Orcs ante Portas
in den Rücken. Er bricht tot vor meinen Füßen zusammen.
Die restlichen Angreifer einschließlich des Rothaarigen finden offenbar wenig Geschmack an dem neuen Kräfteverhältnis und laufen um ihr Leben. Sie verschwinden so schnell durch die Sankt-Rominius-Gasse, dass ich ihnen niemals folgen könnte. Selbst wenn ich nicht bluten und nach Atem ringen würde.
Viaggrax sieht ihnen kurz nach und mustert dann die Leichen auf dem Boden.
»Gut zu sehen, dass du nicht vergessen hast, wie man kämpft, Thraxas«, dröhnt er. Er wirft einen kurzen Blick auf meine Wunde. »Nur ein Kratzer. Kein Grund zur Sorge. Komm, feiern wir den Sieg!«
Viaggrax klopft mir herzlich auf den Rücken, und wir biegen in den Quintessenzweg ein. Ich danke ihm nicht für seine Hilfe. Das würde ihn beleidigen, als wollte ich damit andeuten, dass auch nur im Entferntesten die Möglichkeit bestanden hätte, dass er mir nicht zu Hilfe gekommen wäre. Wenn Viaggrax einen Kameraden in Schwierigkeiten sieht, braucht man ihn nicht lange zu bitten. Und er erwartet auch nicht, dass man sich anschließend dafür bedankt.
In der Rächenden Axt kümmert sich Tanrose um meine Wunde. Ich möchte vor den Söldnern nicht als Schwächling dastehen und sage ihr, es ist nichts. Aber ich hindere sie nicht daran, als sie nach Chiruixa, der Heilerin hier im Viertel, schickt. Chiruixa versorgt meine Wunde und versichert mir, dass ich überleben werde. Es sei denn, ich wäre dumm genug, es mir zu Gewohnheit zu machen, gegen acht Feinde anzutreten.
Ich zucke nur die Achseln und tue so, als nähme ich die Angelegenheit auf die leichte Schulter.
»Ich habe Viaggrax schon verwünscht, weil er sich eingemischt und mir den ganzen Spaß verdorben hat«, sage ich und hebe einen Krug Bier an den Mund. »Wäre er klug gewesen, hätte er sich tunlichst herausgehalten. Schließlich zerbreche ich mir wegen acht Angreifern nicht den Kopf.«
Viaggrax lacht. »Ach, es waren nur acht? Ich dachte, es wären mehr gewesen. Sonst hätte ich dich in Ruhe mit ihnen spielen lassen.«
13. KAPITEL
Ein paar Bier später wird es Zeit, in mein Büro zu gehen. Der Kampf hat mich geschwächt, und ich könnte etwas Schlaf gebrauchen. Dandelion räumt die Krüge vom Tisch.
»Ich habe Leute in deinem Büro gehört«, sagt sie.
Viaggrax sieht mich an. »Erwartest du jemanden?«
Ich schüttele den Kopf.
Viaggrax steht auf und gibt einigen seiner Männer ein Zeichen. Ich erhebe keine Einwände. Nachdem ich gerade erst von acht bewaffneten Schlägern überfallen worden bin, habe ich nichts gegen eine kleine Eskorte einzuwenden. Falls jemand sich in meinem Büro auf die Lauer gelegt haben sollte, erwartet ihn jetzt eine unliebsame Überraschung.
»Ich dachte, du wärst hier in der Stadt möglicherweise verweichlicht, Thraxas. Aber wie ich sehe, steckst du nach wie vor in Schwierigkeiten.«
Ich zücke mein Schwert, während ich mein Ohr an die Bürotür lege. Drinnen höre ich schwache Geräusche. Dandelion hatte Recht. Es sind uneingeladene Besucher da. Ich trete die Tür ein und stürme mit gezücktem Schwert in den Raum. Viaggrax und seine Männer folgen mit ihren erhobenen Äxten, bereit, der Gefahr ihren hässlichen Kopf abzuschlagen. In meiner langen Laufbahn als Detektiv wurde ich bereits mit Meuchelmördern konfrontiert, mit Drachen und dem übelsten Abschaum, den unsere Straßen ausspucken können. Also bin ich eigentlich auf alles vorbereitet. Trotzdem muss ich zugeben, dass es mich ein wenig aus der Fassung bringt, eine Herde von Frauen in meinem Büro anzutreffen. Sie haben sauber gemacht und einen hübschen Teppich auf dem Boden ausgelegt. Auf dem Fensterbrett stehen Blumen, und der Duft von süßlichen Räucherstäbchen hängt in der Luft. Ein Topf Driet, eine Art Kräutertee, blubbert gemütlich über dem Kaminfeuer.
»Thraxas.« Makri erhebt sich vom Sofa. »Was machst du denn hier? Du solltest doch ermitteln.«
Sprachlos betrachte ich nacheinander das etwa ein Dutzend Frauen, das sich hier versammelt hat. Die mächtigen Zauberinnen Lisutaris, Herrin des Himmels, und Melis die Reine sitzen neben Nymphixa, der Leiterin der örtlichen öffentlichen Bäder, und Morixa, der jungen Bäckerin. Zwei Frauen in den Roben der Senatorenkaste hocken auf den Armlehnen meines Sessels. Die eine ist bereits grauhaarig und die andere viel jünger. Neben ihnen haben es sich einige Marketenderinnen und eine Frau, die ich einmal auf dem Kutschbock eines Karrens gesehen zu haben glaube, auf dem
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