Orcs ante Portas
Leibwächterin gedient, aber nicht unter solch gefährlichen Umständen. Die Zauberin ist erfreut, als ich ihr das mitteile.
»Wenn man mitten in einer Schlacht Zauber wirkt, kann man nicht auch noch für seine eigene Sicherheit sorgen. Es wurde zwar eine ganze Kompanie guter Soldaten zu meinem Schutz abgestellt, aber Makri kämpft sicher besser als jeder einzelne von ihnen.«
»Wahrscheinlich. Aber sie war noch nie auf einem Schlachtfeld.«
»Sie kann schon auf sich aufpassen.«
»Ich weiß. Aber sie wird vermutlich trotzdem sterben.«
»Wir werden vermutlich alle sterben«, erwidert Lisutaris. Sie scheint das ziemlich ernst zu meinen. Offenbar ist meine eigene Einschätzung unserer Aussichten keineswegs übermäßig pessimistisch.
16. KAPITEL
Ich schicke Domasius eine Nachricht, in der ich ihn bitte, Nachforschungen über Bewarius, Kahlius und Calvinius anzustellen. Die Botenzunft ruht nie, nicht einmal bei widrigsten Bedingungen. Ihre jungen Träger gehen vollkommen in ihrem Beruf auf. Gott allein weiß, warum.
Mittlerweile kühlt mein magischer warmer Mantel ab. Und auf dem langen Marsch über den Mond-und-Sterne-Boulevard dringt die Kälte empfindlich hindurch. Ich beeile mich und fluche, als ich auf dem vereisten Boden ausrutsche. Es sind immer noch viele Menschen auf dieser Hauptverkehrsader von ZwölfSeen unterwegs, und ich habe schon lange nicht mehr so viele mürrische Gesichter gesehen. In einer Krise blickt die Bevölkerung natürlich zur Königlichen Familie empor, aber zur Zeit bietet die Königliche Sippe keinen allzu strahlenden Anblick. Der König wird zwar respektiert, aber er ist schon alt und zeigt sich selten in der Öffentlichkeit. Er regiert schon lange durch seine Minister und ist längst nicht mehr die Galionsfigur, die er einmal war. Sein ältester Sohn, Prinz Frisen-Lackal, ist ein derartig dekadenter Wüstling, dass nicht einmal der glühendste Monarchist behauptet, er würde den Glauben an den Thron inspirieren. Der jüngere Sohn, Prinz Dös-Lackal, der Vorsitzende des Kriegsrates, ist zwar erheblich kompetenter, aber irgendwie scheint sich die Öffentlichkeit nicht so richtig für seine Person erwärmen zu können. Vielleicht ist er zu unbeholfen. Ihm fehlt der populistische Touch. Die junge Prinzessin Du-Lakai ist zwar sehr beliebt und eine strahlende Erscheinung, aber in Krisenzeiten wie dieser verlangt das Volk eher nach einem militärischen Führer als nach einer schönen Larve.
Ich denke über Bewarius nach. Er hat Calvinius’ Schriftrolle an sich genommen. Warum? Wollte er nur dem Heiler den Weg freimachen? Oder stand etwas in dieser Rolle, was er nicht der Öffentlichkeit preisgeben wollte? Und was ist anschließend damit passiert? Ich muss den Assistenten des Konsuls noch einmal befragen. Mittlerweile habe ich die Sankt-Rominius-Gasse erreicht, den Schauplatz des jüngsten Angriffs auf meine Person. Ich könnte den längeren Heimweg nehmen und die Gasse meiden. Aber mir ist kalt. Vermutlich dürfte sie jetzt auch sicher sein. Ich trete also in die schmale Gasse ein. Als ich um die erste Ecke biege, versperren mir drei Männer mit gezückten Schwertern den Weg.
»Auf ein Neues.«
Ich intoniere meinen Schlafzauber, und die drei sinken sanft in den Schnee. Ich gehe weiter und bleibe dann unvermittelt stehen, als ich Schritte hinter mir höre. Als ich mich umdrehe, erkenne ich den rothaarigen Anführer. Er grinst mich spöttisch an. Hinter ihm lauern vier bewaffnete Kumpane.
»Du bist ganz schön blöd für einen Detektiv. Jetzt bist du zweimal auf denselben Trick hereingefallen und hast deine Magie schon wieder verbraucht.«
Er bedeutet seinen Männern mich anzugreifen. Ich spreche einen anderen Zauber, und alle fünf sinken bewusstlos zu Boden.
»Doch nicht ganz so blöd, wie du dachtest, hm?«, knurre ich.
Bevor ich mich von Lisutaris verabschiedete, habe ich sie gebeten, meine magischen Fähigkeiten vorübergehend zu verstärken, und sie hat meinem Wunsch entsprochen. Ich besitze jetzt genug Macht, um jede beliebe Anzahl von Feinden schlafen zu legen, und diese Macht dauert noch einige Stunden an. Ich werfe mir den Rothaarigen über die Schulter und gehe zur Rächenden Axt. Der Kerl ist nicht gerade ein Leichtgewicht, und als ich die Außentreppe, die zu meinem Büro führt, erreiche, keuche ich vor Anstrengung. Ich schleppe meinen Gefangenen die Treppe hoch und in mein Büro. Nachdem ich ihn in den Sessel gewuchtet und gefesselt habe, kommt er allmählich wieder
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