Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
ich mich bei Lisutaris entschuldigen und sie nicht herunterputzen wollte. Trotzdem wundert es mich, dass sie deswegen weint. Sie ist eigentlich nicht die Art Frau, die wegen einer leisen Kritik gleich in Tränen ausbricht.
    »Ent… Entschuldigung … Vielleicht war ich ein wenig zu direkt. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.«
    Lisutaris steht auf. »Thraxas, du Schwachkopf! Nichts von dem, was du sagst, könnte mir eine Träne abringen. Du unerträglicher Clown, wie kannst du es wagen, in mein Haus einzudringen und mich zu kritisieren?«
    »Aha, siehst du, da haben wir’s. Wer regt sich jetzt über ungeladene Gäste auf? Du findest es völlig in Ordnung, in mein Büro zu platzen …«
    »Wirst du wohl davon aufhören!«, schreit die Herrin des Himmels.
    »Na sicher, schon klar, du darfst dich beklagen, aber ich …«
    Lisutaris ballt die Fäuste. »Noch ein Wort davon, Thraxas, und ich puste dich bis nach Simnia!«, kreischt sie. »Mich kümmern weder dein Büro noch dein Teppich noch deine abartige Trunksucht! Ich wurde heute aus dem Hohen Kriegsrat geworfen! Ich! Lisutaris, die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung!«
    Der Kleehnebel in meinem Kopf verflüchtigt sich schlagartig.
    »Was? Sie können dich nicht rauswerfen. Unmöglich!«
    »Und ob sie das können. Prinz Dös-Lackal hat mich suspendiert. Seiner Einschätzung nach bin ich keine vertrauenswürdige Beraterin mehr.«
    Lisutaris sinkt wieder in ihren Sessel zurück. Erneut werden ihre Augen feucht. Das überrascht mich jetzt nicht mehr. Die Schande und die Demütigung, aus dem Hohen Kriegsrat gejagt zu werden, wären für jeden eine schwere Belastung. Für die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung ist so etwas schlechterdings undenkbar. Als eine Träne über Lisutaris’ Wange rollt, bin ich vollkommen ernüchtert und außerdem der Verzweiflung nahe.
    »Soll ich eine Dienerin rufen?«
    Die Zauberin schüttelt den Kopf. Ich wünsche mir sehnlichst, dass jemand kommt und sie tröstet. Denn weiß Gott, ich kann so etwas nicht.
    »Wie wäre es mit deiner Sekretärin? Du weißt schon, deine verrückte Nichte?«
    »Sie hat mich verlassen«, erwidert Lisutaris. Ihre Lippen zittern verdächtig. Ich stoße einen leisen Fluch aus. Ich habe mit angesehen, wie diese Frau mit einem abgebrochenen Schwert einem Ork den Kopf abgeschlagen hat. Warum muss sie ausgerechnet jetzt anfangen zu flennen? Wo ich ganz allein mit ihr im Zimmer bin? Sie müsste doch wissen, was für eine verheerende Wirkung das auf mich hat.
    »Sag mir, was passiert ist«, bitte ich sie, einer Panik nahe.
    »Ich habe sie gewarnt. Sie haben es abgetan. Rhizinius und Ovinian der Wahre haben mich verhöhnt. Prinz Dös-Lackal war der Meinung, dass meine Warnungen auf zu viel Thaziskonsum beruhen, und hat mich darüber informiert, dass ich im Kriegsrat nicht länger willkommen bin.«
    Sie wird bestimmt gleich einen Heulkrampf bekommen. Ich kann kaum noch ruhig stehen bleiben.
    »Das ist ja das Verrückteste, was ich je gehört habe!«, platze ich heraus. »Du bist die beste Zauberin in Turai. Du bist die beste Zauberin der Menschenlande. Das weiß doch jeder. Deshalb wurdest du auch zur Oberhexenmeisterin der Innung gewählt.«
    »Ich dachte, ich wäre gewählt worden, weil du und Zitzerius die Wahlen manipuliert haben.«
    »Unsere kleine List hatte nicht das Geringste damit zu tun. Du bist gewählt worden, weil du die beste Zauberin bist, basta. Du bist für diese Stadt wertvoller als zehn Prinzen. Was hat dieser Lackel denn jemals für die Stadt getan? Du hast Drachen erlegt und die Mauern verteidigt, während er sich hinter der Toga seines Lehrers versteckt hat. Er hat niemals einen Krieg miterlebt. Die Hälfte der Mitglieder des Kriegsrates haben nie im Feld gestanden. Jeder, der in diesem Krieg mitgekämpft hat, weiß noch sehr genau, was du getan hast. Selbst die Elfen wissen das. Sie haben sogar ein Lied darüber geschrieben.«
    »Haben sie nicht«, erwidert Lisutaris kläglich.
    »Sie komponieren es gerade. Sie müssen nur erst noch ein paar Oden an die Bäume fertig stellen. Du weißt ja, dass solche Oden viel Zeit kosten.«
    Lisutaris ringt sich ein Lächeln ab und wischt sich die Tränen aus den Augen. »Danke für dein Mitgefühl. Aber du musstest betrügen, damit ich gewählt wurde. Halb Turai war an dieser Verschwörung beteiligt.«
    »Und wir haben unsere Sache erstklassig gemacht! Ich schwöre dir, dass sich einige dieser ausländischen Delegierten immer noch betrunken in

Weitere Kostenlose Bücher