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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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Rede an die Nation verkündete, dass fast dreihundertvierzigtausend Männer aus dem Gebiet um Dünkirchen gerettet worden seien, gab es Jubelrufe und Tränen – auch wenn klar war, dass es sich um eine empfindliche Niederlage handelte.
    »Hoffentlich ist Charlie unter den Geretteten«, schluchzte Mary an Olivias Schulter. »Ich würde alles dafür geben, wenn er gesund und heil wiederkommt.«
    Olivia brachte zur Aufmunterung der Mädchen zwei Krüge Apfelwein. Elsie, deren Bill auch weg war, hatte sich mit Mary angefreundet und schloss sich den Land Girls als inoffizielle Führerin bei deren Ausflügen nach Cromer an.
    Als Olivia Elsie stumm in einer Ecke sitzen sah, gesellte sie sich zu ihr.
    »Elsie, du wirkst betrübt. Alles in Ordnung?«
    »Offen gestanden: nein. Wenn ich die Nachrichten im Radio höre, denke ich, dass es bald meinen Bill und Ihren Harry treffen wird. Wie ich zurechtkommen soll, wenn er nicht zurückkehrt,
weiß ich nicht.« Elsie wischte sich eine Träne aus den Augen.
    Olivia nahm sie in den Arm. »Versuch, dir keine Sorgen zu machen, Elsie«, tröstete sie sie. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, dass der Gedanke an ihren eigenen Ehemann kaum Emotionen in ihr hervorrief. »Harry sagt, Bill ist so ziemlich der beste Soldat in seinem Bataillon, und ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er bald zum Feldwebel befördert wird. Aber«, Olivia legte den Finger an die Lippen, »das darfst du niemandem verraten.«
    Elsies Miene hellte sich auf. »Wirklich, Miss Olivia? Wenn das stimmt, wäre dies der stolzeste Tag meines Lebens«, verkündete sie glücklich.

23
    Als Olivia eines Morgens Mitte Juni – alle Pflanzen in Wharton Park standen in voller Blüte – aufwachte, hörte sie im Radio, dass die Deutschen in Paris einmarschiert waren.
    Olivia fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Schlacht um England, wie Mr. Churchill die Auseinandersetzungen am Morgen im Rundfunk genannt hatte, begann.
    Beim Einsammeln der täglichen Ration Obst und Gemüse für die hungrigen Mäuler auf dem Gut dachte sie über die Zerstörung und die unzähligen Toten nach, über die die Wochenschauen berichteten, und konnte sich nur schwer vorstellen, dass ein solches Elend auch England heimsuchen würde.
    Als sie mit ihren beiden schweren Körben die Küche betrat, sah sie Harry mit einer Tasse Tee am Tisch sitzen. Er wirkte ausgemergelt und erschöpft.

    »Hallo, Schatz.« Er begrüßte sie mit einem matten Lächeln. »Stell dir vor, ich habe einen Tag frei.«
    »Na so was!« Olivia nahm die Lebensmittel aus dem Korb. Die Aussicht, dass Harry zu Hause sein würde, versetzte sie keineswegs in freudige Erregung, sondern weckte eher gegenteilige Gefühle in ihr. »Du bist bestimmt müde und möchtest einmal richtig ausschlafen.«
    »Eigentlich hatte ich gedacht, wir könnten zusammen etwas unternehmen. Hättest du Lust auf ein Picknick am Strand?«
    Mrs. Combe, die gerade Geschirr spülte, bemerkte mit einem Lächeln: »Ja, Master Harry, unternehmen Sie etwas mit Ihrer Frau. Sie leitet Wharton Park seit Wochen praktisch ganz allein und könnte eine Pause genausogut gebrauchen wie Sie.« Sie bedachte Olivia mit einem anerkennenden Blick. »Sie ist einfach wunderbar, das finden wir alle.«
    Olivia, die ob des Lobs errötete, suchte verzweifelt nach Ausflüchten. »Ich muss den Mädchen die Sandwiches bringen und …«
    »Ach was! Überlassen Sie das mir, Mrs. Crawford, und gönnen Sie sich einen freien Tag mit Ihrem Mann.«
    Olivia gab sich geschlagen. »Ich gehe nur schnell rauf und ziehe mich um.«
    »Bis in zehn Minuten am Wagen, Schatz«, rief Harry ihr nach.
     
    »Mein Gott, was bin ich froh, ein paar Stunden Pause zu haben«, stöhnte Harry, als sie sich vom Haus entfernten. »Heute ist so ein schöner Tag, und Mrs. Jenks hat uns ein köstliches Picknick in den Kofferraum gepackt. Ich dachte, wir fahren nach Holkham. Das ist der einzige Strand, der nicht durch Stacheldraht und Abwehrballons versaut ist.« Er sah Olivia fragend an.

    Sie nickte schweigend.
    Sie stellten den Wagen ein paar Gehminuten vom Strand entfernt ab und liefen die Dünen hinauf, Harry mit dem Picknickkorb in der Hand. Der Strand war menschenleer. Harry ließ sich in den Sand fallen und schloss die Augen zum Schutz gegen die Sonne.
    »Mein Gott, wie schön!«, seufzte er. »Hier könnte man den Krieg glatt für einen schlechten Traum halten.«
    Olivia setzte sich ein Stück von ihm entfernt in den Sand, blickte schweigend hinaus

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