst uns zu Fuß gehen«, bestimmte Georg.
    Im zweiten Stock stand eine Wohnungstür offen.
    » Eccolo , ha, da habe ich euch aber esbitzli hochgenommen!« Ein stattlicher Mann mit hoher Stirn, auf der eine Sonnenbrille parkte, rötlichen Haaren und rötlich braun geschecktem Bart stand lachend mit ausgebreiteten Armen in der Türöffnung.
    »Es bitzli?«, murmelte Emil. »Was meint der denn da mit?«
    Eva zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ein bisschen?«
    »Grüezi miteinand, nur herein!« Er begrüßte sie alle per Handschlag, nur vor Emil machte er eine Verbeugung. » Emilio mio, härzlich willkomme!«
    Eva spürte förmlich, wie Georg die Luft anhielt. Seine Augen blitzten sie an, nur den Bruchteil einer Sekunde. Wieder lachte Konrad schallend, wobei sein Kopf auf erschreckende Art in Bewegung geriet. Er ruckte und zuckte auf seinem Hals, während sein rechtes Auge sich zusammenkniff und sein Mund ein paar seltsame Grimassen schnitt.
    »Nur keine Angscht, das passiert, wenn ich aus dem Häuschen bin«, sagte er, nachdem der Anfall vorbei war. »Tourette. Ganz leicht, ich habe Schwein gehabt, sonst könnte ich meine Arbeit gar nicht machen.« Er bemühte sich, mit ihnen Hochdeutsch zu sprechen, dennoch brachte seine Kehle die G- und Ch-Laute in gewohnter Schweizer Manier hervor.
    »Danke, dass wir dich einfach so überfallen durften«, sagte Georg.
    »Ja natürlich, natürlich, ein Zufall, dass ich gerade daheim bin. Unser letztes Treffen isch leider nur kurz und traurig gewesen, ja klar, ja klar, da reden wir jetzt nicht davon, einverstanden?«
    »Sehr einverstanden!«, sagte Georg und umarmte den großen Mann.
    »Wovon redet er?«, wisperte Helga ihr zu.
    »Von der Beerdigung«, flüsterte Eva ebenso leise zurück.
    »Ich kann mich gar nicht an ihn erinnern.«
    »Ich auch kaum, Georg hat mich drauf gebracht. Es waren ja auch so viele Leute da, und dann der Ärger mit der Presse, ich habe kaum jemanden wahrgenommen.«
    Eva schaute auf und sah, dass Emil Konrad anstarrte, der wiederum nicht minder neugierig sie anstarrte. Versuchte er in ihrem Gesicht Milena zu finden? Und? Fand er das, was er suchte? Natürlich nicht.
    »Sie sind Regisseur oder irgendwas beim Film, ja?«, fragte Helga, während sie die zahllosen, im Flur aufgehängten Fotos betrachtete. Auf den meisten war Konrad selbst mit irgendwelchen Prominenten zu sehen. Sophia Loren. Sean Connery. Roberto Benigni. Sting.
    »Ich bin lichtsetzender Kameramann.« Er lachte und zuckte, doch diesmal weniger heftig als beim ersten Mal.
    »Schaut«, sagte er, »scho’ habe ich mich an euch gewöhnt. Wir duzen uns, gälled? Sonst fühle ich mich so alt. Haha! Außer, die Signora …?«
    »Nein, nein!«, rief Helga. »Ich bin eigentlich noch so eine von denen, die immer alle duzen, aber in Rom bin ich geschäftlich und damit etwas förmlicher unterwegs. Versuche, mich schon mal drauf einzugrooven …«
    »Schon guet«, sagte Konrad, vermutlich ohne verstanden zu haben. »Gehen wir doch in die Stube.« Mit großen Schritten eilte er voraus und verschwand dort, wo der Flur einen Knick machte.
    »Sogar Romy Schneider«, murmelte Helga, diesmal mit wesentlich mehr Bewunderung in der Stimme, und trat näher an ein Foto heran.
    »Nee, Oma«, sagte Emil, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte, »das ist doch meine Mama!« Dann lief er hinter Konrad und Georg her.
    »Bitte lass dieses ewige Oma endlich …«, protestierte Helga. Eva schaute über Helgas Schulter. Milena, sehr jung und ernst, stand in einem altmodischen Hosenanzug in der offenen Tür eines Wohnwagens und blickte in die Ferne. Ihr volles Haar war streng aus dem Gesicht gekämmt, das aus diesem Winkel wahrhaftig dem Romy Schneiders ähnelte. Sie wirkte entrückt, doch auch von innen strahlend. Konrad saß vor ihr auf dem Kopfsteinpflaster in einem Regiestuhl und schaute wie ein verliebter Bär zu ihr empor. Im Weitergehen bemerkte Eva die leeren Flächen, die sich zwischen den Rahmen ausbreiteten, die Halterungen der Aufhän gungen ragten hier und da aus der Wand. Die Bildergalerie sah geplündert aus, einige Fotos fehlten offensichtlich.
    Wie auch der Flur war der Salon sehr groß, ein flacher Sofawurm wand sich

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