Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
antwortete Verena. „Ein Irrtum ist
ausgeschlossen!“
„Gut, dann können wir uns jetzt überlegen, welche
Möglichkeiten sich uns bieten, der Sache auf den Grund zu gehen.“
„Heißt das WIR , dass du mit helfen wirst?“, fragte
Verena aufgeregt.
„Wenn mich nicht alles täuscht, hast du mich deshalb
angerufen, oder?“
Verena sah ihn an und zögerte einen Augenblick, bevor sie
antwortete:
„Das kann ich nicht verlangen. Aber du hast mich durchschaut.
So direkt hätte ich dich nicht danach gefragt. Gehofft habe ich es schon …“
„Das ist schon OK! Abgesehen davon, dass ich das gerne mache,
gibt es ja noch einen weiteren triftigen Grund, dir zu helfen, wie du seit
einigen Minuten weißt. Wir sollten jetzt überlegen und festlegen, wie wir
weiter vorgehen.“
„Gute Idee! Nach meiner Meinung sollten wir da weitermachen,
wo ich aufgehört habe.“, schlug Verena vor.
„Du meinst bei Bent und Hartwig?“
„Ja, vor allem vor dem Hintergrund, den du eben beschrieben
hast. Zum einen wissen wir, dass sich die beiden sehr gut kennen und zum
anderen werde ich den Verdacht nicht los, dass sie irgendetwas zu verbergen
haben.“
„Ja, das sehe ich genauso. Die Frage ist, wo wir ansetzen.
Wir dürfen auch das Kloster Auethal nicht aus den Augen verlieren. Doch
zunächst werde ich mir Hartwig vornehmen. Das erscheint mir am sinnvollsten und
aussichtsreichsten zu sein. Was meinst du dazu?“
„Wie stellst du dir das vor? Und was meinst du mit vornehmen ?“
„Keine Sorge. Mit vornehmen meine ich zunächst sein
Umfeld und seinen Lebensraum. Ich habe da an seine Wohnung beziehungsweise sein
Haus gedacht. Wir haben die Anschrift und alles Weitere wird sich zeigen.“,
beruhigte er Verena. „Ich bin ganz sicher, dass sich dort konkrete Punkte
ergeben werden.“
„Was ist mit Vergil Nagy? Der Mann ist sehr suspekt und hat
für alle drei Morde kein Alibi.“, konstatierte Verena.
„Das ist richtig. Du sagtest aber, dass dein Kollege Keßler
an ihm dran ist.“, entgegnete Ben Seybold.
„Wobei ich nicht sicher bin, ob ich ihm nach seiner Beförderungüberhaupt noch trauen kann.“
„Ich glaube, du bist etwas zu voreilig. War Keßler dir
gegenüber nicht immer loyal? Hat er sich nicht immer korrekt verhalten und dich
nach Kräften unterstützt?“
„Ja, das schon.“, überlegte Verena. „Aber es ist eine andere
Situation entstanden.“
„Verena, entschuldige, wenn ich das so sage, aber du solltest
deinem Mitarbeiter gegenüber etwas mehr Loyalität zeigen. Das hat er verdient.“
Ben Seybold steckte sich eine Zigarette an, legte den Kopf
zurück und blies einen Qualmkringel in die Luft.
„Damit wir Keßlers Ermittlungen nicht stören, werde ich
zunächst Hartwig einen Besuch abstatten. Danach sehen wir weiter.“
27
+++ Montag, 24. September - 21.15 Uhr · Wohnung
von Vergil Nagy, München +++
Es war bereits dunkel, als Keßler sein Auto in unmittelbarer
Nähe des Hauses parkte, in dem es sich Vergil Nagy in seinem Apartment vor dem großen
Aquarium gemütlich gemacht hatte. Keßler betätigte den Klingelknopf und
wartete. Nichts passierte. Er drückte den Knopf ein zweites Mal und nach einem
Augenblick ertönte aus dem kleinen Lautsprecher der Wechselsprechanlage die
Frage: „Ja, bitte? Wer ist da?“
Keßler antwortete und nach einem kurzen Dialog summte das
elektrische Türschloss. Er öffnete die Tür, trat ein und fuhr mit dem Fahrstuhl
in den dritten Stock. Rechter Hand, schräg gegenüber der Fahrstuhltür, befand
sich die Eingangstür. Unter dem Klingelknopf befand sich das Namensschild mit
der Aufschrift Dr. Dr. V. Nagy SJ .
Bevor er den Klingelknopf betätigen konnte, wurde die Tür geöffnet.
Nagy schien ein vorsichtiger Mensch zu sein. Weil die Tür nur einen Spalt breit
geöffnet war, konnte Keßler nur eine Gesichtshälfte Nagys erkennen. Die
Eingangsbereich der Wohnung war nur schwach beleuchtet und das Gesicht des
Wissenschaftlers wirkte im schwachen Schein der Flurlichts unheimlich. Die
dunklen Augen Nagys funkelten als er Keßler in harschem Ton anraunzte:
„Ich finde Ihr Verhalten ziemlich impertinent! Haben Sie mal
auf die Uhr geschaut? Wie kommen Sie dazu, mir um diese Uhrzeit einen Besuch
abzustatten? Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich gesagt, dass ich nur zur
Verfügung stehe, wenn Sie mit meiner Assistenz einen Termin abstimmen!“
„Wollen wir das hier auf dem Flur besprechen?“, antwortete
Keßler kühl.
Nagy öffnete die Tür und trat zur Seite, so
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