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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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sie die Bibliothek verließ. Elsie
war ein braves Mädchen, und sie konnte sie gut leiden. Außerdem betrachtete sie ihre Beziehung mit Bill, dem Sohn des Gärtners, mit Wohlwollen. Ob sie ahnten, welche Sturmwolken sich über ihnen zusammenbrauten? Christopher behauptete, es würde nicht mehr lange dauern, Hitlers Einfluss wachse von Tag zu Tag. Es sei nur noch eine Frage der Zeit …
    Adrienne hatte ihren Bruder im letzten großen Krieg verloren und konnte von Glück sagen, dass ihr der Mann geblieben war. Jetzt verlor sie möglicherweise den Sohn – ein unerträglicher Gedanke. Sie wusste, dass Rang und Stand auf dem Schlachtfeld nichts zählten. Sowohl Harry als auch Bill, der Sohn des Gärtners, würden früher oder später einrücken müssen. Dann lag die Entscheidung allein bei Gott.
    Und ihr waren die Hände gebunden.
    Die Briten zeigten keine Emotionen. Adrienne hatte sich sehr bemüht, sich ihre Art anzueignen, und war gescheitert. In Frankreich hatte sie gelernt, dass es besser war, Gefühle auszudrücken, als sie zu verbergen.
    Doch in Zeiten wie diesen distanzierte sie sich vermutlich besser von ihren Emotionen, denn der Wunsch, ihren Sohn zu schützen, überwältigte sie im Moment fast. Adrienne wusste, dass Harry nicht aus Neigung Soldat und gezwungen war, ein Leben zu führen, das nicht seinen Vorlieben und Fähigkeiten entsprach. Er würde dafür vielleicht sogar sein Leben lassen müssen.
    Adrienne zwang sich, diese düsteren Gedanken zu verdrängen, bevor sie vollends von ihr Besitz ergriffen. Harry durfte ihre Angst nicht spüren. Sie musste ihre ganze Energie darauf verwenden, den Ball für ihre Nichte zum Ereignis der Saison zu machen. Adrienne beschloss, zum Gewächshaus zu gehen, um mit Jack und Bill die Blumenarrangements für die Veranstaltung zu besprechen.

14
    Olivia in London betrachtete die Einladung zu Penelope Crawfords Ball mit weit weniger Enthusiasmus, als sie es noch ein paar Wochen zuvor getan hätte. Anfangs hatte sie ununterbrochen an Harry Crawford gedacht, doch seitdem die Saison in vollem Gange war, ließ Olivia sich von der Hektik des »Zirkus«, wie Venetia und ihre Freundinnen die Sache nannten, mitreißen.
    Sie trottete mit müden Augen ins Esszimmer, um mit ihrer Großmutter zu frühstücken, die Einladung nach Wharton Park in der Hand. Lady Vare, die einen Turban trug, trank gerade wie üblich ihre morgendliche Tasse Kaffee und las The Telegraph . Olivias Eintreten quittierte sie mit einem mürrischen Blick.
    »Olivia, mir ist klar, dass du ein volles Programm hast, aber es geht einfach nicht an, zu spät zu den Mahlzeiten zu erscheinen. Wäre ich in meiner Jugend säumig gewesen, hätte ich bis zum Lunch hungern müssen.«
    »Tut mir leid, Großmutter«, sagte Olivia, als das Hausmädchen ihr eine Portion Eier mit Speck servierte. »Ich war gestern Abend beim Ball der Hendersons und hinterher zu einem späten Supper im Quaglinos.« Beim Anblick des Essens wünschte Olivia, der kleine Hämmer Nägel in die Schläfen klopften, sie hätte den letzten Gin-Tonic nicht mehr getrunken.
    »Ich habe dich um drei Uhr nachts nach Hause kommen hören«, rügte Lady Vare sie. »Ich kann nur hoffen, dass du meine Warnung vom Beginn der Saison beherzigst und dich nicht in die falsche Gesellschaft begibst.«
    »Aber nein, Großmutter«, flunkerte Olivia. »Meine Gesellschaft von gestern Abend heißt du sicher gut: John Cavendish,
Marquess of Hartington, war mit seinem jüngeren Bruder Andrew dabei.« Olivia wusste, dass das ihre Großmutter beeindrucken würde, denn John Cavendish war der Erbe von Devonshire Estate, zu dem Chatsworth House gehörte. Sie erwähnte lieber nicht, dass der Oberkellner sie ihrer Lautstärke wegen gebeten hatte, das Lokal zu verlassen, weswegen sie in irgendjemandes Haus in Mayfair weiterfeiern mussten.
    »Gibt es denn einen jungen Beau, der besonderes Interesse an dir zeigt?«, erkundigte sich Lady Vare.
    Es gab tatsächlich eine ganze Reihe von Kavalieren, die ihre Großmutter als »in Frage kommend« bezeichnet hätte und die ganz versessen darauf waren, mit Olivia zu tanzen, sie zum Essen in ihrer Clique oder in die Nachtklubs einzuladen, die man nach dem Ball aufsuchte.
    Doch wie ihre Großmutter richtig bemerkt hatte, war die Situation heute anders als zu ihrer Zeit. Zu Olivias neuem Bekanntenkreis gehörten zahlreiche junge Männer, die sie als Freunde, nicht als potenzielle Ehemänner betrachtete. Angesichts des drohenden Krieges war vielen von

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