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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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er genau genommen zu niemandem mehr besonders zuvorkommend. Ich habe Mitgefühl mit Rallig, jedenfalls mehr oder weniger. Der Hauptmann ist ein ehrlicher Mann in einer Stadt, in der sich Ehrlichkeit nicht auszahlt.
    Außerdem ist er hoch gewachsen, hat sein langes blondes Haar zurückgebunden und sieht in seiner schwarzen Uniform zackig aus. Er hat sich weit besser gehalten als ich.
    »Wie läuft es so in der Garde?«
    »Besser, als auf einer Sklavengaleere zu rudern«, knurrt der Hauptmann. »Was willst du?«
    »Ich habe so die Ahnung, dass Ihr mich sehen wolltet.«
    Hauptmann Rallig sieht mich verdattert an. Lisutaris’ Verblüffungszauber hat einen kleinen Teil seines Gedächtnisses ausgelöscht. Einen oder zwei Tage lang wird er das Gefühl behalten, dass da irgendwas war, etwas, woran er sich einfach nicht erinnern kann. Bis er es schließlich ganz und gar vergessen hat. Lisutaris ist wirklich sehr mächtig, daran besteht kein Zweifel.
    »Ich wollte dich tatsächlich sehen, jetzt, wo du es sagst. Und zwar wegen eines Haufens Leichen in der Sankt-Rominius-Gasse. Die liegt nicht weit von der Rächenden Axt entfernt. Weißt du etwas darüber?«
    »Ganz und gar nichts. Vermutlich eine Gewalttat, die mit Boah in Verbindung steht.«
    Es wäre vielleicht klüger gewesen, dem Hauptmann etwas von dem Angriff zu erzählen, aber es ist mir zu einem natürlichen Reflex geworden, der Garde gegenüber alles zu leugnen. Ungewöhnlich ist nur, dass der Hauptmann meine Erwiderung ohne weiteren Kommentar durchgehen lässt.
    »Eine Gewalttat wegen Boah? Möglich. Aber es war niemand dabei, den wir aus dem Handel mit der Droge kennen. Was mich im Moment aber auch nicht weiter interessiert. Wenn diese Bande hinter dir her ist, kannst du dich gefälligst selbst darum kümmern. Ich habe Wichtigeres zu tun.«
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel Spionage. Wir haben Nachrichten erhalten, dass in der Stadt spioniert wird. Alle Gardisten sollen auf Fremde und unerklärliche Vorfälle achten, solche Dinge. Ich wollte es dich einfach nur wissen lassen. Du bist ja noch einige Wochen lang Tribun, Gott stehe der Stadt bei!, also musste ich dich benachrichtigen. Wenn dir etwas Merkwürdiges auffällt, dann melde es mir gefälligst.«
    Ich hebe eine Braue. »Mir fällt ständig etwas Merkwürdiges auf, Hauptmann. Aber normalerweise laufe ich damit nicht zur Zivilgarde.«
    »Schenk dir diesen Quatsch!«, fährt der Hauptmann mich an. »Es geht hier um Krieg, nicht um deine armseligen Fälle. Wenn du etwas Seltsames erfährst, dann erzählst du es mir. Oder Präfekt Drinius, wenn dir das lieber ist. Obwohl ich bezweifle, dass er dich gern empfangen wird, da du ja versuchst, den Mann herauszupauken, der seinen Kollegen und Onkel umgebracht hat.«
    »Was mich direkt zu dem Grund für meinen Besuch führt, Hauptmann. Ich bekomme diesen Fall einfach nicht in den Griff.«
    »Und?«
    »Und ich habe mich gefragt, was Ihr wohl darüber gehört habt.«
    Der Hauptmann starrt mich lange an. »Ich spreche doch mit Thraxas, dem Detektiv, richtig? «
    »Ich denke schon.«
    »Handelt es sich bei dieser Person zufällig um denselben Thraxas, der mich letzten Sommer mit einem Schlafzauber flachgelegt hat? «
    »Ich habe in einem wichtigen Regierungsauftrag gehandelt, Hauptmann. Ihr wisst, dass man mich freigesprochen hat.«
    »Ich weiß, dass Lisutaris, die Herrin des Himmels, dafür gesorgt hat, dass die Anklage fallen gelassen wurde«, erwidert der Hauptmann. »Das hat mir damals nicht geschmeckt, und es schmeckt mir immer noch nicht. Ich habe schon lange aufgegeben, dir zu helfen, Thraxas. Mach dich vom Acker.«

14. KAPITEL
    Mein Büroschreibtisch ist ein altes Möbelstück und mittlerweile fast schwarz von Bierresten, Rauch und dem Schweiß vergeblicher Bemühungen. Außerdem ist er groß und hässlich. Alles andere als ein Augenschmaus. Etwas, das man auch von mir sagen könnte. Ich sitze also vor diesem besagten Schreibtisch und starre auf eine Liste mit Namen. Namen von Leuten, die ich wegen der Schriftrolle befragt habe, die Calvinius bei sich hatte, als er starb. Es sind etwa zwanzig Personen, meistens Senatoren und Regierungsbonzen. Es war nicht gerade einfach, sie aufzuspüren und zu befragen. Und es ist zu allem Überdruss nicht das Geringste dabei herausgekommen. Die meisten erinnerten sich nicht einmal, dass Calvinius etwas bei sich hatte. Jedenfalls behaupten sie es. Selbst die Senatoren, die früher einmal Lohdius unterstützt haben, scheinen nicht mit

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