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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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Abendessen der Hühner zu bereichern.
    Â»Tschh, weg da!«, ertönte Vaters Stimme und im Anschluss das Quietschen der Hühnerstalltür. Davor hatte Darek ihn am Wegrand mit der Sense Gras mähen gesehen. Als er zurück zum Haus gekommen war, hatte er zum Dachgeschoss hochgeschaut, aber Darek hatte sich schnell gebückt. Er wollte Vaters Blick nicht begegnen. Reden wollte er auch nicht mit ihm. Am liebsten hätte er ihn nie wiedergesehen.
    Die Geräusche im Hühnerhof verstummten, Vaters Gestalt tauchte wieder auf. Er schritt zur Scheune, einen Eimer in der Hand. Wahrscheinlich brachte er Waliserin Haferkleie. Solange sie zwölf Pferde gehabt hatten, hatten sie mit Hafer sparen müssen, für eine Stute gab es davon mehr als genug. Bevor Vater in der Scheune verschwand, blickte er wieder zum Dachgeschoss hoch, und Darek versteckte sich wieder blitzschnell hinter dem Fensterrahmen.
    Â»Glotz nicht, Mörder!«, fuhr er den Vater im Flüsterton an. Dabei wurde sein Blick von dem eingerahmten Foto an der Wand angezogen. Mutter hörte zwar nicht auf zu lächeln, aber Darek wusste, dass ihr seine Worte nicht gefielen. Na und?! Sie war tot! Sie hatte keine Macht mehr über sein Verhalten. Bereits am Nachmittag hatte er ihr das unmissverständlich klargemacht. Die Schimpfwörter, mit denen er Vater in der Einsamkeit seines Zimmers tituliert hatte, waren von solchem Kaliber, dass er sie nicht einmal gegen Hugo eingesetzt hätte. Dann hatte er sich mit dröhnendem Kopf aufs Bett geworfen und lange vor sich hin gestarrt. Draußen war es still und grau. Der Tag verging, der Nebel verwandelte sich in Nieselregen und schließlich in einen unaufhörlichen Regen. Darek hätte auch gern geweint, aber er konnte nicht mehr. Die meisten Tränen hatte er in Waliserins Mähne vergossen.
    Er kam sich unbedeutend vor. Die Dinge geschahen und er konnte sie nicht beeinflussen. Die Erwachsenen trafen Entscheidungen und er konnte sie nicht daran hindern. In ein paar Jahren würde auch er erwachsen sein und Entscheidungen treffen – vielleicht genauso schlechte wie Vater. Vielleicht würde ihn sein Sohn auch hassen.
    Das Scheunentor quietschte, das Licht innen erlosch, der Vater kam auf den inzwischen dunkel gewordenen Hof.
    Â»Darek!«, rief er und schaute zum offenen Fenster hinauf. Darek sah ihn direkt an, bewegte sich jedoch nicht. Er wusste, dass er in der Dunkelheit des Zimmers unsichtbar war. »Würdest du kurz runterkommen? Ich muss ein paar Bohlen vom Scheunendachboden herunterholen!«
    Â»Hol sie dir alleine«, riet Darek ihm leise, ohne sich zu rühren. Er bezweifelte, dass Vater die Bohlen wirklich brauchte. Es war eher ein weiterer Versuch, Darek herauszulocken. Die vorherigen waren gescheitert.
    Â»Darek! Hör auf zu spinnen und komm her! Gleich wird’s ganz dunkel sein und wir sehen nichts mehr!«
    Darek stand auf und trat so nah an das Fenster, dass das Licht von draußen auf sein Gesicht fiel. Ein paar Sekunden sah er Vater an, dann knallte er das Fenster heftig zu und drehte den Fensterknauf um. Vater warf die Arme auseinander und sagte etwas, doch durch das doppelt verglaste Fenster konnte man kein Wort verstehen. Dabei hatte Vater schon alles gesagt, nachmittags, als er aus Bruntal zurückgekommen war und den Kanister auf dem Hof stehen gesehen hatte.
    Darek hatte den Kanister aus der Werkstatt herausgeholt, nachdem es aufgehört hatte zu regnen und er endlich aufgestanden war. Das Haus war still, das Knarren der Treppe klang lauter als sonst. Unter dem Kleiderständer standen sowohl die Fußballschuhe als auch die Reitstiefel von Anton. Darek stopfte beide Schuhpaare mit Stroh und Papier aus, trug sie auf den Hof und errichtete auf dem nassen Kies einen kleinen Scheiterhaufen. Er wusste, dass es nur eine kleine Geste war, absolut nichtig, verglichen mit der Tat von Vater und Anton, aber es fiel ihm nichts Besseres ein. Er öffnete den Benzinkanister und übergoss die Schuhe ausgiebig. Ursprünglich hatte er auch die Sättel verbrennen wollen, entschied sich aber, sie doch zu verschonen. Nicht nur wegen Waliserin, sondern auch wegen Herrn Havlik. Ihn wollte Darek nicht bestrafen. Als er das Streichholz anzündete und es auf den Schuhhaufen warf, kam ihm noch etwas in den Sinn. Rasch lief er nach oben in sein Zimmer und kam mit der abgewetzten Schnur voller Knoten zurück. Er warf sie in das lodernde

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