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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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hatte er sich bloß überreden lassen und war weggefahren? Warum hatte er dem Vater so naiv vertraut?
    Nie wieder würde er ihm auf den Leim gehen! Nie wieder beknackten Fußball spielen! Und im Sattel – im Sattel würde ihn auch nie wieder jemand sehen!
    Â»Ich gebe Ihnen Ihre Sättel zurück.« Trotz aller Anstrengung, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen, hörte er, wie sie versagte. Sie zitterte wie die ausschwingenden Töne einer Mundharmonika. »Und die Longen. Und die Trensen.«
    Â»Ich habe sie dir geschenkt. Ich will sie nicht zurück.«
    Â»Dann schmeiße ich sie weg! Ich werde sie nicht mehr brauchen!«
    Â»Schrei nicht, beruhige dich …«
    Â»Ich will mich nicht beruhigen!«, schrie er und die Tränen schossen ihm aus den Augen. »Warum sollte ich still sein? Am Sonntag waren hier Pferde! Ich will mich nicht beruhigen, ich will wissen, wo sie sind!«
    Â»Wahrscheinlich haben sie es …« Herr Havlik sah sich um, als würde er auf Hilfe hoffen. Aber es war nichts dergleichen in Aussicht, also musste er den Satz selbst beenden. »Wahrscheinlich haben sie es schon hinter sich. Sie haben sie schon … schon geschlachtet, mein Junge. Aber du darfst es dir nicht grausam vorstellen – sie haben sicher nicht gelitten. Auf dem Schlachthof geht es schonend zu. Schonend und stressfrei. Es ist mehr oder weniger ein schmerzfreier Tod …«
    Darek hielt sich die Ohren zu und wandte sich ab. Doch es half nichts, die Koppel war immer noch leer. Er drehte sich abrupt wieder um.
    Â»Und Sie haben es gewusst! Die ganze Zeit! Schon damals in der Nacht, als Sie mit mir gewartet haben, als Kirke aus dem Bach gefischt wurde! Und damals, als wir Krokants Hufe verarztet haben! Es war Ihnen klar, dass es nicht für lange ist, dass sie sowieso bald umgebracht würden! Von Anfang an haben Sie gewusst, was Vater und Anton planen!«
    Herr Havlik schüttelte den Kopf.
    Â»Ich habe nichts gewusst, glaub mir.«
    Seine Augen und sein flehentlicher Ton bewiesen, dass er vor allem sich selbst davon überzeugen musste. Darek begriff plötzlich, dass es ihm ähnlich ging. Auch er kämpfte mit Gewissensbissen. Hatte ihm Vater nicht eine Menge Signale gegeben? Hatte er ihn mit seinem schroffen Verhalten nicht warnen wollen? Damit, dass er die Pferde nicht an sich heranließ? Hatte ihn nicht oft genug sein Blick verraten? Seine scheinbar harmlosen Bemerkungen? »Ein Pferd ist ein Nutztier wie eine Ziege, Kuh oder Kaninchen – aus Fleisch und Knochen. Es besitzt keine übernatürlichen Kräfte, und besonders intelligent ist es auch nicht. Es muss Nutzen bringen …« Hatte er sich nicht schon damals verraten, als sie die Wiese ausgemessen hatten und Darek ihn gefragt hatte, womit sie die Pferde im Winter füttern würden? »Bis Winter ist noch viel Zeit«, war seine ausweichende Antwort gewesen. Darek hätte es als Warnung begreifen müssen, stattdessen hatte er nur blöd dazu genickt. Wie konnte er nur so naiv sein? So leichtsinnig? Warum hatte er Anton nie nach den Namen und konkreten Adressen der Zuchthöfe gefragt, wo die Pferde hin verkauft werden sollten? Er hatte sich an der Nase herumführen lassen, und jetzt ließ er seine Wut an Herrn Havlik aus.
    Â»Ab und zu wurde der eine oder andere Tratsch aus der Nachbarschaft an mich herangetragen, ich habe das nicht ernst genommen … nur Vermutungen angestellt«, beteuerte Herr Havlik.
    Â»Trotzdem! Sie hätten es mir sagen sollen!«, schrie Darek auf, um eigene Vorwürfe und Schuldgefühle zu übertönen.
    Â»Was hättest du getan?«
    Â»Ich hätte die Koppel aufgemacht, solange noch Zeit war! Ich hätte sie abhauen lassen!«
    Â»Wohin? In den Wald? Aufs Feld? Zum Sägewerk? Überall hätte man sie eingefangen. Außerdem glaube ich, dass sie gar nicht weggelaufen wären. Sie fühlten sich hier wohl. Sie hatten uns gern.«
    Â»Und Sie hatten sie nicht gern?«
    Â»Was ist das für eine Frage? Du weißt genau, was sie mir bedeutet haben.«
    Â»Und ist es Ihnen egal, dass Sie sie hätten retten können und es nicht getan haben?«
    Herr Havlik starrte auf die leere Weide und schüttelte machtlos den Kopf.
    Â»Ich konnte es nicht verhindern, Junge«, sagte er. »Ereignisse verhindert man nicht, vor Ereignissen kann man nicht weglaufen …«
    Â»Erzählen Sie mir nicht

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