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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Lieblingszimmer. Von dort aus hat sie einen schönen Blick auf ihre Gärten, die jetzt unter einer Schneedecke verborgen sind. Sie hat sich auch einen privaten Fischweiher anlegen lassen, wie es bei den sehr wohlhabenden Bewohnern von Turai üblich ist. Ist man reich genug, kann man seinen Gästen zum Dinner Fisch aus der eigenen Zucht servieren. So etwas beeindruckt die Gäste immer. Lisutaris betrachtet mich mit sichtlichem Missfallen.
    »Lisutaris, ich brauche deine Hilfe«, sage ich rasch. »Es tut mir Leid, dass ich in der Rächenden Axt so grob zu dir gewesen bin. Das war nicht nötig. Obwohl es andererseits verständlich war. Es war ein ziemlicher Schock, mein Zimmer voller fremder Frauen vorzufinden. Das hätte jeden überrascht. Du kannst niemandem vorwerfen, wenn er darauf unwirsch reagiert. Ich meine, es ist ja schließlich nicht so, dass die Vereinigung der Frauenzimmer mein Lieblingsclub wäre. Man könnte sogar sagen, es ist eine Ansammlung von Störenfrieden. Jedenfalls von einem bestimmten Standpunkt aus. Obwohl ich also in diesem Fall das Opfer war, würde ich vorschlagen, den Mantel des Vergessens über die Vergangenheit zu werfen.«
    Lisutaris sieht mich verwirrt an. »Was soll das werden?«, fragt sie mich.
    »Ich entschuldige mich gerade.«
    »Das hört sich aber nicht so an.«
    »Wie soll sich ein Mann denn auch entschuldigen, wenn er einen Haufen Harpyien in seinem Büro vorfindet, die es darauf angelegt haben, alle hart arbeitenden Männer Turais zu verfolgen? Verdammt, wer hat euch denn erlaubt, mein Büro mit mörderischen Meuchelmördern, halb schwachsinnigen Kellnerinnen und parasitären Senatorengattinnen voll zu stopfen? Worüber zum Teufel haben sich diese Senatorenfrauen überhaupt zu beklagen? Sie raffen mehr Geld zusammen, als ich je verdienen werde, und vergnügen sich zweifellos mit irgendwelchen Athleten, während ihre Ehemänner im Senat zu tun haben. Ich sage dir, genau dieses Benehmen hat diese Stadt ins Elend gestürzt. Als ich ein junger Mann war, hätte der Konsul euren ganzen Verein ins Exil geschickt.«
    Ich genehmige mir noch einen Schluck Kleeh aus meiner Flasche. Lisutaris hebt eine penibel gezupfte Braue.
    »Gehört das noch zu der Entschuldigung?«
    »Du erwartest, dass ich mich entschuldige? Hast du mich deshalb hierher geschleppt? Nicht ich sollte mich entschuldigen! Was hast du denn selbst zu deiner Verteidigung vorzubringen? Das würde mich wirklich interessieren!«
    »Bist du betrunken?«
    »Da haben wir’s wieder! Zweifellos wird die Vereinigung der Frauenzimmer als Erstes die Kaschemmen schließen, sobald ihr die Macht im Staat an euch gerissen habt. Gib es zu, ihr seid nichts weiter als ein Haufen Heuchlerinnen. Und ihr kritisiert mich unaufhörlich …«
    »Wir haben dich kein einziges Mal erwähnt«, flicht Lisutaris ein.
    Ich unterbinde jede weitere Unterbrechung mit einer knappen Handbewegung. »… kritisiert mich unaufhörlich, weil ich mir gelegentlich einen Schluck Bier gönne, wo die ganze Welt doch weiß, dass die Vereinigung der Frauenzimmer nichts weiter als eine Fassade ist, hinter der sich die wildesten, degeneriertesten Trinkgelage der ganzen Stadt abspielen. Seit Makri euch auf den Leim gegangen ist, war sie keinen Tag mehr nüchtern! Und was ist mit eurem Thazismissbrauch? Darüber wird bei euren Treffen kein Wort verloren. Nein, nur endlose Kritik an aufrechten Detektiven, ehrlichen Vermietern und den schwer schuftenden schweigenden Massen. Ihr seid alle so verbittert, dass ihr es nicht ertragen könnt, wenn ein Mann sich in aller Ruhe einen Fingerhut Bier genehmigen möchte. Und wer hat dir geholfen, als Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung gewählt zu werden? Ich sag dir, wer das war. Ich war das. Und ich war es auch, der dir deinen zierlichen Hals gerettet hat, als du im vergangene Sommer den grünen Juwel verloren hast. Du hättest gar nicht gut ausgesehen, wenn der Konsul davon erfahren hätte. Ich habe die ganze Stadt nach diesem grünen Stein auf den Kopf gestellt, und wie dankst du es mir? Du platzt uneingeladen in mein Büro und verpestest es mit Blumen und Räucherstäbchen und einem neuen Teppich. Ich sage dir …«
    Ich sage gar nichts, sondern halte inne. Irre ich mich, oder rollt da eine Träne aus Lisutaris’ Auge? Mir wird sofort unbehaglich zumute. Ich hasse es, wenn eine Frau weint, das ging mir schon immer so. Dann weiß ich nie, was ich sagen soll. War ich vielleicht zu grob? In dem Moment fällt mir wieder ein, dass

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