Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Namen zunächst unausgesprochen blieben.
„Es ist gut, dass Ihr den Punkt ansprecht, Vater .“, meldete
sich Bent zu Wort. „Ich habe die Befürchtung, dass hier etwas beziehungsweise
jemand aus dem Ruder läuft.“
Zielinski schaute Bent fragend an. „Geht das auch etwas
konkreter?“
„Ich meine den Verlust der Brüder Baumert, Böttger und
Steinhagen. Die Art und Weise, wie die drei aus dem Leben schieden, ist doch
sehr - sagen wir - skurril . Nur mit Mühe ist es mir gelungen, unseren
Bruder Vergil freizubekommen und vor einer erneuten Verhaftung zu schützen.“
Zielinskis Miene verfinsterte sich erneut. Für einige Sekunden
herrschte eisiges Schweigen, das dann mit der Kraft seiner donnernden Stimme
durchbrochen wurde:
„Du wagst es, Bruder, die Entscheidungen deines Oberen und deines
Provinzials zu hinterfragen? Das kommt einer Blasphemie gleich! Das ist
geradezu ungeheuerlich!“
Der Kardinal schäumte vor Wut und schlug bei seinem letzten
Satz mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Ich erinnere an den
Heiligen Schwur, den du geleistet hast! Dort heißt es:
Weiter verspreche ich,
dass ich keine eigene Meinung oder eigenen Willen haben will oder irgendeinen
geistigen Vorbehalt, was auch immer, selbst als eine Leiche oder ein Kadaver,
sondern bereitwillig jedem einzelnen Befehl gehorche, den ich von meinem
Obersten in der Armee des Papstes und Jesus Christus empfangen mag.
Muss ich dich wirklich daran erinnern, Bruder?“
Zielinski hatte sich von seinem Platz erhoben und betonte
gestenreich seine Worte. Er verfiel dabei in einen tranceähnlichen Zustand,
wobei die Gestik seiner Hände entschlossen und beängstigend zugleich wirkte. Den
Blick nach oben gerichtet, erweckte er den Eindruck, als würde er seine
gesprochenen Gedanken direkt von Gott empfangen. Dann prüfte er die Wirkung
seiner Worte, indem er jeden einzelnen am Tisch erneut seinem stechenden Blick
unterzog.
„Brüder, jetzt ist der richtige Augenblick, um einen Teil
unseres Gelübdes zu erneuern. Sprecht mir nach:
Außerdem verspreche
ich, dass ich, wenn sich Gelegenheit bietet, unbarmherzig den Krieg erkläre und
geheim oder offen gegen alle Ketzer, Protestanten und Liberale vorgehe, wie es
mir zu tun befohlen ist, um sie mit Stumpf und Stiel auszurotten und sie von
der Erdoberfläche verschwinden zu lassen; und ich will weder vor Alter,
gesellschaftlicher Stellung noch irgendwelchen Umständen halt machen. Ich werde
sie hängen, verbrennen, verwüsten, kochen, enthaupten, erwürgen und diese
Ketzer lebendig vergraben, die Bäuche der Frauen aufschlitzen und die Köpfe
ihrer Kinder gegen die Wand schlagen, nur um ihre verfluchte Brut für immer zu
vernichten. “
Ohne Widerspruch
folgten alle Beteiligten der Aufforderung. Wie in einer Andacht sprachen sie
die Worte gemeinsam mit dem Vater und erneuerten ihr Gelübde. Eine gespenstische
Atmosphäre erfüllte den Raum. Blinder Glaube und Gehorsam, so wie der Orden
diese seit seiner Gründung unverändert lehrte, waren feste Bestandteile eines
Ritus, der absolute Ergebenheit und Unterwürfigkeit von seinen Mitgliedern
verlangte.
„Um das Ganze hier
abzuschließen: jeder am Tisch weiß, was zu tun ist. Absolute Priorität hat die
Beseitigung unseres Gastes im Keller. - Weitere Fragen?“
Die letzte Frage war rein
rhetorischer Natur. Niemand am Tisch hätte es gewagt, eine weitere Frage an den
Kardinal zu richten. Jetzt ging es für jeden einzelnen darum, im Sinne des
Ordens und im Auftrag Gottes seinen Auftrag zu erledigen.
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+++ Freitag, 28. September - 20.17 Uhr · „Riverboat 9“ München-Schwabing +++
Die Kneipe Riverboat 9 in der Münchener Feilitzschstraße war gut besucht, als Keßler den nur schwach beleuchteten Schankraum
betrat. Vor ungefähr einer Stunde hatte er Verena angerufen und ihr diesen
Treffpunkt vorgeschlagen. Sie saß bei einer Tasse Kaffee an einem der
Fenstertische und machte mit einem Wink auf sich aufmerksam. Keßler sah sie
sofort und ging zu dem Tisch hinüber. Er nahm auf der anderen Seite des Tisches
Platz. Kaum hatte er sich hingesetzt, stellte Verena auch schon die erste
Frage:
„Was hat die KTU ergeben?“
„Ich glaube nicht, dass das die Antwort ist, die Sie erwartet
haben.“, antwortete Keßler.
„Machen Sie es nicht so spannend! Woran ist Schweikert
gestorben?“
„Das ist etwas komplizierter, als Sie vielleicht denken. Auf
jeden Fall wurde Schweikert vergiftet.“
„Also doch Kegelschneckengift. Ich wusste es
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