Orcs ante Portas
Kaschemme ein Zufluchtsort für diese entsetzlichen Frauen mit ihren unaufhörlichen Beschwerden wird? Ich will nichts mit Frauen zu tun haben, die Männer hassen.«
»Wie kannst du behaupten, dass Makri Männer hasst?«, widerspricht Tanrose. »Sie hat uns doch gerade verraten, dass sie Söldner einlädt, mit ihr die Nacht zu verbringen!«
»Was? Makri lädt Söldner ein, mit ihr die Nacht zu verbringen?« Dandelion trägt ein Nachthemd, das so bunt ist, dass es ohne weiteres als Leuchtzeichen dienen könnte. Sie sieht Makri an.
»Ist das klug? Bist du dir über die Konsequenzen im Haren?«
»Genau das habe ich sie auch schon gefragt«, mault Marihana.
»Hallo, Marihana. Das sind aber hübsche Blumen. Hast du sie Makri mitgebracht?«
»Nein«, erwidert Marihana bissig. »Ich habe sie draußen vor der Tür gefunden.«
Dandelions Blick gleitet über den am Boden ausgestreckten Toggalgax. »Wenn du ihn erst eingeladen hast, mit dir die Nacht zu verbringen, warum hast du ihn dann bewusstlos geschlagen?«, fragte sie.
»Ich habe ihn nicht bewusstlos geschlagen.«
Dandelions Miene umwölkt sich. »Hast du ihn erstochen? Ist er etwa tot?«
»Würdet ihr mich einfach alle in Ruhe lassen?«, fleht uns Makri an.
»Aber mit Vergnügen!«, erwidert Marihana eisig. »Ich hätte dir bestimmt keinen Besuch gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass du ein heimliches Rendezvous mit diesem knackigen jungen Toggalgax hast.«
»Ich hatte überhaupt kein Rendezvous!«, faucht Makri.
»Ist das etwa eine Zusammenkunft?«, platzt Dandelion aufgeregt heraus. »Wollt ihr mich in die Vereinigung der Frauenzimmer aufnehmen? «
Es ist nicht unbedingt das Hilfreichste, was Dandelion in diesem Moment hätte sagen können. Im nächsten Moment explodiert der Korridor in einer Kakophonie von Beschuldigungen, Gegenanklagen und allgemeiner schlechter Laune. Ghurd, Tanrose, Makri und Marihana keifen sich gegenseitig an, während Dandelion daneben steht und idiotisch grinst. Mir wird klar, dass der Vorkriegswahnsinn soeben seinen Siegeszug antritt, und da ich nichts dagegen unternehmen kann, trete ich den geordneten Rückzug in meine Gemächer an. Immerhin schreit mich keiner an. Ich sollte mich deswegen wohl eigentlich gut fühlen, aber ich bin selbst irgendwie auch nicht besonders gut gelaunt, als ich schließlich in mein Bett klettere.
19. KAPITEL
Der Miet-Landauer befördert seine drei übellaunigen Fahrgäste mühselig über den verschneiten Mond-und-Sterne-Boulevard. Ghurd, Makri und ich sitzen schweigend da, während der Kutscher sich vorsichtig einen Weg durch die vereisten Straßen sucht. Unser Phalanxdrill ist angesetzt. Das Wetter ist zwar viel zu schlecht, aber der Konsul hat entschieden, dass wir trotzdem weitermachen müssen. Makri ist unterwegs zu Lisutaris’ Villa. Die Zaubererinnung wird später auf dem Truppenübungsfeld erscheinen, und Makri muss ihren Dienst als Leibwächterin antreten. Sie hat ihre Waffen in einem Beutel auf ihrem Schoß liegen. Außerdem hat sie auch das Papier dabei, das ich bei Bewarius gefunden habe. Makri konnte einige dieser orkischen Zauberworte nicht übersetzen, aber da der Text anscheinend vom magischen Transport von Drachen handelt, sollte Lisutaris besser einen Blick auf den Wisch werfen.
Ghurd hat kaum ein Wort gesagt, seit wir in den Landauer gestiegen sind. Ich vermute, das liegt an seiner nächtlichen Auseinandersetzung mit Makri. Unser Landauer stoppt vor einer Straßensperre. Die Zivilgarde untersucht jede Kutsche. Sie suchen nach Herminis. Obwohl die Stadt sich längst in einem hysterischen Zustand befindet, ist dieser sensationelle Gefängnisausbruch keineswegs unbemerkt geblieben und stachelt die Fantasie der Öffentlichkeit an. Der Chronist weiß von einer bewaffneten Bande zu berichten, die von Zauberern unterstützt wurde und Herminis aus der Gefangenschaft befreit hat. Diese wird im Augenblick von jedem Zivilgardisten in der Stadt gejagt.
»Diesmal hast du mich wirklich reingeritten«, sage ich so leise zu Makri, dass Ghurd es nicht mithören kann.
»Kein Grund zur Besorgnis«, flüstert Makri zurück. »Lisutaris und Tinitis haben alles unter einem Verschleierungszauber verborgen.«
»Ich bin noch nicht bereit«, platzt Ghurd plötzlich heraus.
»Wozu?«
»Ich bin noch nicht reif für die Ehe!«, wiederholt er.
Ich finde nicht, dass dies jetzt der richtige Moment für eine Diskussion über dieses Thema ist, und antworte nicht. Aber Ghurd lässt nicht locker. Er packt
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