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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Voilà ! Es ist vollbracht! Als ich mit meiner eigenen Sterbeurkunde zu dem Inspektor gegangen bin …« Xavier kicherte. » Chérie , ich wünschte, du hättest sein Gesicht gesehen!«
    »Er war sicher schockiert.« Julia fand Xaviers gute Laune unpassend.

    »Er bezweifelt, dass Anklage erhoben wird, weil es keine Zeugen für den Unfall gibt. Er hat meine Erklärung sofort akzeptiert. Offenbar bin ich nicht der erste Fahrer, der an dieser Stelle von der Straße abgekommen ist. Möglich wäre eine Klage, weil ich meinen Tod vorgetäuscht habe, allerdings nur, wenn uns Geld aus unseren Versicherungen ausbezahlt wurde. Ist das der Fall?« Er sah sie besorgt an.
    Zum ersten Mal war Julia froh über ihre nachlässige Bearbeitung des Papierkrams im Zusammenhang mit dem »Tod« ihres Mannes. »Nein«, antwortete sie mit leiser Stimme.
    Xavier wirkte erleichtert. » C’est parfait! Dann kann dir auch keiner was.«
    Julia sah ihn mit großen Augen an. » Was?! «
    »Keine Sorge.« Er küsste sie auf die Stirn. »Es beweist, dass wir nicht gemeinsam versucht haben, unrechtmäßig an Geld zu gelangen.«
    Julia bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Bitte, Xavier! Hier geht es um den Tod meines … unseres Kindes, nicht um einen ausgeklügelten Versicherungsbetrug!«
    »Entschuldige meine Insensibilität, chérie . Ich fürchte nur diese grässliche französische Bürokratie.« Er zog ihr die Hände vom Gesicht. »Lässt du dich jetzt von mir zum Mittagessen ausführen? Vielleicht sollten wir nicht nur das Negative sehen, sondern auch das Positive, oui ? Und das ist«, sagte er und hob Julias Kinn an, um sie auf die Lippen zu küssen, »dass ich ein freier Mann bin, von den Toten auferstanden und wieder mit meiner schönen Frau vereint.«

54
    Das hübsche Küstenstädtchen Gigaro gegenüber von Saint-Tropez hatte sich durch seine Lage in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet ein wenig abseits von der Hauptstraße, die die bekannteren Orte der Riviera miteinander verband, seinen alten Charme erhalten. Seine pittoresken Lokale entlang des sauberen Strandes waren ein von den Einheimischen gut gehütetes Geheimnis.
    Xavier betrat das La Salamandre mit einer niedergeschlagen hinter ihm hertrottenden Julia, die beobachtete, wie Chantal, die Besitzerin des Lokals, Xavier anstarrte, als wäre er ein Geist.
    Xavier nickte. » Oui, Chantal, c’est moi !«
    Chantal schlug die Hand vor den Mund. »Aber … Mon dieu ! Ist das zu fassen? Wie kann das sein?«
    Xavier umarmte sie. »Das ist eine lange Geschichte, die ich dir irgendwann einmal erzählen werde. Könnten wir unseren üblichen Tisch haben und eine Karaffe Rosé, bitte?«
    Als Chantal sich entfernte, um den Wein zu holen, sah Julia Xavier über den Tisch hinweg an.
    »Was willst du sagen, wenn die Leute dich fragen, wo du warst?«, erkundigte sie sich mit ausdrucksloser Stimme.
    »Die Wahrheit.« Xavier zuckte mit den Achseln. »Dass ich den Kopf verloren habe und weggelaufen bin.«
    Julia beschäftigte schon den ganzen Morgen ein Gedanke. »Du weißt, dass das ein gefundenes Fressen für die Medien ist, oder?«
    »Ja, Julia. Voilà !« Xavier schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich werde eine Pressekonferenz geben und die Aasgeier ein einziges Mal auf uns loslassen. Ja, das ist die Lösung! Wir rufen Olav an. Der soll das organisieren.«

    Xavier erinnerte Julia an einen unter Volldampf fahrenden Zug; sie begriff seine Freude und Erleichterung darüber, aus dem Exil zurückgekehrt zu sein, konnte aber nicht mit ihm Schritt halten. Ihr war weder nach Pressekonferenzen noch nach dem Champagner zumute, den Chantal jetzt spendierte. Ihre Gedanken galten ausschließlich ihrem toten Kind. Xavier hingegen schien die Idee mit der Pressekonferenz zu beflügeln. Sie hatte völlig vergessen, wie eitel er sein konnte.
    »Bitte, Xavier, Interviews ertrage ich noch nicht«, flehte sie ihn an.
    »Ja, du hast recht. Entschuldige, chérie . Ich sollte nichts überstürzen. Doch ich kann mich eines Glücksgefühls nicht erwehren, wenn ich in die Augen meiner schönen Frau blicke. Santé .« Er stieß mit ihr an.
    »Ich bin alles andere als glücklich. Wie sollte ich auch, so kurz nachdem ich die wahren Umstände von Gabriels Tod erfahren habe?«
    Xavier griff nach ihrer Hand. »Julia, es war ein schrecklicher Unfall, den ich mir nie verzeihen werde. Aber ich habe mich und dich genug gestraft. Was soll ich tun? Sag es mir, Julia, und ich mache es, das verspreche ich dir.«
    »Nichts.

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