Orchideenhaus
Bitte halt mich aus allen weiteren Vereinbarungen heraus.«
» D’accord. « Sie setzten schweigend ihre Mahlzeit fort.
Nach einer Weile streckte Xavier die Hand nach ihr aus. »Du bist nicht glücklich, Julia, oder? Bitte sag mir, warum.«
»Ich brauche Zeit, mich an die neue Situation zu gewöhnen. «
Xavier drückte ihre Hand und schenkte sich Wein nach. »Ja, vielleicht ist das der Grund. Du bist so anders.«
»Ich bin tatsächlich anders.Vieles hat sich geändert seit deinem Verschwinden.«
»Wir können unser Leben gestalten wie vorher, oder, chérie ?«, flehte er sie an. »Unsere Liebe war so … schön. Wir finden sie wieder, das weiß ich.«
Julia seufzte. »Das hoffe ich, Xavier.«
Später folgte er ihr bis zur Schlafzimmertür.
»Bitte, Julia, lass mich diese Nacht bei dir bleiben, damit ich dir zeigen kann, wie sehr ich dich liebe, und wir uns beide daran erinnern, wie es früher war.« Er nahm sie in die Arme.
Obwohl sie nicht die geringste Lust darauf verspürte, ließ Julia sich von Xavier streicheln und küssen, weil sie hoffte, dass ihr das tatsächlich helfen würde, sich zu erinnern.
Nach dem Sex lag Julia neben Xavier wach. Der Akt war schnell vorüber gewesen, Xavier sofort eingeschlafen.
Julia gestand sich ein, dass sie seine Berührungen und seine Alkoholfahne widerlich gefunden hatte.Wie konnte das sein? Früher hatte sie sich immer nach seinem Körper gesehnt. Das war ein wichtiger Teil ihrer Beziehung gewesen.
In dieser Nacht wälzte Julia sich hin und her, weil sie, während Xavier mit ihr schlief, an Kit gedacht hatte. An seine zärtlichen Berührungen und das Lachen … Daran, dass sie bei ihm ganz sie selbst sein konnte, dass Kit sie so liebte, wie sie war …
Julia zwang sich, diese Gedanken zu verdrängen. Sie musste sich in ihr Schicksal fügen.
In der Ankunftshalle des Flughafens von Toulon sah Julia Alicia von der Gepäckrückgabe kommen. Ihre Schwester war ein Schatten ihrer selbst. Julia umarmte sie.
»Hallo, Alicia. Willkommen in Frankreich.«
»Julia, schön, dass du da bist … «, konnte Alicia gerade noch sagen, bevor sie in Tränen ausbrach.
»Komm, gehen wir zum Wagen. Daheim kannst du mir dann alles erzählen«, meinte Julia und dirigierte Alicia in Richtung Auto.
Unterwegs nach Ramatuelle starrte Alicia, die Hände verkrampft
im Schoß gefaltet, geradeaus. »Willst du jetzt darüber sprechen?«, fragte Julia. »Oder möchtest du warten, bis wir zu Hause sind?«
»Ist Xavier da?«
»Ja.«
»Hast du schon mit Dad geredet?«
»Nein«, antwortete Julia. »Ich habe kein Wort von ihm gehört. Seltsam, dass er sich nach Xaviers Auftauchen nicht gemeldet hat.«
»Vielleicht hatte er andere Sorgen«, murmelte Alicia.
Sie fuhren schweigend eine Anhöhe hinauf, von der aus sich ein herrlicher Blick auf das azurblaue Mittelmeer bot.
Alicia legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm. »Bleib mal hier stehen, ja? Ich möchte runterschauen.«
Julia lenkte den Wagen in eine Parkbucht auf der Kuppe des Hügels. Alicia stieg aus und ging zu dem Geländer, das sie von der steilen Klippe über dem Meer trennte.
Julia stellte sich neben sie und beugte sich über das Geländer. »Schön, nicht?«
»Dad hat mir vor drei Tagen gesagt, dass ich adoptiert bin.«
»Wie bitte?« Julia blieb der Mund offen stehen.
»Ja. Mum hatte Krebs, als sie etwa zwanzig war, lange vor dem zweiten Mal mit über vierzig. Damals dachten sie, sie könnte wegen der Bestrahlung keine Kinder mehr bekommen. Also haben sie mich adoptiert. Mum ist also nicht meine Mum, und Dad ist nicht mein Dad, und du, Julia«, sagte sie und wandte sich ihr mit ausdruckslosem Blick zu, »bist nicht meine Schwester.«
»Nein! Ich …« Wann würden die schockierenden Neuigkeiten endlich aufhören? »Das ist nicht wahr.«
»Doch. Dad hat mir meine Geburtsurkunde gezeigt. Offenbar war meine Mutter eine gewisse Joy Reynolds aus
Aylsham, die als Teenager schwanger geworden ist. Sie hat mich zur Adoption freigegeben, und Mum und Dad – oder besser gesagt George und Jasmine – haben mich bekommen, als ich zwei Wochen alt war.«
»Aber …«
»Du willst wissen, was mit dir ist?« Alicia schien die Gedanken ihrer Schwester zu erraten. »Keine Sorge, Julia, du bist definitiv von ihnen. Ich bin das einzige Kuckucksei.«
»Ich verstehe das nicht, Alicia. Wie ist es möglich, dass ich drei Jahre später geboren wurde, wenn Mum doch keine Kinder kriegen konnte?«
»Anscheinend geschieht es öfter, dass
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