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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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„Señor O’Connor. Ich habe versucht, die Unterlagen von den Morden zu finden. Über Maya Molina konnte ich gar nichts finden, eine Nachfrage bei den Angehörigen bestätigte jedoch das, was Sie uns erzählt haben. Sie verschwand eines Tages spurlos. Der einzige Fall, den ich finden konnte, ist sieben Jahre her.“
    Sie zog eine Akte aus einem Rucksack und las daraus vor: „Clara Londoño, dreißig Jahre alt. Sie wurde im Bett des Ehemannes, Rafael Rodriguez Ospina, 40, ermordet aufgefunden … Hier lesen Sie selbst.“ Sie reichte ihm die Akte. „Den Namen der anderen Frau haben wir überprüft. Sie ist ebenfalls ermordet worden, während sie mit Rafael Rodriguez zusammen waren.“
    „Und konnten Sie ihm nie etwas nachweisen? Ich meine, drei Frauen haben ihr Leben gelassen, das ist doch keinem Zufall mehr zuzuschreiben.“
      „Es gab keine Beweise.“ Nelly erklärte ihm, wenn ein Fall nach zwei Jahren nicht gelöst würde, landete die Akte im Archiv und nach zehn Jahren käme sie in den Schredder.
    Für Sam eine geradezu unmögliche Tatsache. „Wir haben mit den neuen verfeinerten Untersuchungsmethoden gerade wieder ein paar Fälle gelöst, die vor vierzig Jahren noch als ungelöst galten. In den letzten Jahren ist auf diesem Gebiet sehr viel passiert.“
    „Vielleicht in Ihrem Land und in Amerika. Bei uns werden Fingerabdrücke noch nach der alten Methode genommen und überprüft. Per Hand und Lupe. Die CTI hat es außerdem täglich mit so vielen Morden zu tun, dass wir überhaupt nicht mit den Ermittlungen hinterherkommen.“
    „Und wie hoch ist Ihre Aufklärungsrate?“
    Nelly stieß einen lauten Seufzer aus. „Etwa zehn Prozent.“
    „Zehn Prozent der Mordfälle bleiben ungelöst?“, fragte Sam noch einmal nach, um sicherzugehen, dass er nichts falsch verstanden hatte.
    „Nein, neunzig. Meist Bandenmorde, Auftragsmorde und Narkos, die sich gegenseitig über den Haufen schießen“, erwiderte Nelly knapp. „Um zu Ihrem, unseren Fall zurückzukommen: Wir haben es hier mit einer sehr einflussreichen Familie zu tun. Ich weiß nicht, ob Sie wissen wie einflussreich?“
    „Ich bin ganz Ohr.“
    „Die Mutter von Rafael Rodriguez ist die Tochter eines ehemaligen, sehr geschätzten Präsidenten. Die Familie hat sehr viel Geld und wie Sie sicherlich wissen, kann man mit Geld in einem korrupten Land alles machen. Und mit alles meine ich alles . Das geht hin bis zur Bestechung höchster Beamter und Richter.“
    „Okay ich will es noch mal anders ausdrücken“, begann Sam. „Sie wollen mir also erzählen, dass in Ihrem Land jemand nach Lust und Laune Leute umbringen kann und wenn er genug Geld hat, wird er dafür auch nicht bestraft.“
    Nelly lächelte. Der Mann hatte verstanden, wie es hier lief.
    Sam war außer sich. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Es war geradezu sinnlos und vergebene Mühe, sich noch weiter mit dem Fall zu befassen. Sollte Rafael sich als Mörder entpuppen, wäre Sam wahrscheinlich tot, bevor er den nächsten Atemzug machen konnte. Da war er wieder! Der Gedanke und die Möglichkeit seines eigenen Todes, der plötzlich gar nicht mehr so abwegig erschien.
     
    Am Nachmittag saß Sam im Gästehaus auf seinem Bett und las sich die Akte durch, die ihm Nelly überlassen hatte.
    Das Opfer, Clara Londoño, hatte man ans Bett gefesselt gefunden. Ihr war bei lebendigem Leib der Bauch aufgeschlitzt und die Gebärmutter herausgerissen worden. Den Fötus hatte man in einem Mülleimer gefunden. Keine Injektion ins Herz, genau wie bei Leila, dachte Sam.
    Der Ehemann, Rafael Rodriguez, hatte nach eigenen Angaben nichts von dem Mord an seiner Frau mitbekommen. Man vermutete, dass ihm eine Droge eingeflößt worden war, die ihn für Stunden außer Gefecht gesetzt hatte. Drogen waren immer eine gute Erklärung, um als nicht zurechnungsfähig behandelt zu werden.
    Es klopfte leise.
    Rafael trat ein. Er setzte sich in den Schaukelstuhl und wippte ein paar Mal hin und her, dabei sah er auf ein Buch in seiner Hand. „Es gibt da etwas, was ich Ihnen noch zeigen wollte. Ich wusste nicht, ob Sie mich noch mehr belasten oder entlasten würden, deshalb habe ich bisher nichts gesagt.“ Er reichte Sam das Buch.
    Es war eine Bibel. Als Sam sie aufschlug, rutschten ihm drei lose Blätter entgegen.
    „Das erste ist etwa zwölf Jahre alt. Ich habe nie einen Zusammenhang zwischen den Gedichten und den Morden gesehen. Bis eben vor ein paar Tagen.“
    „Und Sie haben keine Ahnung, wer Ihnen die

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