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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Morgen bereits um sechs Uhr wieder weg. Er arbeitete auch an den Wochenenden.

    Olivia hatte das Gefühl, sich nicht beklagen zu können, weil der Krieg nun in vollem Gange war. Ein deutsches U-Boot hatte das britische Schlachtschiff HMS Royal Oak versenkt, und immer mehr junge Männer des Anwesens mussten ganz zu ihren Bataillonen.
    Olivia konnte nur hoffen, dass sich, wenn Harry an Weihnachten zwei Tage frei hatte, Gelegenheit ergeben würde, Zeit miteinander zu verbringen und über ihre Beziehung und die damit verbundenen Probleme zu sprechen.
    Zum Glück gab es für Olivia viel zu tun auf dem Gut, weil es an Männern mangelte. Da Bill Jack nicht mehr beistehen konnte, half Olivia bei der Pflege des Küchengartens und beim Gießen der Blumen im Gewächshaus. Die Arbeit in der bitteren Kälte hinderte sie am Grübeln. Doch manchmal fiel es ihr schwer, die gute Laune zu bewahren. Letztlich konnte sie sich in dieser Situation, in der sie dringend Rat gebraucht hätte, an niemanden wenden.
    Adrienne, die den Kummer ihrer Schwiegertochter spürte, ihn aber der Tatsache zuschrieb, dass Harry in den ersten Wochen ihres Ehelebens nicht da war, schlug ihr kurz vor Weihnachten vor, ihre Londoner Freunde zu einem Fest einzuladen.
    Sogar Harrys Miene hellte sich ob dieses Plans auf. »Ich halte das für eine großartige Idee, Schatz. Venetia muss auf jeden Fall kommen, weil sie Stimmung in jede Party bringt. Und wie wär’s mit diesem Dichter, Archie? Und Angus, deinem Freund aus Schottland?«
    Olivias Clique brachte Schreckensmeldungen aus London über bevorstehende Rationierungen mit. Venetia, die die schicke Uniform der Wrens trug, erzählte Olivia, sie durchlaufe gerade eine Ausbildung der höchst geheimen Art und könne ihr leider nichts Näheres verraten.

    Nach dem Essen setzten die beiden sich vor den Kamin in der Bibliothek, um sich über die vergangenen Monate zu unterhalten. Venetia musterte Olivia kritisch.
    »Darling, für jemanden, der auf dem Land lebt, wirkst du ziemlich blass. Du bist doch nicht etwa schon schwanger, oder?«, fragte sie kichernd.
    Venetias Bemerkung trieb Olivia Tränen in die Augen.
    »Du gütiger Himmel! Tut mir leid, hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein … Ja … Ach, Venetia, es ist einfach zu schrecklich!«
    Venetia legte den Arm um Olivias Schultern. »So schlimm kann’s gar nicht sein. Du bist doch nicht krank, oder, Darling? «
    »Nein.… Ich …« Olivia wusste nicht, wo sie beginnen sollte. »Venetia, ich … bin … noch … Jungfrau!«
    Venetia sah sie verblüfft an. »Wie das? Sag, was ist los? Vielleicht kann ich dir helfen«, bemühte sie sich, Olivia zu beruhigen.
    Also erzählte Olivia ihr schluchzend die ganze traurige Geschichte.
    »Ich begreife das nicht«, erklärte Venetia. »Meiner Erfahrung nach versuchen die meisten Männer den größten Teil ihres Lebens genau das zu bekommen, was Harry bei seiner Frau jede Nacht haben könnte.«
    »Das weiß ich. Mich würde eher interessieren, warum er so zurückhaltend ist.«
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Ich kann mich nicht dazu überwinden.«
    »Du musst, Darling, weil das nicht normal ist«, stellte Venetia fest. »Du bist so verführerisch, dass dir meiner Ansicht nach kein Mann widerstehen kann.«
    Olivia lächelte matt. »Danke für das Kompliment, Venetia,
aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Meine Schwiegermutter fragt ständig, wann mit dem nächsten Erben von Wharton Park zu rechnen ist. Möglicherweise bin ich einfach nicht sein Typ.«
    »Sei nicht albern, Darling«, widersprach Venetia. »Du bist der Typ von jedem Mann. Und außerdem ist das Harrys Problem, nicht deines.« Venetia begann in der Bibliothek auf und ab zu gehen. Nach einer Weile blieb sie stehen und wandte sich Olivia zu. »Am Ende ist er einfach nur schüchtern. Du wirst dich auf ihn stürzen müssen.«
    »Gütiger Himmel, nein! Das kann ich nicht.«
    Venetia gähnte. »Wenn alle Stricke reißen, kannst du dich immerhin damit trösten, dass er sowieso nicht mehr lange da sein wird. Die mobilisieren alles, was Beine hat, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Harry bald nach Frankreich muss. Dann suchst du dir einen Liebhaber. Bei verheirateten Frauen ist das ganz normal. Aber jetzt, meine liebe Olivia, muss ich mich aufs Ohr legen. Ich habe eine besonders wilde Nacht mit meinem neuen Liebhaber in London hinter mir und bin hundemüde. Morgen reden wir weiter. Gute Nacht, Darling, träum was Schönes.«
     
    Olivia dachte über das nach, was

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