Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
dass Keßler den
kleinen Flur betreten konnte.
„Was wollen Sie von mir?“, wollte Nagy wissen.
„Herr Dr. Nagy, Sie befinden sich in einer komfortablen
Situation.“
Keßler grinste verschmitzt und fuhr gelassen fort: „Wir
können hier miteinander in Ruhe reden oder Sie erhalten eine Vorladung und wir
führen das Gespräch im Präsidium.“
Keßler stand äußerlich ruhig da und wartete Nagys Reaktion
ab. Seine Anspannung ließ er sich nicht anmerken. Er beobachtete, dass Nagy
kurz schluckte, bevor er erwiderte: „Sie sind dabei einen großen Fehler zu
machen. Hat man Ihnen nicht eindeutig zu verstehen gegeben, dass Sie sich die TAURIS PHARMA AG
durch Ihre Ermittlungen belästigt fühlt?“
„Sie scheinen da etwas zu verwechseln, Herr
Dr. Nagy. Zum einen rede ich jetzt mit der PrivatpersonVergil Nagy und
nicht mit dem Angestellten der TAURIS PHARMA AG. Zum anderen ist es wohl eher
so, dass Sie sich belästigt fühlen und nicht Ihr Arbeitgeber. Also,
welche Variante ist Ihnen lieber? Reden wir hier und jetzt oder in Kürze im
Präsidium?“
Nagys Augen zogen sich zu Schlitzen
zusammen. Sein Blick verriet, dass Keßler ihn mit den letzten Sätzen hart
getroffen hatte.
„Das wird schwerwiegende Konsequenzen für
Sie haben! Da können Sie ganz sicher sein!“
Nagy sprach mit gedämpfter Stimme und
langsam, um jedem seiner Worte mehr Gewicht zu verleihen.
„Bringen wir es hinter uns!“
Er trat einen Schritt zur Seite und deutete
mit einer Handbewegung seinem Gast den Weg in den angrenzenden Essbereich der
Küche. Keßler setzte sich ungefragt auf einen der Stühle, die um einen kleinen
Esstisch platziert waren. Nagy nahm auf der gegenüberliegenden Seite des
Tisches Platz.
„Herr Dr. Nagy, wie Sie uns ja bereits
sagten, besuchten Sie kurz vor seinem Tod Herrn Baumert in seiner Wohnung. Sie
sagten, dass Sie ihn um circa 21.00 Uhr besucht haben und sich dort ungefähr
eine Stunde aufgehalten haben. Ist das richtig?“
„Ja.“
„Die Gerichtsmedizin hat den Todeszeitpunkt
auf die Zeit zwischen 21.00 und 22.00 Uhr datiert. Das haben wir Ihnen ja ebenfalls
bereits mitgeteilt.“
„Ja! Und ich habe Ihnen bereits gesagt, dass
ich nach dem Gespräch mit Herrn Baumert wieder ging. Zu diesem Zeitpunkt
erfreute er sich bester Gesundheit!“, stellte Nagy mit lauter werdender Stimme
fest.
Unbeeindruckt davon, stellte Keßler die
nächste Frage. „Wissen Sie, wie Herr Baumert starb?“
„Nochmal - ich weiß es nicht!“
„Dann präzisiere ich meine Frage. Wissen
Sie, wodurch Herr Baumert starb?“
„Nein, wie sollte ich …?“
„Dann verrate ich es Ihnen. Er starb durch
das Gift der Kegelschnecke.“
„Ja, und …?“
„Überrascht Sie das gar nicht?“
„Warum? Sollte es das?“
„Sie als Australienkenner, Wissenschaftler
und anerkannter Toxikologe sollten doch eigentlich wissen, dass der bevorzugte
Lebensraum der Kegelschnecke ganz sicher nicht das Büro eines Gemeindepfarrers
in Bayern ist.“
Nagy reagierte auf die Frage nur mit einem
kurzen Achselzucken. Mit einem Blick auf seine Armbanduhr gab er Keßler zu verstehen,
dass er sich langweile und es besser sei, das Gespräch zu beenden. Doch dieser
dachte nicht daran.
„Herr Dr. Nagy, es scheint, dass Sie den
Ernst der Lage - besser gesagt: Ihrer Lage - völlig falsch einschätzen.“
„Was meinen Sie damit?“
„Ihnen sollte klar sein, dass Sie unter
Verdacht stehen, Herrn Baumert ermordet zu haben!“
Damit hatte Nagy nicht gerechnet. Keßler
ging jetzt zum Frontalangriff über.
„Wo waren Sie am Mittwoch, dem 12.
September, also zwei Tage nach dem Tod Baumerts, zwischen 9.30 und 11.30 Uhr
vormittags?“, bohrte Keßler weiter.
Wieder war die Reaktion Nagys nur ein
Achselzucken, das von einem verächtlichen Blick begleitet wurde.
„Und wo waren Sie am Montag, dem 17.
September, zwischen 20.30 und 22.30 Uhr?“
Nagys Gesicht hatte wieder diesen kalten,
maskenartigen Ausdruck angenommen. Die dunklen Augen waren auf Keßlers
Nasenwurzel gerichtet, als er antwortete:
„Ich werde ohne meinen Anwalt keine weiteren
Fragen beantworten!“
Keßler erwiderte den kalten Blick mit einem
Lächeln, während er aus der Innentasche seines Sakkos ein zweifach zusammengefaltetes
Schriftstück zog, das er langsam auseinanderzog, um es dann auf den Tisch zu
legen. strich mit einer Hand darüber und schob es zu Nagy hinüber. Der warf
einen Blick darauf, als Keßler ihm sagte:
„Leider zwingen Sie mich dazu. Sie werden
schon erkannt
Weitere Kostenlose Bücher