Orcs ante Portas
Angelegenheit.«
»Ich habe ihn nicht eingeladen. Er ist einfach gekommen.«
Plötzlich sieht Makri über meine Schulter. Ich drehe mich um und sehe Marihana, die soeben lautlos wie immer am Tatort aufgetaucht ist. Die Meuchelmörderin ist sichtlich von dem Anblick verwirrt, der sich ihr bietet.
»Was machst du denn hier?«, frage ich sie. »Wie bist du überhaupt hereingekommen?«
»Ich habe das Schloss aufgemacht. Was ist passiert?«
»Nichts«, sagt Makri.
»Sie schmeißt nur gerade einen betrunkenen Söldner hinaus«, erkläre ich.
»Hat er versucht, in dein Zimmer einzubrechen?«
»Nein«, komme ich Makri zuvor. »Sie hat ihn eingeladen.«
Marihana runzelt die Stirn. »Du lädst Söldner in dein Zimmer ein? Seit wann machst du das denn?«
»Seit gar nicht!« Makris Stimme klingt etwas zu laut. »Er hat angeklopft, und ich habe ihn reingelassen. Ich kann nichts Merkwürdiges daran finden.«
»Ich halte das aber für sehr merkwürdig«, erklärt Marihana, die aus irgendeinem Grund ganz und gar nicht erfreut klingt. »Du hast so etwas doch noch nie zuvor gemacht.«
»Da hat sie allerdings Recht«, weiß ich mich mit der Meuchelmörderin dieses eine Mal einig. »Es sieht dir gar nicht ähnlich. Normalerweise verprügelst du die Jungs eher.«
»Oder trittst ihnen vielleicht zwischen die Knie«, meint Marihana.
»Oder erdolchst sie sogar.«
»Haltet die Klappe«, erwidert Makri barsch. »Es geht euch nichts an.«
Da bemerke ich einige Blätter, die unter Marihanas Wintermantel hervorlugen.
»Sind das Blumen?«
»Nein«, erwidert Marihana.
»Sind sie wohl.«
»Und wenn es welche wären?«
Meuchelmörder werden von Jugend an dazu erzogen, ihre Gefühle zu verbergen. Trotzdem glaube ich, dass ich einen Hauch von Verlegenheit über Marihanas Gesicht flackern sehe.
»Hast du sie mir mitgebracht?«, erkundigt sich Makri.
»Nein«, erwidert Marihana. »Ich hatte sie zufällig dabei.« Sie macht eine Pause. »Es sei denn, du möchtest sie gern. Du kannst sie haben, wenn du sie magst.«
»Danke«, sagt Makri.
»Wenn du natürlich«, fährt Marihana fort, »zu sehr mit dem Söldner beschäftigt bist…«
»Ich bin mit gar nichts beschäftigt.«
Marihana wirkt plötzlich beleidigt: »Ich finde es wirklich sehr merkwürdig, dass du plötzlich nordische Söldner mitten in der Nacht in dein Schlafzimmer einlädst. Hast du nicht die Konsequenzen eines solchen Tuns bedacht?«
»Verdammt!«, schreit Makri, der es allmählich zu viel wird. »Ich wusste nicht, dass ich um Erlaubnis fragen muss, bevor ich Besuch empfange!«
Schwere Schritte auf der Treppe kündigen Ghurd an. Er tritt mit einer Fackel in der Hand zu uns und will wissen, was dieser Lärm zu bedeuten hat.
»Was ist denn hier los?«, fragt er.
»Nichts«, behauptet Makri.
»Sie holt sich betrunkene Söldner in ihr Schlafzimmer!«, widerspricht ihr Marihana ziemlich giftig.
»Ist das wahr?«, erkundigt sich Ghurd.
»Nur teilweise«, gibt Makri nach.
Ghurd wirft einen kurzen Blick auf den bewusstlosen Toggalgax am Boden. »Hast du ihn geschlagen?«
»Wieso unterstellt ihr mir andauernd, ich würde alle Leute verprügeln?«, will Makri wissen. »Ihr scheint zu glauben, dass ich die ganze Zeit immer nur irgendwelche Leute zusammenschlage!«
»Das tust du ja auch«, meint Ghurd.
»Sie brauchte ihn nicht erst zu schlagen«, sagt Marihana. »Er ist auch so ihrer Einladung in ihr Zimmer gefolgt.«
»Was wollte er denn da?«
»Das haben wir noch nicht so genau geklärt«, verkünde ich.
Wieder sind Schritte auf der Treppe zu hören. Es ist Tanrose. Sie trägt eine sehr hübsche Robe, die mit gelben Rosen bestickt ist.
»Was ist los?«
»Makri hat einen Söldner verprügelt.« Ghurd ist offensichtlich noch nicht so ganz im Bilde.
»Ich habe ihn nicht verprügelt«, protestiert Makri. »Ich habe ihn eingeladen.«
»Also gibst du es jetzt doch endlich zu?«, faucht Marihana.
Ghurd schöpft plötzlich Misstrauen und sieht zwischen Marihana und Makri hin und her. »Habt ihr etwa wieder eine Zusammenkunft? Ihr wisst doch, dass ich euch gesagt habe, dass ich keine Zusammenkünfte der Vereinigung der Frauenzimmer in meiner Kaschemme mehr dulde.«
»Das ist keine Zusammenkunft«, behauptet Makri.
»Weil ich es absolut verboten habe!«
»Ja, ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden«, erwidert Makri leicht pikiert.
»Warum dürfen sie denn keine Zusammenkünfte hier abhalten?«, erkundigt sich Tanrose.
»Warum? Erwartest du, dass meine
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