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Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

Titel: Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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Regie übernahm und er als Befehlsempfänger und Statist agieren sollte. Es
gab also mehr als einen guten Grund, einen anderen Weg einzuschlagen. Für ihn
stand unumstößlich fest: er würde Vergil Nagy einen überraschenden Besuch
abstatten.

29
     
    +++ Dienstag, 25. September - 11.40 Uhr · Polizeipr ä sidium
M ü nchen
+++
    Vergil Nagy hatte die Nacht in einer spartanisch
eingerichteten Zelle verbracht. Man hatte ihn in einen Vernehmungsraum des
Kommissariats K 1 im ersten Stock des Präsidiums  gebracht.  Nun saß er an
einem Tisch, der in dem kleinen Raum mittig platziert war. Direkt neben der Tür
stand ein uniformierter Polizeibeamter, der Nagy fest im Blick hatte. Auf dem
Tisch stand ein Aufnahmegerät, das mit einem Mikrophon verbunden war. Keßler, der
Nagy gegenüber saß, schaltete das Gerät ein und stellte seine erste Frage:
    „Herr Dr. Nagy, ich hatte Ihnen die Frage bereits gestern
gestellt, worauf Sie die Aussage verweigerten. Wo waren Sie am Mittwoch, also
zwei Tage nach dem Tod Baumerts, zwischen 9.30 und 11.30 Uhr vormittags und am
darauffolgenden Montag zwischen 20.30 und 22.30 Uhr?“
    Nagy atmete tief ein und schaute Keßler
scharf an.
    „Ich sage es Ihnen zum letzten Mal: ohne
meinen Anwalt werde ich keine Fragen beantworten. Also, ich will sofort mit
meinem Anwalt sprechen! Sollten Sie mich daran hindern, wird das schwerwiegende
Folgen für Sie haben!“
    Keßler überging die Bemerkung lässig und
stellte unbeeindruckt die nächste Frage: „Herr Dr. Nagy, Sie sind als
Toxikologe ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der Zootoxine , also
der Tiergifte . Haben Sie beruflich oder privat mit Kegelschnecken zu tun?“
    Keßler blätterte in einem Ordner, der vor
ihm auf dem Tisch lag. Auf einer der Seiten waren einige Kegelschnecken zu
erkennen.
    „Sagt Ihnen der Name Conus geographus etwas? Haben Sie
beruflich mit Conotoxinen zu tun?“
    Nagy schwieg beharrlich und saß regungslos da, doch Keßler
ließ nicht locker.
    „Mir ist in Ihrer Wohnung und in Ihrem Büro aufgefallen, dass
die Raumtemperaturen und die Luftfeuchtigkeit ungewöhnlich hoch waren. Auch die
Luft schmeckte salzig. Haben Sie in Ihrer Privatwohnung ein Salzwasseraquarium?“
    Keßler machte eine kurze Pause, um dann zu ergänzen: „Oder anders
ausgedrückt: Halten oder züchten Sie Kegelschnecken?“
    Keßler schaute Nagy fragend an, schloss den Ordner und schob
ihn beiseite. Die Hände gefaltet, beugte er sich nach vorne und stützte sich
mit den Unterarmen auf der Tischplatte ab. Betont ruhig und gelassen forderte
er Nagy letztmalig auf, seine Fragen zu beantworten.
    „Wissen Sie, Herr Dr. Nagy, wir können das Spielchen beliebig
lange weiterspielen und …“
    „Das sehe ich anders! Sie hindern mich daran, mit meinem
Anwalt zu sprechen!“, unterbrach ihn Nagy schroff. Keßler holte gerade aus und
wollte antworten, als mit einem kraftvollen Schwung die Tür aufflog und
urplötzlich Polizeirat Bent im Raum stand. Er polterte sofort los: „Keßler, was
soll das hier werden?“
    „Wir sind mitten in einem Verhör. Es liegt ein Haftbefehl
gegen Herrn Dr. Nagy vor, der …“
    „Der nicht mit mir abgestimmt ist!“, wurde er erneut
unterbrochen. „Auf jeden Fall ist der Haftbefehl ab sofort aufgehoben. Herr Dr.
Nagy kann gehen.“
    „Aber …“
    „Nichts aber, ich sagte, dass er gehen kann. Vorher sollten
Sie sich allerdings bei ihm entschuldigen.“, echauffierte sich Bent.
    „Das werde ich ganz sicher nicht tun. Gegen Herrn Dr. Nagy
besteht dringender Tatverdacht und der Haftbefehl war völlig korrekt!“,
konterte Keßler, dessen Stimme jetzt lauter wurde und kurz davor stand, sich zu
überschlagen.
    „Unsinn! Darüber werden wir später noch zu reden haben.“,
warf er Keßler an den Kopf. „Ich werde jetzt veranlassen, dass Herr Dr. Nagy
nachhause gebracht wird.“
    Genauso schnell, wie er den Raum betreten hatte, war er auch
wieder verschwunden. Keßler saß da und blickte in das grinsende Gesicht Vergil
Nagys, der aus seinem Triumph keinen Hehl machte. Diese Runde ging eindeutig an
Nagy. Und es war nicht abzusehen, welche Konsequenzen die Aufhebung des Haftbefehls
haben könnte.

30
     
    +++ Dienstag, 25. September - 22.12 Uhr · Haus
von Peter Hartwig, Starnberg +++
    Starnberg war in den dunklen Mantel der Nacht gehüllt, als Ben
Seybold sein Auto in einer kleinen Seitenstraße parkte, die von der Seestraße
in Starnberg abging und als Sackgasse in einem Waldstück endete. Der Wagen
stand hier

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