Orcs ante Portas
den Kopf, dass Makri wirklich die größte Schwertkämpferin ist, die je gelebt hat, selbst wenn diese wenigen Sekunden, die ich sie im Kampf sehe, ihre letzten sein würden.
Mein Herz hämmert. Ich kann nicht schneller laufen. Und es wird mich zu viel Zeit kosten, bis ich Makri erreiche. Lange kann sie die Orks nicht mehr hinhalten, ganz gleich, wie hervorragend sie kämpft. Sie hat es mit über hundert Gegnern zu tun und findet nirgendwo Deckung. Ihr Kettenhemd ist bereits zerfetzt, und einige Pfeile stecken in ihrer ledernen Hose. Zu ihren Füßen türmen sich die Leichen, aber die Orks setzen erbarmungslos nach. Ich bin nur noch sieben Meter entfernt, als sie einen Schlag gegen den Kopf erhält und schwankt. Zwischen mir und ihr befinden sich noch vier Reihen Orks. Und ich bin allein, weil ich meine Gefährten abgehängt habe. Ich breche wie eine Ein-Mann-Phalanx in die hinteren Reihen der Orks ein, durchstoße sie und schleudere sie in alle Richtungen. Makri ist bereits auf den Knien und kämpft immer noch. Ich erschlage einen Ork, der sie gerade durchbohren will, und prügele dann wie wild auf die anderen ein. Das verblüfft die Orks einen Moment, und sie weichen etwas zurück. Makri steht wieder auf den Beinen und hat die Waffen erhoben. Blut rinnt unter ihrem Helm heraus.
»Gut, dich wiederzusehen, Thraxas«, keucht sie.
»Danke, gleichfalls«, erwidere ich kurzatmig.
Als die Orks begreifen, dass ich allein bin, zögern sie nicht länger. Sie stürmen aus allen Richtungen auf uns zu. Makri steht auf der einen Seite neben Lisutaris und ich auf der anderen, und wir machen uns darauf gefasst, unserem Schicksal entgegenzutreten. Plötzlich zuckt eine grüne Flamme durch die Luft, und die Orks fallen zu Boden. Erneut hat Anemari Donnerschlag mich gerettet. Sie hat uns endlich eingeholt und ihren letzten Spruch gewirkt. Ich sollte Dankbarkeit empfinden, aber ich wünschte, sie wäre etwas früher gekommen. Ich sinke auf die Knie. Ich bin viel zu weit und viel zu schnell gelaufen. Außerdem habe ich eine Verletzung an der Schulter davongetragen. Ich muss erst einmal zu Atem kommen.
»Ruh dich ruhig aus«, meint Makri. »Willst du nicht noch ein Bier trinken, während du es dir da unten gemütlich machst? «
Ich ziehe eine kleine Taschenflasche mit Kleeh unter meinem Harnisch hervor. »Wir müssen leider damit vorlieb nehmen.«
Ich trinke einen Schluck und reiche Makri den Flakon, die meinem Beispiel folgt. Anemari Donnerschlag beugt sich derweil über Lisutaris.
»Sie lebt.«
»Natürlich lebe ich!«, fährt Lisutaris sie an, und schlägt die Augen auf. »Was zum Teufel ist denn passiert?«
»Du bist von einem Drachenschweif getroffen worden«, erklärt Makri.
»Und was ist mit dem Drachen passiert, der dranhing?«
»Du hast ihn getötet.«
»Wenigstens etwas.«
Lisutaris schaut sich auf dem eisigen Schlachtfeld um. »Wir müssen in die Stadt zurück«, sagt sie schließlich.
Also marschieren wir los, eine Streitmacht von vierzig Soldaten, zwei Zauberinnen und einer Leibwächterin. Als wir uns Turai nähern, bläst ein starker Wind aus dem Osten, der den Schnee vertreibt. Die Tore sind geschlossen, und vor ihnen findet ein erbittertes Gefecht statt. Die siegreichen Orks bestürmen die letzten Reste der turanianischen Armee. Es ist längst keine geordnete Truppe mehr, sondern eine verzweifelte Horde Soldaten und Söldner, die verzweifelt nach einem Fluchtweg sucht und keinen findet.
Lisutaris bleibt plötzlich stehen und sieht sich suchend um. »Harmonius?«, ruft sie dann. »Chomenius?«
Harmonius AlpElf und Chomenius der Fleischwolf schreiten aus dem weißen Dunst auf uns zu.
»Lisutaris! Ich dachte, du wärst tot.«
»Noch nicht.«
»Wir haben viele Drachen vom Himmel geholt«, erklärt Harmonius. »Aber unsere Truppen konnten wir nicht retten.«
Die beiden mächtigen Zauberer sind unversehrt. Als die Zauberer auf Lisutaris’ Notruf reagierten, sind die meisten ohne ihre Leibwächter gekommen. Ihr Überleben ist vermutlich die letzte Chance für Turai. Aber es dürfte nicht leicht sein, sie wieder in die Stadt zu bringen. Sie haben ihre Magie verbraucht, und die orkische Armee steht zwischen uns und den Toren.
Am Himmel kreisen nur noch zwei oder drei Drachen. Einige sind unseren Zauberern zum Opfer gefallen. Andere machen vielleicht gerade nur eine Pause, weit weg von der Schlacht. Drachen sind im Winter nicht sonderlich ausdauernd und können der ständigen Belastung einer Schlacht nicht
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