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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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es gelang ihr, jeden Tag so zu nehmen, wie er kam. Außerdem beruhigte es sie, endlich den Grund für Harrys merkwürdiges Verhalten ihr gegenüber zu kennen.
    Harry tat in der wenigen Zeit, die er mit ihr verbrachte, alles, um sie von seiner Liebe zu überzeugen. Er schrieb in seiner schönen Schrift ihre Lieblingsgedichte aus der Romantik für sie ab und schob sie ihr unter der Schlafzimmertür durch, ließ ihr jeden Tag frische Blumen aus dem Gewächshaus bringen, die ihre Räume in angenehmen Duft hüllten, und bestellte ihr Bücher aus London, von denen er wusste, dass sie ihr gefallen würden.
    Genau so hatte sie sich früher sein Werben um sie gewünscht; jetzt bedeutete es ihr nichts mehr.
     
    Die Wharton Park zugeteilten Land Girls trafen Anfang März mit dem Bus ein. Olivia war von der Vertreterin der WLA vorgewarnt worden, dass viele der Mädchen aus Industriestädten stammten und keine Ahnung von der Arbeit hatten, die sie auf dem Land erwartete.
    Olivia hatte drei Arbeitercottages im Geviert für ihre Unterkunft abgestellt. Diese feuchten und dunklen Häuschen waren jahrelang nicht genutzt worden und bedurften der Renovierung, weswegen Olivia sich mit Elsie und anderen daran machte, sie zu putzen und wieder bewohnbar zu machen.
Als die Land Girls die Küche von Wharton Park betraten, waren sie beeindruckt von der Größe des Hauses. Olivia aß mit ihnen, ließ sie erzählen, woher sie kamen und wie grässlich sie die Uniform fanden, die sie tragen mussten.
    »Probieren Sie mal eine von diesen Airtex-Blusen, Mrs. Crawford«, sagte eine junge Frau mit starkem Birminghamer Akzent. »Die kratzen wie Hölle.«
    »Und sie sind zu groß für uns«, fügte ein anderes Mädchen hinzu. »Ich glaube, die Hosen sind für Männer, nicht für Frauen. Das wird ein Anblick morgen früh, was, Mädels?«
    Alle kicherten, und Olivia freute sich, dass es sich offenbar um einen fröhlichen Haufen handelte. Die Vertreterin der WLA hatte sie gewarnt, es könne Probleme geben mit den jungen Frauen, die sich nicht kannten. Sie würden sich möglicherweise in die Haare geraten.
    Nach dem Abendessen erhob sich Olivia und klatschte in die Hände. »Zunächst einmal willkommen in Wharton Park, Mädchen«, begann sie. »Dieses wunderbare Anwesen liegt in einem hübschen Teil des Landes. Ihr könnt euch glücklich schätzen, hier gelandet zu sein. Mr. Combe wird euch erklären, wie ihr für die Landarbeit eingesetzt werdet, und von mir erfahrt ihr mehr über die häuslichen Arrangements während eures Aufenthalts. Zum Frühstück bekommt ihr in den Cottages Brot, Milch und Eier. Die Arbeit beginnt um acht Uhr. Ihr versammelt euch im Geviert, wo Mr. Combe und seine Leute euch eure Aufgaben für den Tag zuweisen. Mittags gibt es eine Pause von fünfzehn Minuten; das Sandwich wird euch vom Haus geschickt. Der Nachmittag beginnt um ein Uhr und endet um fünf; Abendessen um sechs hier in der Küche. Es wäre schön, wenn ihr euch zwischen fünf und sechs wascht und umzieht und nicht in euren verdreckten Uniformen erscheint«, erklärte Olivia mit einem Lächeln.

    »Keine Sorge, Missus, ich ziehe mein Ballkleid und mein Diadem zum Essen an«, rief eine der jungen Frauen und erntete schallendes Gelächter.
    »Ihr kriegt einen Tag in der Woche frei«, fuhr Olivia fort, »und zwar nach einem bestimmten Plan. Täglich fährt jeweils um elf ein Bus von der Auffahrt aus nach Cromer, falls ihr zum Einkaufen in die Stadt wollt. Er kehrt um halb fünf zurück. All diese Informationen findet ihr auf einem Zettel in jedem der Cottages. Viele von euch werden das Leben auf dem Land nicht gewöhnt sein. Wir verfügen hier über keine Lichtspielhäuser und kein Nachtleben. Folglich würde ich euch raten, eure Abendunterhaltung selbst zu organisieren – mit Quizveranstaltungen, Brettspielen und Ähnlichem.«
    Sonderlich begeistert wirkten die Mädchen nicht.
    »Wir wollen in Wharton Park einen Strickwettbewerb durchführen. Meine Schwiegermutter Lady Crawford sorgt dafür, dass die fertigen Socken, Mützen und Schals an unsere Jungs im Ausland geschickt werden. Wenn ihr nicht stricken könnt, bringt man es euch bei. Diejenige von euch, die innerhalb eines Monats die meisten Stücke fertigt, bekommt« – sie griff in eine Papiertüte auf dem Tisch – »ein Paar von diesen hier.«
    Die Mädchen stießen Ah- und Oh-Laute aus, als Olivia die Nylonstrümpfe hochhielt. Sie war erleichtert, dass ihre Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie sich als richtig

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