Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Hartwig verfügte über die
Kontakte und saß direkt an der Quelle. Vermutlich funktionieren diese alten
Seilschaften auch heute noch.“
„Ja, das ist richtig. Aber unser Freund Vergil Nagy kommt
ebenfalls mühelos an die Substanzen. Auch er sitzt direkt an der Quelle.
Vermutlich wäre es für ihn sogar noch leichter als für Hartwig, die Gifte zu
besorgen.“, stellte Verena fest. „Wir sollten uns mit Nagy und Hartwig
unterhalten.“
„Das können Sie schon alleine deshalb vergessen, weil Hartwig
und Bent befreundet sind. Wenn wir uns Nagy vornehmen, droht ebenfalls Ärger.
Wir benötigen einen anderen Plan.“
„OK“, sagte Verena. „Wie können wir Bent ausschalten?“
„Das ist schwierig, aber vermutlich der einzige Weg. Dazu
brauchen wir allerdings handfeste Beweise, dass er Hartwig deckt oder noch
besser Belege, dass er Mitglied des Pornohändlerrings ist. Diese legen wir dann
Dr. Ziegler, dem Landespolizeipräsidenten vor.“
„Die Fotos!“, rief Verena.
Keßler machte eine hastige Handbewegung und Verena anzudeuten,
dass sie ein bisschen leiser sprechen sollte. Er schaute in den großen Spiegel,
der hinter Verenas Rücken die Wand verzierte und den hinter ihm liegenden Teil
des Raums zeigte.
„Ja, genau. Wir müssen dem Landespolizeipräsidenten ja nicht
verraten, wie wir an die Fotos gelangt sind.“ Er kniff ein Auge zu und grinste.
„Außerdem brauchen wir schnellstens einen
Durchsuchungsbeschluss für das Kloster Auethal und eine Genehmigung für eine
Handyortung.“
Schlagartig war Verena mit ihren Gedanken wieder bei Ben
Seybold. Noch immer hatte sie kein Lebenszeichen von ihm. Sie durften keine
Zeit verlieren.
„OK!“, sagte sie. „Wann sprechen wir mit Dr. Ziegler?“
„Wir benötigen einen Termin. Da können wir nicht einfach so
reinspazieren.“
„Ich fahre jetzt nachhause und ziehe die Fotos auf einen
USB-Stick. Dann treffen wir uns im Polizeipräsidium.“
„Haben Sie mal auf die Uhr geschaut. Es ist völlig
ausgeschlossen, dass wir Dr. Ziegler jetzt noch im Büro antreffen.“
Verena musste einsehen, dass diese übereilte Aktion zu nichts
führte. Resigniert schob sie das vor ihr liegende Smartphone zu Keßler über den
Tisch.
„Sie fahren jetzt nachhause und ich kümmere mich um den
Termin bei Dr. Ziegler. Im Vorzimmer sitzt jemand, der mir noch einen Gefallen
schuldig ist.“
Keßler warf erneut einen Blick in den Spiegel. Verena
registrierte, dass sein Gesichtsausdruck dabei sehr ernst war.
„Was ist los?“, fragte sie.
„Schräg hinter mir sitzt ein Typ. Dort hinten neben der Tür.
Kennen Sie den?“ Keßler wirkte nervös.
„Nein. Noch nie gesehen.“, antwortete Verena.
„War der schon hier, als Sie kamen?“
„Das kann ich nicht genau sagen. Ich bin mir aber ziemlich
sicher, dass er nach Ihnen reinkam.“
„Passen Sie auf! Ich glaube, dass der Typ mir hierher gefolgt
ist. Vermutlich lässt Bent mich überwachen.“, spekulierte Keßler mit gedämpfter
Stimme.
„Wir müssen ab jetzt noch vorsichtiger sein. Wir werden - nachdem
ich bezahlt habe - getrennte Wege gehen. Sie fahren nachhause und kopieren die
Fotos auf einen USB-Stick und warten dann auf mich.“
„Was haben Sie vor?“ Verena hatte Mühe, ihre Aufregung zu
unterdrücken.
„Ich werde gleich morgen früh zwei Prepaid Karten und Handys besorgen.
Danach komme ich bei Ihnen vorbei. Alles klar?“
Verena nickte bestätigend. Sie mussten davon ausgehen, dass
ihre Handys abgehört und per Ortung überwacht wurden. Bent war so jederzeit
darüber informiert, wo die beiden sich aufhielten.
„Gehen Sie jetzt!“, sagte Keßler.
„Ich bleibe noch einen Moment hier. Ich bin neugierig, wie
sich unser Freund da drüben verhält. Wenn noch etwas sein sollte, rufen Sie
mich an.“
Verena nahm noch einen Schluck Kaffee. Dann stand sie auf, ging
zur Eingangstür und verließ das Lokal. Als sie den Motor ihres Wagens startete,
warf sie automatisch einen Blick in den Außenspiegel und sah, dass ihr der
Unbekannte gefolgt war. Er stieg in eine dunkle Limousine, in der ein weiterer
Mann auf ihn wartete. Verena fuhr los. Den dunklen Wagen, der ihr folgte,
verlor sie irgendwann aus den Augen.
45
+++ Freitag, 28. September - 22.31 Uhr · Kloster Auethal +++
Die quälenden Schmerzen hatten dazu geführt, dass Ben Seybold
immer wieder das Bewusstsein verlor. Völlig erschöpft, hing er noch immer an
den handschellenartigen Befestigungen, die sich unaufhörlich immer weiter in
das
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