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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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die Gabe besaß, all ihre schönen Blumen zum Blühen zu bringen.
    Wenn Lady Crawford das Gewächshaus aufsuchte und Bill ihr ein neues Exemplar zeigte, steckte sie ihm jedes Mal einen Shilling oder zwei zu. Dieses Geld war im Lauf der Jahre zu einem ansehnlichen Sümmchen angewachsen; Elsie wusste, dass Bill es unter den Bodendielen seines Zimmers versteckt hielt. Zu ihrer Hochzeit konnten sie sich mit ziemlicher Sicherheit ein ordentliches Fest im Gemeindesaal leisten. Elsie wünschte sich, dass es die schönste Hochzeit werden würde, die im Geviert je gefeiert worden war.
    Als Elsie merkte, dass sie wertvolle Zeit mit Tagträumen vergeudete, holte sie Hut, Rock und Bluse aus dem Schrank und legte alles auf dem Stuhl zurecht. Den Rock hatte sie
selbst genäht, aus einem marineblauen Tischtuch, das die Haushälterin Mrs. Combe wegwerfen wollte. Er war an der Taille schmal, modisch kurz, reichte nur knapp bis zu den Knien, und fiel in Falten über die Hüften. Elsie war sehr zufrieden mit ihrem Werk und hoffte, dass Bill dadurch zur richtigen Entscheidung angeregt würde.
    Elsie schlüpfte in ihre Uniform, lief die Treppe hinunter und wünschte ihrer Ma einen guten Morgen, die am Herd den Haferbrei umrührte.
    »Willst du welchen?«, fragte ihre Mutter.
    Elsie schüttelte den Kopf. »Ich bin zum Mittagessen wieder da und den Rest des Tages unterwegs.« Bevor ihre Mutter sie bitten konnte, auf die Kleinen aufzupassen oder in Cromer etwas für sie zu erledigen, war Elsie schon fast draußen. »Wiedersehen, Ma.« Sie verabschiedete sich mit einem fröhlichen Winken und schloss die Tür hinter sich.
    Im Obstgarten lugte Elsie zum Gewächshaus hinüber, um zu sehen, ob Bill schon da war – sie beobachtete ihn gern, wenn er es nicht merkte –, und entdeckte ihn durchs Fenster, mit konzentrierter Miene über eine Pflanze gebeugt.
    Elsie konnte ihr Glück kaum fassen, dass sie einen so gut aussehenden und klugen jungen Mann für sich hatte gewinnen können.
    Ihre Familie warf ihr bisweilen vor, Ambitionen zu hegen, die jemandem ihres Standes nicht zukamen, doch das stimmte nicht. Sie und Bill waren jung, gesund und fleißig, und sie wollte, dass sie beide die Chancen, die sich ihnen boten, bestmöglich nutzten.
    Ihr war außerdem klar, dass sie sich glücklich schätzen konnten, ein Dach über dem Kopf sowie eine lebenslange Anstellung zu haben, denn aus den Wochenschauen wusste sie, wie viele andere in den Städten darbten. Und als Ehefrau
mit Kindern wäre sie noch dankbarer für die Sicherheit, die Wharton Park ihnen bot.
    Überdies verehrte sie Lady Crawford wie alle anderen Mitglieder des Haushalts, weil sich ihre Arbeitgeberin von den meisten großen Ladys auf ihren Anwesen unterschied. Lady Crawford herrschte nicht mit Angst und Schrecken wie viele ihrer Standesgenossinnen — das hatten Hausmädchen, die zu Besuch in Wharton Park gewesen waren, Elsie anvertraut –, sondern mit Freundlichkeit und Verständnis.
    Nur selten enttäuschte ein Bediensteter sie oder ihre Erwartungen. Anweisungen gab sie mit ihrer leisen, sanften Stimme, die allen das Gefühl vermittelte, ihr einen Gefallen zu tun. Und wenn tatsächlich einmal etwas nicht ganz so gelang, wie Lady Crawford sich das vorgestellt hatte, reichte ein leichtes Heben der Augenbraue oder ein Verziehen des Mundes, um den Übeltäter tagelang in tiefe Niedergeschlagenheit zu stürzen.
    Sie schien sich wirklich etwas aus ihrem Personal zu machen. Elsie erinnerte sich, wie sie einmal als kleines Mädchen am Küchentisch gesessen hatte, während ihre Ma für die jährliche Gartenparty in Wharton Park buk. Elsie mühte sich gerade mit den Buchstaben ab, die sie lernte, als Lady Crawford in die Küche kam, um einen Blick auf die Scones und Biskuitkuchen zu werfen, dabei Elsie entdeckte und zu ihr trat.
    »Du bist doch Elsie, n’est-ce pas ?«
    Obwohl Elsie die merkwürdigen Worte, die die Herrin manchmal verwendete, nicht verstand, nickte sie. »Ja, Lady Crawford.«
    »Was machst du da?« Sie warf einen Blick auf die unbeholfen hingekritzelten Wörter in Elsies Heft.
    »Ich schreibe aus diesem Buch ab, Lady Crawford, aber
manche der Wörter verstehe ich nicht«, antwortete Elsie wahrheitsgemäß.
    »Ach, die englische Sprache! Sie ist so kompliziert. Lass mal sehen…« Und sie setzte sich neben Elsie und verbrachte die folgenden zwanzig Minuten damit, ihr zu helfen.
    Unter den Bediensteten munkelte man, dass Lady Crawford gern mehr Kinder gehabt hätte, doch das war

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