Orcs ante Portas
Vorteil, falls wir unsere Phalangen noch rechtzeitig ausbilden können. Die Stadt hätte sich schon längst darum kümmern müssen.« Beiläufig erwähnt Ghurd, dass Makri zur Zeit wütender ist als ein angeschossener Drache. »Was hast du mit ihr gemacht?«
Ich erkläre ihm unseren Disput wegen der letzten Zusammenkunft, die sie in meinem Büro abgehalten hat.
Ghurd sieht mich erschrocken an. »Warum veranstalten diese Frauen überhaupt solche Zusammenkünfte?«
»Weil sie verrückt sind. Wie Marihana. Sie ist eine Meuchelmörderin, bei Quaxinius! Vertraulichen Gerüchten zufolge hat sie erst letzten Monat den Stellvertretenden Vorsitzenden des Ehrenwerten Vereins der Kaufmannschaft ermordet, nachdem der einen unseligen Streit mit dem Vorsitzenden seines Vereins hatte. Sie ist nicht gerade die Art Frau, die sich mit progressiver Politik identifizieren dürfte. Und trotzdem hockt sie da oben, trinkt Wein mit Lisutaris und plant den Umsturz unserer Gesellschaft.«
Ghurd sieht mich besorgt an. »Planen sie tatsächlich den Umsturz der Gesellschaft? «
»Wer weiß? Makri behauptet, es wäre ein Lesezirkel, aber sie lügt. Alles ist möglich.«
»Wenigstens scheint Tanrose nichts mit ihnen zu tun zu haben«, sagt Ghurd.
»Ach nein? Sie hat ihnen immerhin einen Teppich geliehen.«
»Sie hat ihnen einen Teppich geliehen? Warum das denn?«
»Damit mein Büro hübscher aussieht.«
Ghurd zuckt zusammen. Die Sache scheint doch erheblich ernster, als er angenommen hatte. »Ich rede mit Makri«, sagt er. »Ich kann nicht dulden, dass dies so weitergeht.«
Dann will er wissen, ob ich mittlerweile herausgefunden habe, wer hinter dem Angriff gegen mich in der Sankt-Rominius-Gasse steckt.
»Ich habe keine Ahnung. Ich hatte noch nicht genug Zeit, um mich darum zu kümmern.«
Was zeigt, wie beklagenswert meine Lage momentan ist. Zwischen den Ermittlungen für Lohdius und meiner militärischen Ausbildung finde ich nicht einmal genug Zeit, einen lebensgefährlichen Anschlag auf mein Leben zu untersuchen.
»Vielleicht bist du dem wahren Mörder zu nahe gekommen?«
»Wenn ja, wäre mir das neu.«
Makri hastet mit einem voll beladenen Tablett an uns vorbei. Darauf stehen sechs große Krüge Bier, und Makri schlängelt sich damit durch die Gäste, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. Das ist eines ihrer vielen Talente. Sie trägt das Bier an Viaggrax’ Tisch. Der große Söldner und seine Männer grölen begeistert, als Makri auftaucht. Teilweise wegen des Biers und teilweise wegen Makri. Dann lassen sie einige derbe Bemerkungen über ihre Figur vom Stapel, und Makri bleibt ihnen die Antwort nicht schuldig, aber ihre Beschimpfungen halten sich einigermaßen im Rahmen. Mir fällt auf, dass Toggalgax nicht in den Chor der zotigen Sprüche einstimmt, sondern sich nur höflich bei Makri für das Bier bedankt. Als wenn gutes Benehmen einen Eindruck auf diese verrückte Kriegerin machen würde. Der junge Söldner ist ein Idiot. Makri streicht ihr Trinkgeld ein, stopft es in die schwere Geldbörse, die von ihrem Hals herunterbaumelt, und geht zum nächsten Tisch. Der Quintessenzweg ist vollkommen vereist, aber hier drinnen in der Rächenden Axt ist es heiß von dem lodernden Kaminfeuer und den vielen Gästen. Der Schweiß läuft Makri über ihren nackten Hals. Und ich muss ihn mir mit dem Ärmel von der Stirn tupfen.
»Die Geschäfte laufen gut.«
Ghurd nickt. »Ich habe ein bisschen für die Zeit nach dem Winter zurückgelegt…« Er unterbricht sich und schaut mich auf eine Weise an, die mir mittlerweile hinlänglich vertraut ist. Zum ersten Mal in meinem Leben geht Ghurd mir auf die Nerven. Wie kann ein Mann nur so unentschlossen sein, der früher einmal einen ausgewachsenen Drachen in die Flucht geschlagen hat?
»Frag sie, ob sie dich heiratet, um Quaxinius willen! Oder frag sie nicht. Such dir eine Möglichkeit aus.«
»Und welche?«, erkundigt sich Ghurd.
»Woher soll ich das denn wissen? Was soll ich noch tun, um dir meine völlige Ahnungslosigkeit auf diesem Gebiet klarzumachen?«
»Ich möchte einfach nur deine Meinung hören.«
»Ich flehe dich an, frag mich nicht.«
»Ich bitte dich als alter Freund um einen Rat«, erwidert Ghurd sichtlich gekränkt.
Ich schüttele ergeben den Kopf. »Dann frag Tanrose einfach, ob sie dich heiratet. Vermutlich sind wir lange tot, bevor der Frühling vorbei ist.«
Ghurd nickt. »Das ist wahr.«
»Also selbst wenn der schlimmste Fall eintritt, wird er nicht allzu lange
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