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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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wann ein guter Moment gekommen ist, einmal nicht die Wahrheit zu sagen.
    »Wir kaufen dir eine neue Flasche«, verspricht mir Melis die Reine.
    Eine wütende Erwiderung liegt mir auf der Zunge. Aber da mich so viele Frauen anstarren, sinkt plötzlich mein Mut. Die ganze Situation schüchtert mich irgendwie ein. Vielleicht liegt es an dem neuen Teppich. Jedenfalls bin ich ziemlich aus der Fassung und ziehe mich so würdevoll wie möglich zurück, um in den Schankraum hinunterzugehen.
    Viaggrax und seine Männer sitzen in einer Ecke und widmen sich ihren Getränken. Sie erinnern sich nicht mehr an diesen Vorfall. Lisutaris hat ihr Gedächtnis gesäubert. Wütend marschiere ich zum Tresen und verlange so unhöflich ich kann ein Bier. Dandelion, naiv wie sie ist, bemerkt nicht einmal, dass ich wütend bin, und reicht mir mit ihrem gewohnt arglosen Lächeln einen Krug. Jeder Versuch, sie zu beleidigen, wäre völlig zwecklos, also gehe ich zu Tanrose, die an einer Ecke den Eintopf ausgibt.
    »Tanrose, wirke ich auf dich wie ein Mann mit progressiven politischen Ansichten?«
    »Nein«, erwidert Tanrose ohne nachzudenken. »Nicht im Entferntesten.«
    »Auch nicht wie der Typ Mann, der ein neues Denken in der Westlichen Gesellschaft fördert?«
    »Absolut nicht.«
    »Dachte ich mir. Warum glaubt Makri also, dass es in Ordnung wäre, ihre Gesinnungsgenossinnen von der Vereinigung der Frauenzimmer in mein Büro zu lassen? Können sie nicht ihre eigenen Häuser benutzen?«
    »Es fällt ihnen immer schwer, einen geeigneten Versammlungsort zu finden«, erklärt mir Tanrose. »Die Senatoren mögen es nicht, Morixas Angestellte in der Bäckerei sind im Weg und all solche Sachen.«
    »Du scheinst ja eine Menge darüber zu wissen.«
    Tanrose zuckt mit den Schultern. »Ich denke, Makris Zimmer war der geeignetste Ort, den sie in der Eile finden konnten.«
    »Sie tagen nicht in Makris Zimmer. Sondern in meinem Büro.«
    »Na ja, Makris Zimmer ist wirklich ziemlich winzig«, meint Tanrose. »Vermutlich brauchten sie mehr Platz.«
    Irgendwie kommt mir dieses Gespräch bekannt vor. Mir wird klar, dass die Stadt allmählich in den typischen Vorkriegswahnsinn verfällt. Ich werde voraussichtlich nichts anderes tun können, als hinzugehen und zu kämpfen. Also trage ich mein Bier zu einem Tisch vor dem Kamin und freue mich auf die Ankunft der Orks. Wenigstens weiß man, woran man ist, wenn sich die Kriegsdrachen aus dem Himmel auf einen stürzen.
    Die Temperaturen sinken immer weiter. Schon bald wird es in der ganzen Stadt so kalt sein wie im Grab der Eiskönigin. Wenigstens wird diese Kälte die Gefahr etwas mindern, dass eine Panik ausbricht, seit die Nachrichten von der bevorstehenden Invasion bekannt geworden sind. Doch am ersten Frühlingstag wird zweifellos eine lange Kolonne verzagter Bürger die Stadt durch das Westtor in Richtung Weiter Westen verlassen. Bis dahin sitzen wir alle hier fest und müssen das Beste daraus machen. Und das wird nicht leicht sein, weil es Engpässe geben wird. Im Winter sind die Vorräte ohnehin rar, und dieses Jahr wird es noch härter, weil die Bevölkerung, die vom Krieg das Schlimmste befürchtet, alles aufgekauft hat, was zu kaufen war. Die Lagerhäuser sind bereits leer. Im Krieg ist es üblich, Vorräte zu hamstern, ganz gleich wie sehr die Behörden versuchen, das zu unterbinden.
    Weiterer militärischer Drill wurde angesetzt, aber ich bin nicht sicher, wie viel davon angesichts des schlechten Wetters wirklich stattfindet. Wir müssen eben alles versuchen. Wenigstens besaß der König so viel Weitsicht, eine ausreichend große Zahl an Söldnern zu verpflichten. Die meisten davon sind verlässlich wie die Leute von Viaggrax. Die gehen nicht einfach kampflos unter. Außerdem haben wir ja noch unsere Zauberer, womit Turai schon immer gut ausgestattet war. Bedauerlicherweise haben wir in den letzten Jahren einige sehr mächtige Mitglieder der Zaubererinnung verloren. Budhaius von der Östlichen Erleuchtung wäre wirklich nützlich auf dem Schlachtfeld gewesen, aber er hat seine Toga vor zwei Jahren nicht ganz freiwillig abgegeben. Trotzdem sind wir in diesem Bereich ganz gut bestückt.
    Wenn ich alle Faktoren abwäge, würde ich sagen, dass es eine knappe Sache wird. Es hängt letztlich davon ab, was für eine Armee Prinz Amrag aus dem Osten heran-schafft. Unsere Zauberer können uns zwar ausreichend über ihre Größe vorwarnen, aber bis wir ihnen gegenübertreten, werden wir nicht wissen, wie

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