Orcs ante Portas
mir zusammenarbeiten zu wollen. Rhizinius ist offensichtlich nicht der Einzige, der seinen Führer im Stich lässt. Es ist wirklich eine sehr günstige Gelegenheit für Konsul Kahlius, seinen Angriff gegen Senator Lohdius zu starten. Da der Krieg vor der Tür steht, will offenbar kein Bonze den geringsten Zweifel an seiner Loyalität wecken.
Gestern habe ich Lohdius’ Frau einen Zwischenbericht gegeben. Sie hat sich gewohnt höflich bei mir für all die Arbeit bedankt, die ich mir wegen ihres Ehemanns mache. Ich war so ehrlich ihr zu sagen, dass ich bis jetzt keine nennenswerten Fortschritte erzielt habe. Bevor ich mich verabschiedete, habe ich versucht, sie ein wenig aufzumuntern. Sie hat mitgespielt und tat, als wäre sie aufgemuntert. Lohdius selbst weigert sich, mich zu empfangen. Ich sollte den Fall abgeben. Es ist keine Schande, einen Klienten aufzugeben, der gar nicht will, dass man für ihn arbeitet. Das hätte ich auch längst getan, wenn seine Frau bei meinem Besuch nicht einen Dienstboten in die Küche geschickt hätte, der mir ein Tablett mit Essen brachte. Diese Oberklassefrauen und ihre verdammten guten Manieren!
Ich versuche noch einmal, Astral Trippelmond zu Rate zu ziehen, doch der Zauberer ist nicht zu Hause. Er wurde wegen des drohenden Krieges erst mal wieder in die Zaubererinnung aufgenommen. Astral ist folglich mindestens so wohlgemut wie ein Elf im Baum. Wegen Öröxin habe ich ebenfalls Nachforschungen angestellt. Nichts deutet darauf hin, dass sein Tod etwas mit dem von Calvinius’ zu tun hatte. Er arbeitete tatsächlich für den Präfekten und hat Informationen über den Boahhandel an das Büro des Präfekten weitergegeben. Es hat niemanden überrascht, dass er ermordet wurde. Der Freundeskreis betätigt sich sehr rührig im Boahhandel und hegt eine tief sitzende Antipathie gegen informelle Mitarbeiter. Öröxin hat weder Freunde noch Familie hinterlassen, die ihm eine Träne hinterherweinen würden. Nur ein karges Zimmer, eine Boahpfeife und einen Vermieter, der auf seine Miete wartet. Die übliche Lebensgeschichte eines kleinen Boahhändlers.
Morgen habe ich einen Termin bei Domasius, dem Anwalt, den ich engagiert habe, damit er sein Urteil über die Angelegenheit mit dem gefälschten Testament abgibt. Hoffentlich bringt mich seine fachkundige Einschätzung auf eine neue Spur. Wenn dieser Versuch ebenfalls scheitert, weiß ich nicht, was ich noch unternehmen soll.
Makri spaziert uneingeladen in mein Büro. Ich bedenke sie mit einem gereizten Blick. Es ist wirklich verblüffend, wie widerwärtig diese Frau ist. Sie malt sich ihre Fußnägel goldfarben an wie eine simnianische Hure. Das allein sollte sie schon aus der sittsamen Gesellschaft ausstoßen. Wenn man dann noch ihre durchbohrte Nase, ihren fremdländischen, dichten Haarschopf, das orkische Blut, die spitzigen Elfenohren und die Männerkleidung in Betracht zieht, haben wir es hier mit einer Person zu tun, der man nicht einmal erlauben sollte, auch nur vorübergehend eine Menschenstadt zu verpesten. Konsul Kahlius ist viel zu lasch, was die Aufenthaltsgenehmigungen von Fremden in Turai angeht. Das waren noch Zeiten, als wir Kreaturen wie Makri nicht einmal erlaubt haben, unsere Stadt zu betreten!
»Immer noch empört wegen der Zusammenkunft?«, fragt sie fröhlich.
»Empört? Ich sollte darüber empört sein, dass sich Frauen in meinem Büro zusammenrotten und mich in den Augen der Söldner von Viaggrax zu einer Art Kindermädchen herabsinken lassen? Ich?«
»Das war doch nur ganz kurz«, erinnert mich Makri. »Lisutaris hat ihre Erinnerungen gelöscht.«
»Das bereinigt natürlich alles. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss Männerarbeit machen. Geh und serviere Bier.«
»Ich habe Neuigkeiten«, sagt Makri eifrig.
Ich bedenke sie mit meinem kältesten Blick. »Falls diese Neuigkeiten nicht darin bestehen, dass du die Stadt auf dem nächstbesten Klepper verlässt, bin ich nicht daran interessiert.«
»Aber ich möchte sie dir unbedingt erzählen«, sagt Makri. Sie klingt jetzt richtig aufgeregt.
»Erzähl sie deinen Freundinnen bei der Vereinigung der Frauenzimmer. Erzähl sie überall herum, solange du es nicht in meinem Büro tust.«
»Du bist nicht fair. Na gut, ich hab dein Büro benutzt, ohne dich zu fragen. Was ist daran so schlimm? Es ist jetzt ordentlicher, als es je gewesen ist.«
»Ich mag es aber lieber unordentlich.«
»Wir haben dir sogar einen neuen Teppich mitgebracht.«
»Ich hasse den
Weitere Kostenlose Bücher